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Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Titel: Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
Autoren: Marianne de Pierres
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beschäftigt, mit der sabbernden Zunge den Fußboden zu wischen. Tatsächlich senkte sich insgesamt eine Art verblüffter Stille über Heins Bar.
    Das war mehr als nur ansatzweise beunruhigend für eine Trinkanstalt der hartgesottenen Sorte, die sich ihres Dekors aus Holocaust-Motiven und mehr klebrigen Hinterzimmerschweinigelschunds rühmte, als irgendjemand brauchen konnte. Selbst der phlegmatische Wirt, Larry Hein, zog sich hinter seine Cred-Comm-Konsole zurück, um etwas Beruhigendes zu schnupfen.
    Vielleicht war es doch keine so tolle Idee gewesen, einen neuen Look ausgerechnet bei Larrys Stammgästen auszuprobieren. Parrish Plessis, Kriegsherrin und in jeder Hinsicht hartgesottene Femme, hatte sich in eine Bein-und-Haar-Prinzessin verwandelt… Der Himmel war herabgestürzt.
    Immerhin, ein Funke Grrlie-Trost bot sich mir: Tingle Honeybee – Teeces Mädchen – sah aus, als stehe sie kurz vor der Ohnmacht.
    Ich blickte die Bar entlang zu Ibis. Er saß dort wieder und trank. Schnapsgläser drängten sich zwischen uns auf dem Tresen. Er hob mit beiden Händen seinen Kopf und sah mich an; vor Ehrfurcht hing ihm das Kinn herunter. »Heiliges Wunder.«
    Mein Gesicht flammte auf. Wäre ich ein Durchschnittsmensch gewesen, ich hätte darum gebetet, der Boden würde sich auftun und mich verschlingen – ich aber wünschte ihnen allen eine Seuche an den Hals, für die es kein Beispiel gab.
    Ich setzte mich neben Ibis und ärgerte mich darüber, dass ich am Rock herumfummeln musste, damit er mir nicht an den Schenkeln hochrutschte.
    »Weischt du, die Pischtole verrät dich ein bisschen«, lallte Ibis.
    Ich blickte auf das Holster – nur eines statt zwei, mein Zugeständnis an die Grrlie-Geschichte.
    »Das ist nur ein Probelauf«, krächzte ich zu meiner Verteidigung. »Larry, wo bleibt mein Glas?«
    Ich befeuchtete mir die Kehle und versuchte, das Prickeln der Verwirrung ringsum zu ignorieren.
    Teece war am schlimmsten. Sein Blick prickelte nicht, er brannte. Trotz seines Versprechens hatte er keine Neuigkeiten. Statt mit mir zu reden, stapfte er zu einer Vreal-Nische und begann, einen Satz Handschuhe durch die Gegend zu schmettern; Honey ließ er allein an der Theke sitzen.
    Seufzend wandte ich mich wieder Ibis zu. Was jetzt?
    »Also hast du dich bei Teece durchgesetzt«, sagte Ibis.
    »Wie immer.« Ich bemerkte seine gefleckte Haut. »Wie geht es dir denn?«
    Ibis war voll Frische und Begeisterung ins Tert gekommen. Mittlerweile war er ausgelaugt, unzufrieden und mehr als nur schwer betrunken. Deswegen fühlte ich mich ganz hübsch schuldig. Er war mein Kumpel, und ich hatte mich nicht besonders gut um ihn gekümmert.
    Ibis räusperte sich und blähte auf eine Weise die Wangen, die mir verriet, dass er sich etwas von der Seele reden musste. Ich trank an meinem Tequila, während Ibis sich zum Wesentlichen vorarbeitete.
    »Ich wusste, dass es hier ziemlich rau zugeht, Parrish. Ich wusste, dass mich der Dreck und die Armut ziemlich abstoßen würden. Aber ich war so naiv, dass ich geglaubt habe, es würde mich nicht berühren. Nun, ich habe mich geirrt.« Er seufzte. »Kein Mensch sollte so lügen müssen, wie es hier nötig ist. Das Problem ist, ich kann jetzt einfach nicht mehr verschwinden und alles vergessen. Der Gestank, der Schmutz, die Misshandlungen… sie bleiben.«
    Ich bewahrte ein ausdrucksloses Gesicht. Noch nie hatte ich Ibis leidenschaftlich über ein Thema sprechen gehört. Das war normalerweise meine Ecke im Boxring. Wo war der kokette, frivole Freund, den ich kannte?
    Der Alkohol hatte ihn in eine sentimentale Stimmung versetzt, und daraus musste ich ihn wieder herausreißen. Auf den Tert traf alles, was er gesagt hatte, und noch mehr zu, doch das durfte man eben nicht an sich heranlassen – sonst blutete einem das Herz.
    »Menschen treffen Entscheidungen, Ibis. Die meisten davon würden sich auch dann nicht ändern, wenn sie es könnten. Sieh es ein: Sie sind schon zufrieden, wenn sie am Limit leben.«
    »Wenn du daran glaubst, warum hilfst du dann den Kindern?«
    Ich dachte über die Wilden nach. »Bei Kindern ist es etwas anderes. Sie müssen noch begreifen, dass sie sich ändern können, wenn sie wollen.«
    »Ich glaube, du irrst. Nicht was die Kinder angeht, sondern bei allem anderen. Ich glaube, jeder wünscht sich etwas Besseres als das, was wir hier haben.«
    »Das sind doch romantische Schwärmereien«, wandte ich tonlos ein.
    »Lieber ein romantischer Schwärmer als gleichgültig«, konterte
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