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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg
Autoren: Jan Beinßen
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Bea. Er war einer von diesen Typen, die ihren fob ausnutzen, um Mädchen abzuschleppen. Bea war bei so etwas nie abgeneigt – und mit dem vielem Alkohol in ihrem Blut war sie ja ein leichtes Opfer.«
    Paul zuckte zusammen. Er sollte Beate Meinefeld verführt haben? Das hatte er eher umgekehrt in Erinnerung!
    »Glaubst du, die beiden sind zurück ins Lochgefängnis gegangen, um dort zu vögeln?«, fragte Hannah nun sehr direkt.
    »Ich kann es mir zumindest vorstellen«, antwortete Nadine Schneider. »Dieser Fotograf machte am Anfang ja einen ganz netten Eindruck. Und er sah auch ziemlich gut aus. Ein bisschen so wie der Clooney. Aber je mehr er getrunken hatte, desto unheimlicher wurde er mir. Er hatte mit einem Mal so einen brutalen Ausdruck. – Ja, ich glaube, er hat Bea auf dem Gewissen.«
    Paul konnte sich nicht länger zurückhalten. Er gab seinen sicheren Lauschposten auf und bog in den schmalen Zuweg des Hauses ein. Er war noch fünf, sechs Meter von der Haustür entfernt, als er erkannte, dass sein impulsives Vorpreschen ein Fehler war.
    Denn kaum hatte Nadine Schneider ihn bemerkt, stieß sie einen schrillen Schrei aus. Sie war plötzlich leichenblass und starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Ehe er oder Hannah etwas tun oder sagen konnten, warf sie die Tür ins Schloss.
    Paul blieb stehen und betrachtete ratlos das blickdichte Glas. Er rechnete mit Vorwürfen von Hannah, weil er sich nicht vereinbarungsgemäß zurückgehalten hatte. Doch Hannah blieb stumm.
    Sie sah ihn nur sehr nachdenklich an. Paul beschlich das Gefühl, dass sein Freundschaftsbonus bei Hannah langsam, aber sicher verfiel. Seine Chancen, sich von dem Mordverdacht reinzuwaschen, waren jedenfalls kein Stück größer geworden. Im Gegenteil.
    Hannah setzte einen Blick auf, als würde sie am liebsten das Handtuch werfen, und machte Anstalten zu gehen.
    6
    Paul wusste nicht, wie er es geschafft hatte, Hannah als Dank für ihre Hilfe doch noch zu einem Kaffee am Weinmarkt zu überreden. Vielleicht hatte sie eingewilligt, weil er ihr leid tat. Vielleicht aber auch nur, weil sie durch die kräftezehrenden Ereignisse keine Energie mehr hatte, um ihm zu widersprechen.
    Sie blieb sehr schweigsam, auch als sie an einem kleinen Tisch direkt hinter der großen Frontscheibe mit dem goldenen Schriftzug Cafe Sebald saßen. Sie bestellten Cappuccino, während Paul krampfhaft nach einem neutralen Gesprächsstoff suchte. Erstens wollte er Hannah nicht noch tiefer in seine Probleme hineinziehen, und zweitens brauchte er jetzt selbst dringend eine Ablenkung. Ihm fiel nichts Besseres ein, als Hannah auf ihr Studium anzusprechen.
    »Wenig Zeit dafür«, antwortete sie einsilbig.
    »Warum? Hast du keine Lust zum Lernen oder einen neuen Freund?«, bemühte Paul sich um einen saloppen Tonfall.
    »Haha, sehr witzig. Mama hält mich kurz. Ich muss mir was dazuverdienen.«
    »Wo jobbst du denn?«
    Die Getränke wurden serviert. Paul rührte eine winzige Prise Zucker in seinen Cappuccino.
    »Als nächstes am Norisring«, sagte Hannah beiläufig und nippte am Kaffee.
    »Beim Autorennen?«, fragte Paul überrascht. »Sag bloß als Nummerngirl.«
    Hannah sah ihn finster an. »Ja. Haben Sie daran etwas auszusetzen?«
    »Nein«, sagte Paul und konnte zum ersten Mal seit Stunden richtig lächeln. »Ich finde die Vorstellung nur irgendwie exotisch bei einem Mädchen mit so viel Verstand.«
    »Immerhin war ich auch mal Nürnberger Christkind«, sagte Hannah mit zusammengekniffenen Augen. »Im goldenen Engelskostüm und mit Perücke. Jetzt trete ich eben in Hot Pants und nabelfreiem T-Shirt auf. Ich arbeite mit meinem Körper, Flemming, ich verkaufe nicht meine Seele.«
    »Schlimm genug«, feixte Paul.
    Hannah knuffte ihn am Arm. Ihr Blick war trotz der freundschaftlich neckenden Unterhaltung traurig. »Ach Flemming, was machen Sie bloß immer für einen Mist.«
    Paul griff ihren Blick auf. Auch er fühlte sich mies. »Ich weiß es doch selbst nicht, Hannah«, sagte er gedämpft.
    »Liegt es an Mama, dass Sie sich so gehen lassen?«
    »Ich lasse mich nicht gehen. Der Abend im Goldenen Ritter war ein Ausrutscher, mehr nicht.«
    »Ein Ausrutscher mit tödlichem Ausgang«, sagte Hannah ernst. »Ich verstehe ja, dass Sie wegen Katinkas Umzug nach Berlin sauer sind. Mir geht es ja nicht viel anders. Mama denkt erst einmal an ihre Karriere im Justizministerium, dann kommt lange gar nichts und am Ende stehen wir beide: ihre Tochter und ihr Lover.« Sie beugte sich zu ihm vor.
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