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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch
Autoren: Dan Wells
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wölbten sich über den wachsenden
Baumwurzeln auf, das Unkraut wucherte, und riesige Dickichte von Kudzubohnen
überzogen alles wie ein Teppich. Wiesen und Höfe gab es nicht mehr, in den
Fenstern war keine einzige Glasscheibe mehr heil geblieben. Auch in den Seitenstraßen,
die weniger stark befahren waren als die Hauptstraße, wucherte das Grün. Mutter
Natur eroberte langsam alles zurück, was die alte Welt ihr gestohlen hatte.
    Kira mochte das in gewisser Weise. Niemand konnte der Natur
Vorschriften machen.
    Wieder fuhren sie eine Weile schweigend dahin, bis ein Soldat nach
Norden deutete und einen Ruf ausstieß.
    »Messies!«
    Kira wandte sich um und betrachtete die Stadt. Aus den Augenwinkeln
nahm sie eine Bewegung wahr – einen Schulbus, an dessen Seiten alle möglichen Gegenstände
hingen. Auf dem Dach waren Kisten, Schachteln und Möbel aufgestapelt und mit
Hunderten Metern Seil gesichert. Daneben stand ein Mann, der aus einem alten
Auto Benzin abzapfte. Zwei Jugendliche, Kira schätzte sie auf fünfzehn und
siebzehn, warteten neben ihm.
    »Mann«, sagte Marcus, »der fährt immer noch mit Benzin!«
    »Vielleicht hat er eine Methode gefunden, um es zu filtern.«
Neugierig musterte Gianna den Bus. »So halten sie es in vielen entlegenen
Gemeinden. Das macht zwar den Motor kaputt, aber es ist ja nicht so, als gingen
uns in der nächsten Zeit die Fahrzeuge aus.«
    »Er sollte in die Stadt ziehen«, meinte Turner. »Dort hätte er ein
richtiges Haus, wir könnten ihm Strom liefern und für seine Sicherheit sorgen
und … und so weiter.«
    »Es geht doch nichts über Mobilität«, warf Gianna ein. »Und
Anonymität und Freiheit …«
    »Was meinen Sie mit Freiheit?«, fragte der Soldat neben Kira. Dem Namensschild
nach hieß er Brown. »Wir sind doch frei. Was der da lebt, ist Anarchie.«
    »Vielleicht geht es auch um Sicherheit«, warf Gianna ein.
    Brown zeigte ihr sein Gewehr. »Wie nennen Sie das hier?«
    »Die größten Gemeinden sind bei dem Aufstand der Partials als Erste
gefallen«, erklärte Gianna. »Ballungsgebiete sind leichte Ziele, und wenn die
Partials, wo immer sie zurzeit auch sind, eine neue Version von RM entwickeln, gegen die unsere Immunität nichts nützt,
helfen uns auch die Waffen nicht weiter. Dann wäre East Meadow sogar der
schlechteste Ort, an dem man sich aufhalten kann.«
    »Vielen Dank auch«, erwiderte Brown. »Ich bin froh, dass meine
gefährliche Arbeit so sehr geschätzt wird.«
    »Ich schätze Ihre Arbeit durchaus«, beschwichtigte Gianna ihn. »Ich
meine nur … nun, ich habe es ja gesagt. Offensichtlich habe ich mich auch
selbst entschieden, in East Meadow zu leben. Ich wollte nur erklären, warum er
das möglicherweise anders sieht.«
    »Wahrscheinlich ist er eine Stimme «,
grollte ein anderer Soldat. »Er erzieht die Kinder, damit sie später als Spione
und Meuchelmörder oder Schlimmeres eingesetzt werden können.«
    Brown stieß einen Schwall von Schimpfworten aus, und Kira wandte
sich ab. Sie achtete nicht mehr auf die Soldaten, sondern genoss den Luftzug im
Gesicht. Von diesen Streitereien hatte sie wirklich die Nase voll. Es war ein
heißer Tag, aber durch den Wind war die Fahrt angenehm, und sie genoss es
immer, wenn sie sich an Marcus kuscheln konnte. Sie dachte an die arbeitsreiche
Nacht und den Morgen, an das tote Kind und an alles andere. Was hat mein Vater
immer gesagt?, überlegte sie. Ich bin stärker als meine Prüfungen.
    Ja, ich bin stärker als meine Prüfungen.

3
    Sie erreichten Asharoken einige Stunden später, als es
bereits wieder dunkelte. Kira hoffte, sie könnten die Bergung rasch abschließen
und ein Stück vom Strand entfernt lagern. Asharoken war eher ein Stadtviertel
als ein eigener Ort und durch ununterbrochene Häuserzeilen und Straßen mit dem
Rest der Insel verbunden. Kira erkannte sofort, warum die Späher sich hier
nicht lange aufgehalten hatten. Die Siedlung lag auf einer Landzunge, die sich
von der Insel aus ein ganzes Stück nach Norden erstreckte. Auf einer Seite gab
es die Meerenge, auf der anderen eine Bucht. Eine Küstenstrecke machte die
Leute nervös. Gleich zwei Küsten, das war mehr, als die meisten ertrugen.
    Der Wagen hielt vor einer kleinen Tierklinik, und Marcus stöhnte.
»Du hast uns nicht verraten, dass es ein Hundedoktor ist, Jayden. Was wollen
wir hier finden?«
    Jayden sprang vom Wagen. »Wenn ich das wüsste, hätte ich es vor zwei
Tagen bereits mitgenommen. Die Rekruten haben Medikamente und einen
Röntgenapparat
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