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Pastworld

Pastworld

Titel: Pastworld
Autoren: Ian Beck
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elektrischen Schienen funkensprühend auf ihn zugerattert kamen. Er presste sich an die Tunnelwand, der Zug fuhr dicht an ihm vorbei und bog in den Seitenarm ein. Er konnte die Passagiere in den einzelnen Waggons sehen. Polizisten und Sicherheitsleute von Buckland, wie zur Hauptverkehrszeit in einer Großstadt zu Dutzenden in die Waggons gequetscht. Einige von ihnen bluteten und waren offensichtlich verletzt. Auf den Seitenflächen der Waggons waren schartige Einschusslöcher und Löcher von Granateneinschlägen zu sehen. Einige der Männer klammerten sich an ihre Waffen, sie sahen aus wie müde Krieger, die aus der Schlacht heimkehren.
    Er kroch zurück in den Tunnel, wo BibleMac im Dunkeln auf ihn wartete.
    »Was war das denn?«, wollte BibleMac wissen. »Ich dachte, ich hätte einen Zug gehört.«
    »Hast du auch«, erwiderte Catchpole, »sogar einen elektrischen. Jemand ist uns zuvorgekommen, jemand Offizielles. Komm weiter.«
    Sie gingen den unbenutzten Tunnel hinunter, passierten die Kreuzung mit den sauberen und gut gewarteten Schienen, die in den Seitenarm führten und in der Dunkelheit verschwanden. Kurz darauf versperrten ihnen verbogene Geländerteile und Bruchstücke von Mauerwerk den Weg. Im Tunneleingang lagen überall Leichen und einzelne Körperteile von zerlumpten Männern.
    »Mein Gott«, sagte Catchpole, »das reinste Schlachtfeld.«
    BibleMac lief durch die dunkle, blutige Masse und traute seinen Augen nicht.
    »Wer war das?«, fragte er, als sie in helleres Licht kamen. Er blickte auf die Wände und den blutbeschmierten Bahnsteig.
    »Die Buckland Corporation«, sagte Catchpole angeekelt. »Ich habe einen U-Bahn-Zug voll mit Polizisten und Kadetten gesehen, sie müssen es gewesen sein. Das war ein geplanter Tötungsangriff. Jemand von oben wollte, dass die zerlumpten Männer vernichtet werden.«
    »Sehen Sie mal da«, sagte BibleMac. »Dort liegt Mrs Boulter, man hat ihr in den Kopf geschossen. Was macht sie hier?«
    »Ihrem Boss berichten natürlich, dem Phantom«, sagte eine Stimme und Inspektor Lestrade trat aus dem Schatten hervor. »Ich hoffe, dass die Waffen angemeldet sind. Es tut mir leid, dass Sie uns sozusagen ›auf frischer Tat‹ ertappt haben, Sergeant Catchpole, aber wir waren gezwungen zu handeln und diesen Saustall auszuräuchern. Bis morgen früh wird diese Schweinerei hier beseitigt und so manch einer wird klüger geworden sein.«
    »Schweinerei?«, sagte Catchpole. »Das waren Menschen – Männer und Frauen. Hätte man sie nicht vor Gericht stellen müssen? Das hier ist schlicht und einfach Grausamkeit, nichts anderes.«
    »Ich hielt Sie für einen Mann der Firma, Catchpole?«
    »Ich bin Polizist und hielt Sie ebenfalls für einen solchen, Lestrade – und nicht für einen kaltblütigen Mörder.«
    »Sie haben die Schlacht eröffnet. Wir hatten keine andere Wahl und jetzt müssen wir uns um den Kopf der Schlange kümmern«, sagte Lestrade und zeigte nach oben.

55
     
    Eve und Caleb standen wartend auf der Treppe. Aus dem Stockwerk über ihnen hörten sie Stimmen. Dort war jemand, zusammen mit dem Phantom und Lucius. Eve legte den Finger auf die Lippen. Dann verstummten die Stimmen.
    Sie schlichen die letzten Stufen hinauf, in einen Gang, wo eine rotäugige künstliche Ratte versuchte, sie am Weitergehen zu hindern. »Sperrzone, kein Zutritt«, sagte sie. Sie ignorierten sie und stiegen eine behelfsmäßige hölzerne Treppe hinauf, die zur Spitze des Turms führte.
    Caleb ging voran. Er steckte den Kopf in den Wind und die Dunkelheit. Der Lärm der Menschenmassen drang von weit unten bis nach hier oben. Zwischen den gefährlich freiliegenden Tragbalken der Turmspitze standen drei Gestalten: sein Vater, das Phantom und ein älterer Mann, den er nicht kannte. Zwei Luftschiffe waren mit leerlaufenden Luftschrauben in der Nähe verankert, bereit zum Abflug.
    Caleb drehte sich um und bedeutete Eve, nach oben zu kommen. Sie stellte sich neben Caleb auf die Tragbalken. Die Haare wehten über ihr perfekt geformtes Gesicht, als sie sich zu ihrer vollen Größe aufrichtete.
    Dann schritt sie über einen schmalen Balken auf die provisorische Plattform zu, auf der die drei Männer standen.
    Caleb versuchte, ihr über den breiten Stahlträger zu folgen. Obwohl er seinen Revolver als eine Art Balancierstange benutzte, blieb er nach einem Schritt entsetzt stehen. Aus Versehen hatte er einen Blick auf die Menschenmenge geworfen, die sich fast zweihundert Meter unter ihnen befand. Das reichte.
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