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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch
Autoren: Dan Wells
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musste ihr schrecklich wehtun. Madison war
noch nicht schwanger, aber das war nur eine Frage der Zeit. »Es tut mir so
leid. Wir gehen gleich nach der Sitzung zu ihr. Vielleicht können wir etwas für
sie tun.«
    »Das ist eine gute Idee«, antwortete Kira, »aber ihr müsst auf mich
verzichten. Wir haben heute einen Bergungseinsatz.«
    »Du warst doch schon die ganze Nacht auf«, protestierte Madison. »Du
kannst nicht auch noch einen Bergungseinsatz übernehmen.«
    »Ich lege mich ein Weilchen hin, ehe wir aufbrechen«, erklärte Kira.
»Aber ich muss mitgehen. Bei der Arbeit war ich nicht sonderlich aufmerksam,
und ich kann die Abwechslung gut brauchen. Außerdem muss ich Skousen beweisen,
dass ich nicht überfordert bin. Die Abwehr braucht bei dem Bergungseinsatz
einen Sanitäter, und ich will die beste Sanitäterin sein, die sie je hatten.«
    »Sie können sich glücklich schätzen, dass du mitfährst.« Madison
umarmte sie noch einmal. »Ist Jayden auch dabei?«
    Kira nickte. »Er ist der verantwortliche Sergeant.«
    Madison lächelte. »Umarm ihn für mich!« Jayden und Madison waren Geschwister,
allerdings nicht durch Adoption, sondern dank ihrer Geburt. Sie waren die
einzigen leiblichen Verwandten, die überhaupt noch auf der Insel lebten. Manche
betrachteten sie als lebenden Beweis dafür, dass die Immunität gegen RM genetisch bedingt sei, was die Tatsache, dass bisher
kein Neugeborenes überlebt hatte, umso entmutigender machte. Kira hielt Madison
und Jayden dagegen eher für eine Anomalie, die sich nicht reproduzieren ließ.
    Wie Madison oft erklärte, war Jayden außerdem der attraktivste Mann,
der noch auf dem Planeten wandelte. Kira warf Marcus einen boshaften Blick zu.
»Nur eine Umarmung? Ich könnte ihm auch ein paar Küsse übermitteln.«
    Marcus wandte sich verlegen an Haru. »Hast du eine Ahnung, worum es
bei der Sitzung geht?«
    Kira und Madison lachten, und Kira seufzte glücklich. Madison
wusste, wie sie ihre Stimmung heben konnte.
    »Sie schließen die Schule«, berichtete Haru. »Die jüngsten Kinder
auf der Insel werden vierzehn, und inzwischen gibt es praktisch mehr Lehrer als
Schüler. Vermutlich erteilen sie allen die Abschlüsse, damit sie mit der
Berufsausbildung beginnen können, und dann dürfen sich die Lehrer eine
nützlichere Beschäftigung suchen.«
    »Glaubst du wirklich?«, fragte Kira.
    Haru hob die Schultern. »So würde ich es jedenfalls handhaben.«
    »Wahrscheinlich jammern sie wieder über die Partials«, sagte
Madison. »Das kann der Senat immer noch am besten.«
    »Wäre es ihm zu verdenken?«, wandte Haru ein. »Immerhin haben die
Partials alle Menschen auf der Erde umgebracht.«
    »Mit Ausnahme der hier Anwesenden«, berichtigte Marcus ihn.
    »Ich sage ja nicht, dass sie nicht gefährlich waren«, warf Madison
ein. »Aber es ist elf Jahre her, seit der letzte Partial gesichtet wurde. Das
Leben geht weiter. Außerdem haben wir zurzeit größere Probleme. Ich nehme an,
sie werden über die Stimme diskutieren.«
    »Wir werden es bald herausfinden.« Kira nickte in Richtung Norden.
Hinter den Bäumen war das Dach der Sporthalle zu erkennen. Der Senat hatte
natürlich einen eigenen Versammlungssaal, doch Sitzungen wie diese, an denen
die ganze Stadt teilnehmen sollte, wurden in der Sporthalle abgehalten. Die
Plätze waren meist nicht vollständig besetzt, doch die Erwachsenen behaupteten,
früher, als es noch Sportveranstaltungen gegeben hatte, sei sie ständig ausverkauft
gewesen. Vor dem Zusammenbruch.
    Kira war damals fünf Jahre alt gewesen. An die alte Welt konnte sie
sich kaum noch erinnern, und ihren spärlichen Erinnerungen traute sie nicht.
Manchmal sah sie das dunkle Gesicht und das widerspenstige schwarze Haar ihres
Vaters vor sich, der sie durch die Brille mit dem klobigen Gestell anblickte.
Sie hatten in einem mehrstöckigen Haus gewohnt – sie war ziemlich sicher, dass
es gelb angestrichen gewesen war –, und zu ihrem dritten Geburtstag hatte es
eine Party gegeben. Freunde im gleichen Alter hatte sie nicht gehabt, also
waren keine kleinen Kinder zu Besuch gekommen, aber dafür die meisten Freunde
ihres Vaters. Sie erinnerte sich noch, dass er ihr eine große Spielzeugkiste voller
Stofftiere geschenkt hatte, die sie allen hatte zeigen wollen. Deshalb hatte
sie den Kasten mühsam schnaufend durch den Flur geschoben. In ihrer Erinnerung
kam es ihr so vor, als hätte es eine halbe Stunde gedauert, aber in Wahrheit
war die Spanne viel kürzer gewesen. Als sie
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