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Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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lassen. Es ging dabei um ein Mädchen, das vor über zwanzig Jahren in Valencia spurlos verschwunden war und dessen Schicksal nun doch noch geklärt werden konnte.
    Wenn so etwas in Spanien gelang, warum dann nicht auch hier in Dvägersdal? Diese Frage hatte Hanna sich in den letzten Wochen mehr als einmal gestellt. Und auch wenn sie nicht genau wusste, wie sie vorgehen sollte, war sie seit ihrer Rückkehr nach Schweden fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden.
    Allerdings plagten sie jetzt erst einmal andere Sorgen.
    Während sie mit leicht gespreizten Beinen dastand und ihren Oberkörper abwechselnd nach links und rechts streckte, betrachtete sie das Haus, in dem sie aufgewachsen war und beinahe ihr ganzes Leben verbracht hatte. Es war ein hübsches zweistöckiges Holzgebäude, das in typisch schwedischem
Falunröd
getüncht war – dem so charakteristischen Rot, das nicht nur schön, sondern auch praktisch war, weil seine Pigmente eine holzkonservierende Zusammensetzung besaßen. Mit seinen weiß umrandeten Sprossenfenstern und dem spitzen Giebel schien es geradewegs einem schwedischen Bilderbuch zu entstammen, und Hanna liebte es, hier zu leben.
    Dennoch war längst nicht alles so idyllisch verlaufen, wie es von außen her den Anschein machen konnte.
    Nein, ganz und gar nicht.
    Das war auch der Grund, warum sie mit neunzehn Jahren von zu Hause fortgegangen war, um in Stockholm zu studieren, obwohl es im nahe gelegenen Falun eine hervorragende Uni gab. Sie hatte ausbrechen wollen aus dieser Welt, die ihr damals mehr und mehr wie ein Gefängnis vorgekommen war. Vor allem aber hatte sie ihrem Vater Oskar entkommen wollen, der sie beide zum Gespött der ganzen Ortschaft machte und …
    Sie atmete tief durch und scheuchte die düsteren Gedanken beiseite – leicht fiel es ihr jedoch nicht. Um sich abzulenken, fing sie an zu laufen.
    Ihr Elternhaus lag leicht erhöht auf der Kuppe eines Hügels, mitten in den Wäldern von Dvägersdal. Unweit des Hauses stand der
Trollfjällen
, der wie ein schwarzer Finger mahnend in den Himmel ragte und alles Licht seiner Umgebung in sich aufzusaugen schien. Es stimmte schon, was die Leute sagten: Dieser Fels war definitiv unheimlich. Selbst Hanna, die sich oft in seiner Nähe aufhielt, lief noch immer ein eisiger Schauer den Rücken hinunter, wenn sie ihn direkt anblickte. Doch das Panorama, das sich einem vom Fuße des
Trollfjällens
aus eröffnete, war einfach unvergleichlich. Von hier aus konnte man fast das gesamte Tal überblicken. Sie sah den See, der wie ein Spiegel im Sonnenschein glitzerte, und den bunten Flickenteppich aus sattgrünen Wiesen, schattigen Wäldern und leuchtend gelben Rapsfeldern rund um Dvägersdal.
    Hanna hielt sich gern dort auf – trotz der schrecklichen Ereignisse vor fünfzehn Jahren, die sie untrennbar mit diesem Ort verband.
    Sie hatte tatsächlich nie aufgehört, sich zu fragen, was mit Audrey geschehen war. Ob ihre Geschichte von dem Troll, der Menschen zu sich in den Berg zog, für sie selbst grausame Realität geworden war? Finja wusste nicht, was sie darüber denken konnte, doch irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass das englische Au-pair-Mädchen noch immer dort war.
    Irgendwo dort beim
Trollfjällen …
    Seufzend wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und beschleunigte das Tempo. Es war ein herrlicher Sommertag. Das Licht sickerte grün-golden durch das Dach der Baumkronen, die den gewundenen Wanderweg überspannten, der vom Ort bis hoch hinaus in die Berge führte. Hanna hielt sich abseits von der Strecke, die an der Baustelle ganz in der Nähe vorbeiführte. Der Anblick von Schaufelbaggern, Baucontainern und zerstörter Natur war nicht gerade dazu angetan, ihre Stimmung zu heben. Und im Augenblick wollte sie nur eines: wieder einen klaren Kopf bekommen. Schon nach etwas mehr als einem halben Kilometer fühlte Hanna, wie die Last der Erinnerungen von ihr abfiel. Sie zweifelte nicht daran, dass die Geister der Vergangenheit sie früher oder später wieder heimsuchen würden. Doch im Moment durchströmte sie nur das Gefühl von grenzenloser Freiheit.
    Als sie sich dem
Trollfjällen
näherte, hörte sie plötzlich jemanden laut fluchen. Hanna blieb stehen und blickte sich neugierig um. Bis zum Beginn der Bauarbeiten hatte sich kaum einmal jemand hier hinaufverirrt. Seit die Baustelle da war, wimmelte es in der Umgebung von Menschen, doch heute war Sonntag, und die Arbeiten ruhten. Wer also fluchte hier so lautstark
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