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Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Titel: Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
Autoren: Marianne de Pierres
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Avatars, den Teece für mich gemietet hatte: eine Wikingerin mit übergroßen Hörnern am Helm.
    Sehr komisch.
    Sein Avatar war eine Enduro, die hell klingelte wie ein Hammer, der auf den Nagel trifft. Ich stieg auf und hielt mich fest.
    Wir stürzten geradewegs in einen Verkehrsstrom, und meine Hörner überschnitten sich mit anderen Avataren, wenn ich den Hals reckte, um die vorbeischießenden Sehenswürdigkeiten zu betrachten. Aus dem Nichts erschien ein Aufpasser und brüllte mich an, ich verletze die Grenzen anderer Reisender, sodass ich die Hörner still und die Augen auf die Straße gerichtet hielt.
    »Mach diese verdammten Stoßzähne weg, ja?«, brummte ich.
    Zur Antwort erhielt ich ein Schnauben aus dem Auspuff und obendrein einen Geschwindigkeitsstoß, der mir den Kopf in den Nacken schleuderte.
    Die Fahrt über die Highways ging so schnell, dass mir die Sicht verschwamm, aber ich vermisste das Zerren des Fahrtwindes.
    Als wir schließlich eine Ausfahrt nahmen, kam es mir so vor, als würde die Welt enger und der Himmel senke sich herab. Es sei nur ein Trick, mit dem man Reisende von bestimmten Zonen fern halten wolle, sagte ich mir, aber trotzdem spürte ich, wie Klaustrophobie mich überkam.
    »Nur die Ruhe«, instruierte Teece mich gedanklich.
    Als ich nach hinten schaute, bemerkte ich, dass er einen großen Schalldämpfer konstruiert hatte, der den Feuerstuhl leiser machte.
    Wir wurden langsamer und tasteten uns still in Seitenstraßen hinein und wieder hinaus. Über einen gewundenen Weg näherten wir uns einer Gruppe hoher Gebäude in Hafennähe. Auf den Straßen sah ich wilde Tiere, die keinerlei Ähnlichkeit mit etwas Bekanntem zeigten. Einfache Menschen-Avatare – manche in Vollfarbe, andere nur als billige Körperumrisse; einige schwebten absichtlich in geisterhafter Gestalt umher. Sie spielten um Geld. Sie kämpften. Sie kauften, verkauften, fuhren herum. Das war es, was ich am Net-Vreal am meisten hasste: menschliche Fantasie. Ihre Seltsamkeit und ihr Opportunismus kannten keine Grenzen.
    »Das Gefängnis ist das graue Gebäude. Das blaue ist das Datenkorps der Miliz«, erklärte Teece in meinen Gedanken.
    Ich blickte auf die einschüchternden, sauber glänzenden Fassaden der Gebäude, die Militia ausmachten, von denen jede einen eigenen Wappenschild trug. »Warum gibt es drei davon?«
    »Weiß ich nicht. Ich habe mich darüber aber schon oft gewun…«
    Als hätte Teece einen Alarm ausgelöst, wurde plötzlich auf beiden Straßenseiten geschossen.
    Er beschleunigte und schlängelte sich zwischen den Feuerstößen hindurch. Ich kauerte mich auf dem Sitz zusammen und suchte hinter der Verkleidung Deckung. Ich hörte, wie Geschosse davon abprallten.
    »Was machst du da?«
    »Ich habe meinen eigenen Virenschutz.«
    »Wie lange hältst du das durch?«
    Teece antwortete nicht, sondern riss den Lenker herum und hielt auf die Seitenwand eines kleinen Gebäudes zu. Ich spannte mich in Erwartung des Aufpralls, doch er kam nicht. Stattdessen öffnete sich ein schmaler Tunnel, der sich hinter uns wieder schloss, nachdem wir hineingefahren waren. Er führte uns auf die letzte Straße vor dem Hafen.
    »Kanalöffnung«, erklärte er mir, bevor ich fragen konnte.
    Der Beschuss hatte aufgehört.
    Ich setzte mich auf.
    Die plötzliche Stille brannte mir im Bewusstsein und Salzgeruch in der Nase.
    Ich sollte doch gar nicht… »T-Teece?« Meine Zähne klapperten aufeinander. »Ich kann S-Salz… riechen. Ich habe ein u-ungutes Gefühl.«
    Hartnäckig folgte er der Straße, ohne auf mich zu achten. Das Gefängnisgebäude wurde stetig größer und verdeckte bald den Himmel, eine monströse, schimmernde Wand, von der ich wusste, dass sie die Informationen enthielt, die ich wollte.
    So nah und doch… so viele verfluchte Sicherheitsmaßnahmen.
    Ein schwaches Trommeln war die einzige Warnung, die wir erhielten. Dann stürzte es sich auf uns.
    Eine olfaktorische Firewall, die nach faulen Eiern stank. Der Pesthauch verflüssigte das Motorrad unter mir.
    Ich hielt den Atem an…
    Und als ich aufwachte, verabreichte mir Gigi gerade eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Der Geschmack ihres fauligen Atems und das Gefühl ihrer Lippen auf meinen weckten größere Panik in mir als die Erkenntnis, dass ich dem Tode nah gewesen war.
    Ich schlug sie nieder, sodass sie auf ihrem Hintern landete, und wand mich aus dem Kokon. Dabei sog ich die Luft ein wie eine Asthmatikerin.
    Teece war noch im Futteral und zuckte.
    »Ist mit ihm alles
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