Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Titel: Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
Autoren: Marianne de Pierres
Vom Netzwerk:
Ibis.
    Ich rutschte gereizt auf dem gefühlsaktiven Barhocker umher. Er schüttelte sich leicht und hauchte eine Beschwerde. Ich drückte auf sein Sensorfeld.
    »Ich bin keineswegs gleichgültig. Ich wünschte, ich wär’s«, sagte ich.
    Anstatt weiterzudiskutieren, seufzte Ibis resigniert. »Ich weiß.« Er zuckte mit den Schultern und stürzte ein weiteres Glas herunter. »Diesmal kommst du nicht mit dem Leben davon, das ist dir hoffentlich klar.«
    Ibis’ Warnung, so nüchtern ausgesprochen, ließ mich unwillkürlich schaudern.
    Zwei große, stille Tränen quollen ihm aus den Augen. Bemitleidete er mich? Oder sich selbst? Ich bekam keine Gelegenheit, ihn danach zu fragen, denn er sackte vorwärts auf die Theke und fiel in ein lautstarkes Dösen.
    Ich machte Larry Hein ein Zeichen mit dem Finger über der Kehle: Ibis sollte nichts mehr zu trinken bekommen.
    Larry nickte und gab mir Ibis’ Bier zum Nachspülen.
    Ich beobachtete, wie Larry sich die spitzenbesetzte Schürze glatt strich. Darunter trug er ein Latex-Jumpsuit – als hätte er nach Lokalschluss eine heiße Verabredung. Die Vorstellung, dass Larry überhaupt eine Libido besaß, lenkte mich kurz von meinem Verdruss darüber ab, dass Teece sein Versprechen nicht hielt. Männer mussten bei mir immer an der Kette rütteln.
    Zum Beispiel Loyl-me-Daac, mein Verflossener. Wann hatte er mir je die Wahrheit gesagt? So sehr ich auch hinter ihm her war, so konnte ich doch einfach nicht die Persönlichkeitsstörungen ertragen, die bei ihm mit zum Paket gehörten. Er und ich waren wie eine altmodische Münze: zwei Seiten der gleichen Schöpfung. Ständig miteinander verbunden, aber immer eine andere Sichtweise.
    Er wollte eine bessere Welt für seine wenigen Auserwählten. Ich wollte eine bessere Welt für jeden, der eine bessere Welt wollte. Ob man es glaubt oder nicht, das ist ein gewaltiger Unterschied.
    Ich hatte ihn eine ganze Woche lang nicht mehr gesehen und lechzte schon nach dem nächsten Treffen.
    Auf die Straße achten, Parrish.
    Ich rief mir ins Gedächtnis zurück, dass ich Daac im Moment hasste.
    »M-Ms P-Plessis. Dürfte ich Sie kurz sprechen?«
    Ms Plessis? Teeces Mädchen, Honey, war liebreizend, feminin und höflich, die Sorte Frau, die Kerle sich mit einem Arm zart an die Brust quetschen wollen, während sie ihr mit der anderen Hand unter den Rock fassen.
    Ich war eifersüchtig wegen der Geschichte zwischen ihr und Teece, aber ich unterdrückte die Anwandlung. Ich hatte Teece nichts als Ärger und Scherereien beschert. Er führte mein Geschäft und liebte mich trotz meiner Fehler viel zu sehr. Jetzt hatte er jemanden gefunden, der ihn wiederlieben konnte und vielleicht auch morgen noch am Leben war.
    »Nenn mich Parrish. Und beeil dich.« Mit der einen Hand fingerte ich an der Pistole herum, und mit der anderen zupfte ich gereizt am Bierdeckel.
    Honey biss sich auf die hübsche rosa Lippe und machte große, nervöse Augen.
    Scheiße. Das hasste ich.
    »T-Teece sagte, Sie… Du suchst nach einem Bio-Hacker. V-vielleicht kann ich dir helfen.«
    Aha. Ich sah zu Teece hinüber. Er hatte die Vreal-Handschuhe noch an, aber er boxte nicht mehr.
    Ich begriff, welches Geschenk er mir gerade gemacht hatte. Ich musste nach Jinberra hinein, und er hatte vielleicht einen Weg dazu gefunden… einen Weg, bei dem er riskierte, sein neues Grrl mit reinzuziehen.
    Ich sah ihm dankbar in die Augen. Er wandte voll Schmerz und Schuld den Blick ab.
    »Wo wohnt dieser Bio-Hacker?«
    »Innenring.«
    Viva. Ich hatte Honey gleich für ein Grrl aus der City gehalten. Zum Beispiel, weil ihre Fingernägel sauber waren.
    Sie atmete tief durch. »Wenn ich dir von ihm erzähle… über mich… dürfen die da nichts erfahren…« Wie ein Kind schob sie sich den Daumen in den Mund.
    Ich fühlte mich an Mei Sheong erinnert, die verrückte Chino-Schamanin mit dem pinkfarbenen Haar, die mich irgendwann noch in den Wahnsinn treiben würde. Noch eine Loyl-me-Daac-Süchtige.
    In mir regte sich die Neugierde. »Wer?«
    Daumen raus. Nervöses Schlucken. »Delly. I-ihm gehört ein Vergnügungsclub auf Brightbeach namens Luxoria. Seine Kunden stammen aus den höchsten Kreisen: Medien, Royals, Sportler.«
    »Warum ist er hinter dir her?«
    »Er hat es nicht gern, wenn seine Angestellten sich davonmachen. Teece hat gesagt, du würdest ganz sicher auf mich Rücksicht nehmen, wenn ich es dir erkläre.«
    Meine Finger zuckten so hart am Holster, dass ich mir beinahe die Zehenkappe meines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher