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Para-Traeume

Para-Traeume

Titel: Para-Traeume
Autoren: Vampira VA
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Händen, und als Lilith das Blut in Raphaels Nacken bemerkte, wußte sie, daß die Dunkelhaarige ihr das Leben gerettet hatte, indem sie ihn niedergeschlagen hatte.
    »Danke«, brachte sie hervor, während sie Raphael auch schon von sich schob. Mit raschem Blick stellte sie fest, daß er nur bewußtlos und die Wunde an seinem Hinterkopf nicht so schlimm war, daß er ärztliche Hilfe gebraucht hätte.
    Dann schaltete etwas in ihr wieder um.
    Sie wurde erneut zur Jägerin.
    Der Vampir hatte sich abgesetzt, aber sie nahm die Fährte auf. Wie ein Bluthund.
    Und sie fand ihre Beute. Im Keller des Hauses.
    Kniend neben einer mumifizierten Leiche.
    *
    Barlow wehrte sich nicht.
    Er schien Lilith sogar erwartet zu haben.
    Als sie den Kellerraum betrat, wandte er ihr den Blick zu, und sie wartete vergebens darauf, daß seine Züge sich bei ihrem Anblick wieder veränderten, wie es ihrem Stiefvolk in solchen Momenten zueigen war.
    »Wer bist du?« fragte er rauh und mit . tränenerstickter Stimme?
    »Mein Name ist Lilith Eden.«
    »Aber - wer bist du?« fragte er noch einmal.
    Ohne sich dessen zu Beginn wirklich bewußt zu sein, erzählte sie ihm von sich. Erklärte in möglichst einfachen Worten und auf möglichst kurze Weise, wer sie war, woher sie kam - und weshalb sie hierhergekommen war.
    »Vielleicht wurdest du mir von einem gnädigen Schicksal gesandt«, meinte er nach einer Weile, in der nur Schweigen im Raum gelegen hatte.
    Und dann sprach er. Von sich, von seinem Leben. Und Lilith erkannte, wenn auch vage, Parallelen. Ähnlichkeiten zwischen dem Leben ihrer eigenen Eltern und dem des Vampirs, der sich Barlow nannte - und seiner Ehefrau Melissa.
    Liliths Mutter war eine Vampirin namens Creanna gewesen, ihr Vater ein Mensch, Sean Lancaster. Wahre Liebe hatte die beiden verbunden und dazu geführt, daß Creanna von ihrem Volk verstoßen wurde. Und nur wegen dieser tiefen Bindung zueinander hatten sie Lilith überhaupt zeugen können. Was Creanna das Leben gekostet hatte, denn ein ungeschriebenes Gesetz besagte, daß Leben nur dann aus dem Leib einer Vampirin geboren werden konnte, wenn sie ihre Existenz dafür hingab.
    Auch Barlow war von der Alten Rasse geächtet worden, als er sich entgegen aller vampirischer Natur verliebt hatte. Mit Melissa hatte er ein Leben geführt, das ihm, obwohl es gegen sein wahres Wesen war, nie eine Last geworden war. Und wie tief mußte die Liebe einer Menschenfrau erst sein, die bereit war, ihr Leben mit einem Vampir zu teilen?
    Zum Fluch war Barlow sein Leben erst geworden, als Melissa starb. Um wenigstens ihrem Körper nahe zu sein, hatte er ihren Leichnam hier im Keller seines Hauses aufgebahrt und so behandelt, daß er nicht vollends zerfiel. Doch den Schmerz über den Verlust hatte dies kaum lindern, die Einsamkeit nicht vertreiben können.
    Es gab nur einen Weg .
    »Also tu es, Lilith Eden«, sagte er schließlich. »Trinke mein Blut und nimm mir mein Leben. Und möge der Tod mich wieder mit ihr vereinen.«
    Zärtlich strich er über den mumifizierten Leichnam, neben dem er immer noch hockte. Doch es lag keine Trauer in dieser Geste. Nur Hoffnung.
    Lilith trat vor und kniete vor dem Vampir nieder. Er drehte den Kopf ein wenig und bot ihr seine Schlagader zum Biß dar.
    Trotz allem zögernd, näherte Lilith ihren Mund seinem Hals.
    Noch einmal sah Barlow sie an.
    »Glaubst du, der Gott der Menschen wird mir verzeihen und mich zu ihr lassen?« fragte er, und der Tonfall des alten Mannes war anrührend wie der eines kleinen Kindes.
    »Ich wünsche es dir«, antwortete Lilith. »Seine Gnade ist groß.«
    Sie wußte, wovon sie sprach.
    Und sie hatte Tränen in den Augen, als ihre Zähne sich in den faltigen Hals des alten Mannes senkten.
    * Jennifer träumte.
    Den letzten dieser Träume.
    Der Widderköpfige sah noch immer zu ihr hin, und sie erwiderte seinen Blick, glaubte darin zu ertrinken, und sie wünschte sich, es zu können.
    Wohl getan, lobte er sie. Ich wußte, daß meine Wahl die rechte war, als sie auf dich fiel.
    Wofür hast du mich erwählt? fragte sie stumm zurück.
    Meinen Weg zu begleiten.
    Es gibt nichts, was ich lieber täte, flüsterte Jennifer in Gedanken.
    So komm denn zu mir.
    Er reichte ihr die Hand.
    Und Jennifer ergriff sie.
    *
    Minutenlang blieb Lilith Eden neben dem Leichnam der Toten und dem Häufchen Asche, zu dem der Vampir geworden war, nachdem sie ihm das Genick gebrochen hatte, sitzen. Als würde sie erwarten, daß etwas dem Staub entstieg, um einzugehen in
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