Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Autoren: Pia Engström
Vom Netzwerk:
irgendwelche Schuldgefühle hast. Sie …”
    “Woher wollt ihr denn wissen, was Audrey gewollt hätte und was nicht?” Aufgebracht schüttelte Hanna den Kopf. “Und außerdem geht es hier nicht um Audrey oder um meinen Vater, sondern einzig und allein um den
Trollfjällen
!”
    Mit diesen Worten wandte sie sich brüsk ab und schlug ohne ein weiteres Wort den Heimweg ein. Dabei spürte sie selbst, dass es nicht die ganze Wahrheit gewesen war, die sie gesagt hatte.
    Doch wie sollte sie es Finja und Linnea gegenüber eingestehen, wenn sie es nicht einmal sich selbst gegenüber konnte?
    All die Aufregung wegen eines großen schwarzen Felsens …
    Mikael Westerberg fuhr sich mit einer Hand über sein kurz geschnittenes dunkelbraunes Haar und blickte sich um. Das war er also, der geplante Standort für das neueste Hotelprojekt von
Svenska Hotellen
. Er musste zugeben, dass der Platz geradezu wie geschaffen war für ein Wellnesshotel, wenn auch für seinen persönlichen Geschmack ein bisschen zu abgelegen.
    So weit das Auge blickte, nur Berge, tiefgrüne Wälder, silbern im Sonnenlicht glitzernde Seen und weite Wiesen. Das Tal wurde durchzogen von einem hurtig fließenden Bach, der die Ortschaft, durch die er vorhin gekommen war, in zwei Hälften teilte. Dvägersdal war ein hübsches kleines Dorf, mit den für schwedische Kleinstädte so typischen farbenfrohen Holzhäusern in Falunrot, Zitronengelb und Zartblau. Es gab einen Bäcker, eine Schneiderei und einen winzigen Gemischtwarenladen, bei dessen Anblick jeder Großstadtbewohner unwillkürlich schmunzelte.
    Kurz, es handelte sich um ein echtes Kaff, und Mikael hatte nicht vor, auch nur eine Sekunde länger als unbedingt notwendig hierzubleiben. Dass er überhaupt gezwungen gewesen war herzukommen, lag an den halsstarrigen Dörflern, die sich weigerten, die unglaublichen Vorteile des Hotelprojekts zu erkennen. Aber mit diesen Sturköpfen würde er schon fertig werden, und dann konnte er endlich zurück nach Stockholm, in die Firmenzentrale, wo er seine Fähigkeiten wenigstens sinnvoll einsetzen konnte.
    Er blickte zu dem schwarzen Felsen hinauf – dem
Trollfjällen
– und runzelte die Stirn. Dieser Steinklotz hatte wirklich etwas Seltsames an sich. Es schien fast, als würde er das ihn umgebende Licht einfach verschlucken und …
    Unsinn!
    Das Handy in seiner Jackentasche vibrierte und fing kurz darauf an zu klingeln. Das Geräusch klang in der Stille der Natur, in der nur das Rauschen des Windes in den Baumkronen und das Singen der Vögel zu hören war, unnatürlich grell und laut. Und obwohl außer ihm niemand da war, der sich daran stören konnte, beeilte Mikael sich unwillkürlich, das Gespräch anzunehmen.
    “Hej?”
    “Bist du bereits angekommen?”, fragte der Mann am anderen Ende ohne lange Einleitung.
    Mikael war daran gewöhnt, trotzdem spürte er ein leises Gefühl von Missbilligung in sich aufsteigen, das er rasch wieder zurückdrängte. Sein Vater machte nie große Worte und zeigte auch nur höchst selten irgendwelche Emotionen. Als Junge hatte Mikael sich manchmal gefragt, ob Klemens Westerberg überhaupt so etwas wie Gefühle kannte. Doch spätestens auf Bengts Beerdigung …
    Mit einem leichten Kopfschütteln schob er den Gedanken beiseite. Dies war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt, um sich über die Vergangenheit den Kopf zu zerbrechen. Er hatte andere Dinge zu tun.
    “Schon vor etwa einer Stunde”, erwiderte er in einem ebenso sachlichen Tonfall wie sein Vater. “Mit den ersten Aushebungen für den Schwimm- und Wellnessbereich wurde bereits begonnen. Ich sehe mir gerade den geplanten Standort für unser eigentliches Bauvorhaben an. Ein wirklich hübsches Fleckchen Erde.”
    “Wie erfreulich, dass es deine Zustimmung findet”, entgegnete sein Vater nüchtern – doch Mikael entging nicht der leichte Anklang von Spott in seiner Stimme. “Es war dein Bruder, der diesen Platz bereits vor ein paar Jahren für uns entdeckt hat. Lange bevor der Bürgermeister von Dvägersdal für seinen Ort die Werbetrommel gerührt hat.” Er machte eine kurze Pause, ehe er weitersprach: “Ich erwarte, dass du sämtliche Hindernisse ausräumst, die unserem Projekt im Wege stehen, hast du verstanden? Du sorgst dafür, dass dieses Hotel gebaut wird – und zwar genau wie geplant. Ich dulde keine Kompromisse!”
    Mit diesen Worten beendete sein Vater das Gespräch.
    Mikael atmete tief durch.
    Bengt …
    Natürlich ging es hier um seinen Bruder,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher