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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da
Autoren: James Patterson
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fast.
    An der Verandawand klebte eine Zeichnung von Gary Larson. Sie zeigte das jährliche Bankett des Weltverbands der Butler. Ein Butler war ermordet worden. Ein Messer steckte bis zum Heft in seiner Brust. Ein Kriminalpolizist am Tatort sagte: »Herrje, Collings, wie scheußlich, einen Montag mit so einem Fall anzufangen.« Die Zeichnung sollte mich daran erinnern, daß es im Leben mehr gab als meinen Job als Kriminalpolizist in D. C. Neben der Zeichnung klebte ein zwei Jahre altes Bild, das Dämon gemalt hatte, mit der Inschrift: »Für den besten Daddy aller Zeiten.« Eine weitere Mahnung.
    Ich spielte auf unserem altersschwachen Flügel Sarah Vaughan, Billie Holiday und Bessie Smith. In letzter Zeit machte Blues mich auf heimtückische Weise traurig. Ich dachte an Jezzie Flanagan. Ich konnte ihr schönes, quälendes Gesicht manchmal vor mir sehen, wenn ich in die Ferne schaute. Ich versuchte, nicht allzuoft in die Ferne zu schauen.
    Meine beiden Kinder, Dämon und Janelle, saßen neben mir auf der zuverlässigen, wenn auch etwas wackligen Klavierbank. Janelle hatte ihren kleinen Arm um meinen Rücken gelegt, so weit er reichte, das heißt, etwa ein Drittel. In der freien Hand hielt sie eine Tüte Gummibärchen. Wie immer teilte sie mit ihren Freunden. Ich lutschte langsam ein rotes Bärchen. Sie und Dämon pfiffen bei meinem Klavierspiel mit, obwohl Jannies Pfeifen eher ein Spucken nach einem festgelegten Rhythmus ist. Auf dem Klavier lag ein ramponiertes Exemplar von Grüne Eier und Schinken und vibrierte im Takt.
    Jannie und Dämon wußten beide, daß ich in letzter Zeit Kummer gehabt hatte, jedenfalls in den letzten Monaten. Sie versuchten, mich aufzuheitern. Wir spielten und pfiffen Blues, Soul und eine Mischung aus beidem, aber wir lachten und alberten auch, wie es Kinder wie wir nun einmal tun.
    Solche Augenblicke mit meinen Kindern waren mir lieber als der Rest meines Lebens zusammengenommen, und ich verbrachte immer mehr Zeit mit ihnen. Die Kinderbilder von Kodak erinnern mich daran, daß meine Kleinen bald sieben und fünf Jahre alt werden. Ich hatte nicht vor, etwas von ihrer Kindheit zu versäumen. Uns unterbrach das Geräusch schwerer Schritte auf der Holztreppe zu unserer Hinterveranda. Dann klingelte es an der Tür; es läutete blechern: einmal, zweimal, dreimal. Wer auch immer draußen sein mochte, hatte es sehr eilig.
    »Ding, dong, die Hexe ist tot«, lautete Dämons Inspiration durch den Augenblick. Er trug eine Sonnenbrille mit Gummiband, seine Vorstellung von einem coolen Typen. Er war tatsächlich ein cooler kleiner Typ.
    »Nein, die Hexe ist nicht tot«, konterte Jannie. Mir war in letzter Zeit aufgefallen, daß sie überzeugt für ihr Geschlecht eintrat. »Vielleicht sind es gar keine Neuigkeiten über die Hexe«, sagte ich mit dem richtigen Zeitgefühl und im richtigen Ton. Die Kinder lachten. Sie verstehen die meisten meiner Witze – ein furchterregender Gedanke.
    Jemand schlug Hartnäckig gegen den Türrahmen, und mein Name wurde gerufen, wehklagend und alarmierend. Gottverflucht noch mal, laß uns in Ruhe. Wir können im Augenblick in unserem Leben weder Wehklagen noch Alarmierendes brauchen. »Dr. Cross, bitte kommen Sie! Bitte! Dr. Cross!« gingen die lauten Rufe weiter. Ich erkannte die Frauenstimme nicht, aber das Privatleben scheint nicht zu zählen, wenn man mit Vornamen Doktor heißt.
    Ich hielt die Kinder fest, legte die Hände auf ihre kleinen Köpfe. »Ich bin Dr. Cross, nicht ihr. Summt einfach weiter und haltet meinen Platz frei. Ich komme gleich wieder.«
    »Ich komme wieder!« sagte Dämon und imitierte den Terminator, so gut er konnte. Ich lächelte über seinen Scherz. Er ist schon ein richtiger kleiner Klugscheißer.
    Ich rannte zur Hintertür, packte unterwegs meinen Dienstrevolver. Meine Gegend kann sogar für einen Cop – und ich bin einer gefährlich sein. Ich schaute durch die trüben, schmierigen Glasscheiben auf die Verandatreppe hinaus.
    Ich erkannte die junge Frau. Sie wohnte in der Sozialsiedlung Langley. Rita Washington war eine dreiundzwanzigjährige Süchtige, die auf unseren Straßen herumgeisterte wie ein graues Gespenst. Rita war nicht dumm, war recht nett, aber leicht zu beeinflussen und schwach. Ihr Leben hatte eine schlimme Wende genommen, sie hatte ihr gutes Aussehen verloren und war jetzt vermutlich nicht mehr zu retten.
    Ich machte die Tür auf und spürte einen kalten, feuchten Windstoß im Gesicht. Auf Ritas Händen, Handgelenken und auf
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