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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)
Autoren: Stephen Fry
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bewahre.
    An dem Tag, an dem eins meiner Kinder aus der Schule nach Hause kommt und ich erfahren muß, daß es etwas gelernt hat, mit dem ich konform gehe, an dem Tag nehme ich mein Kind von der Schule.
    »Lehrt viktorianische Werte, lehrt die Werte von Anstand und Tapferkeit, Vaterlandsliebe und Religion« ist die Losung. Das sind genau die Werte, die dieses verfluchte Jahrhundert des Krieges, der Unterdrückung, Grausamkeit,Tyrannei, des Mordes und der Heuchelei heraufbeschworen haben. Es war die »permissive« Gesellschaft, die man jetzt so schrecklich gern zum Sündenbock macht, die Amerika zwang, sich aus dem Vietnamkrieg zurückzuziehen, und es ist die neue, widerlich restriktive Gesellschaft, die droht, uns vom nächsten Krieg verschlingen zu lassen. Schauen Sie sich die islamischen Kulturen am Golf an und ihre moralische Rigidität, ihre Gesetze gegen sexuelle Freizügigkeit, aber für Todesstrafe und Auspeitschen, strengen Gottesglauben, Patriotismus und die hochgehaltenen Familienwerte. Welch ein Vorbild für uns. Gott steh’ uns bei, wann werden wir uns endlich klarmachen, daß wir nichts wissen, gar nichts. Wir sind dumm, schonungs- und hoffnungslos dumm – was wir zu wissen glauben, ist offensichtliche Narretei. Wie können wir uns herausnehmen, unseren Kindern denselben unausgegorenen, bigotten Müll beizubringen, der unseren eigenen Verstand verkleistert? Gebt ihnen doch wenigstens eine
Chance
, eine winzige, kläglich glimmende Chance, es einmal besser zu machen als wir. Ist das so viel verlangt? Offenbar ja.
    Nun, ich bin alt, übelriechend und schrullig, und zweifellos ist alles, was ich gesagt habe, Unsinn. Verbrennen wir all die Romane mit fürwitzigen Ideen und frechen Wörtern, lehren wir unsere Kinder, daß Churchill den Zweiten Weltkrieg gewann, daß das Weltreich eine klasse Sache war, daß einfache Wörter für einfache körperliche Handlungen von Übel und Teenager, die einem in Zeitungen ihren Busen entgegenrecken, ein harmloser Jux sind. Schließen wir die geisteswissenschaftlichen Fakultäten an den Universitäten, knüpfen wir Verbrecher auf, und bringen wir es schnell hinter uns, denn je eher wir alle zusammen in einem Feuerball explodieren, desto besser.
    Oje, wenn ich’s Revue passieren lasse, kann ich mich desEindrucks nicht erwehren, daß einige unter Ihnen finden werden, ich … also, es ist mir eben einfach nicht egal. Es ist mir absolut nicht egal. Und wenn ich nicht zu Hause bin und sehe, was für eine arme, unbedarfte Nation wir sind, regt es mich einfach auf. Ich glaube, ich nehme am besten eine meiner Depottabletten und kuschel mich mit einem Elmore Leonard und einer heißen Milch ins Bett. Wenn Sie haben, frage ich mich, warum.

Trefusis und Redatt
     
    Mürrisch starre ich heute morgen aus dem Fenster, und umgehend schmilzt mein Herz beim Anblick dessen, was sich unter mir meinem Blick darbietet: entlang den Flußufern sehe ich die Vorboten des Frühlings, in lebhaftem Reigen mit den Köpfen wippend, geschmückt mit leuchtenden Orange- und Gelbtönen, tanzen und hüpfen und springen – die Touristen. Es ist nicht meine Art zu klagen, wenn ich weiß, daß ich den Planeten mit Lebewesen teile, die fluoreszierende Nylonanoraks und karierte Strickmuster aus Argyll tragen.
    Zu dieser Jahreszeit ist es mir zur lieben Gewohnheit geworden, einen Tag dem Aussortieren meiner Unterlagen zu widmen: ich hefte meine Korrespondenz ab, bringe meine Sudelbücher und Phrasensammlungen auf den neuesten Stand und miete einen Container, um all die Briefe fortzuschaffen, die ich im Jahresverlauf von Kreditkartengesellschaften erhalten habe. Ich kümmere mich um diese Müllpost lieber einmal im Jahr als einzeln, weil ich, statt sie einfach wegzuwerfen, sie gern den Firmen zurücksende, die sie mir geschickt haben. Was Mr Visa oder die Messrs Diners Club sich dabei denken, wenn sie alljährlich einegroße Sendung Hochglanzpapier von mir erhalten, weiß ich nicht, da sie nicht die Freundlichkeit besessen haben, mir ihre Ansichten zu dieser Materie mitzuteilen. Sollten ihre Gefühle den meinen im geringsten ähneln, dann, nehme ich an, sind sie über dieses Verfahren äußerst erzürnt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Kreditkartenangestellte erpichter als ich sein sollten, ein Ohrringfutteral oder einen Weinkühler aus Onyx zu erstehen, selbst wenn auf den liebevoll gefertigten Oberflächen dieser Objekte Platz für bis zu drei seiner oder ihrer Initialen sein sollte.
    Die eigentliche
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