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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch
Autoren: Dan Wells
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getötet hat. Einige unter uns haben entschieden, die Zivilisation,
die wir zu unserem Schutz aufgebaut haben, sei der Feind. Wir kämpfen nach wie
vor für das, was uns gehört, aber mittlerweile kämpfen wir auch gegeneinander.
Seit vor zwei Jahren das Zukunftsgesetz erlassen wurde, verbrennt die Stimme , diese Vereinigung von Gaunern, diese Truppe
bewaffneter Verbrecher in der schändlichen Verkleidung von Revolutionären,
unsere Farmen, plündert unsere Lager und tötet ihr eigen Fleisch und Blut. Ihre
eigenen Brüder und Schwestern, ihre Mütter und Väter und – Gott möge uns helfen – sogar ihre eigenen Kinder. Denn das sind wir doch: eine große Familie. Wir
können es uns nicht erlauben, gegeneinander zu kämpfen. Wie auch immer ihre
Motive aussehen, was auch immer sie angeblich vertreten, diese Stimmen – nein, bezeichnen wir sie als das, was sie sind –,
diese Barbaren wollen einfach zu Ende führen, was die Partials begonnen haben.
Aber das lassen wir nicht zu.« Nun klang seine Stimme hart und entschlossen.
»Wir sind eine Nation und ein Volk.« Er hielt inne. »Oder besser – wir sollten
es sein. Ich hätte Ihnen gern erfreulichere Neuigkeiten mitgeteilt, aber die
Abwehr hat gestern eine Bande der Stimme beim Überfall
auf ein Nachschubdepot erwischt. Wollen Sie wissen, wo das war? Erraten Sie
es?«
    Einige Zuschauer brachten ihre Vermutungen zum Ausdruck und riefen
laut die Namen entlegener Farmen und Fischerdörfer, doch das riesige Holobild
schüttelte traurig den Kopf. Kira richtete den Blick auf den Mann selbst, eine
winzige Gestalt in einem abgetragenen Anzug, der im Scheinwerferlicht beinahe
weiß schimmerte. Er wandte sich langsam um und schüttelte den Kopf, als die
Zuschauer Orte auf der ganzen Insel nannten. Schließlich deutete er auf den
Boden.
    »Es war hier«, sagte er. »Genauer gesagt – dort drüben südlich des
Turnpike in der alten Kellenberg Highschool. Es war nur ein kleiner Angriff,
den wir ohne großes Blutvergießen abwehren konnten, und Sie haben vielleicht
nicht einmal davon gehört. Trotzdem, die Feinde waren dort. Wie viele von Ihnen
leben dort in der Nähe?« Er hob die Hand und nickte dem Publikum zu. Viele
folgten seinem Beispiel. »Ja«, sagte er. »Sie leben genau dort, ich lebe auch
dort. Es ist der Kern unserer Gemeinde. Die Stimme versteckt sich nicht mehr irgendwo draußen im Wald, sie ist hier in East
Meadow, mitten unter uns. Sie wollen uns von innen her zersetzen, aber das
lassen wir nicht zu!« Die letzten Worte hatte er gebrüllt, und einige Zuschauer
erwiderten den Ruf, unter ihnen auch Haru.
    »Die Stimme kämpft gegen das
Zukunftsgesetz«, sagte er. »Sie nennen es Tyrannei, Faschismus und Zwang. Wir
nennen es unsere einzige Hoffnung. Wir wollen der Menschheit eine Zukunft
schenken, sie wollen in der Gegenwart leben und jeden töten, der sie daran hindert.
Ist das Freiheit? Wenn wir in den letzten elf Jahren überhaupt etwas gelernt
haben, meine Freunde, dann ist es die Einsicht, dass Freiheit eine
Verantwortung mit sich bringt und dass man sie sich verdienen muss. Sie ist
kein Freibrief für Rücksichtslosigkeit und Anarchie. Wenn wir eines Tages trotz
unserer Bemühungen und Entschlossenheit fallen werden, dann soll es meinetwegen
geschehen, weil unsere Feinde uns besiegt haben, aber nicht weil wir uns selbst
vernichtet haben.«
    Kira lauschte stumm, die Ansprache hatte sie ernüchtert. Der
Gedanke, bald schwanger zu werden, behagte ihr gar nicht. Ihr blieben noch
nicht einmal zwei Jahre, bis sie alt genug war, aber sie wusste, dass der Mann
recht hatte. Die Zukunft war das Wichtigste, ganz gewiss wichtiger als die
Unsicherheit eines Mädchens vor dem nächsten Schritt.
    Senator Hobb sprach leise, aber voller Entschlossenheit und Inbrunst
weiter. »Die Stimme widersetzt sich dem
Zukunftsgesetz und hat beschlossen, die strikte Ablehnung mit Mord, Diebstahl
und Terrorismus zum Ausdruck zu bringen. Es ist ihr Recht, anderer Meinung zu
sein, aber ihre Methoden sind unerträglich. Vor nicht allzu langer Zeit gab es
eine andere Gruppe, die zu den gleichen Methoden griff. Es war eine Gruppe, die
nicht mit dem Stand der Dinge einverstanden war und zu rebellieren beschloss.
Man nannte sie die Partials. Der Unterschied besteht darin, dass die Partials
gedankenlose, gefühllose, unmenschliche Killer waren. Sie töten, weil wir sie zu
diesem Zweck konstruiert haben. Die Stimmen sind
Menschen und daher in gewisser Weise sogar noch gefährlicher.«
    Ein Raunen
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