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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)
Autoren: Stephen Fry
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gingen, war offenbar ein Akademiker aus dem richtigen Leben von der Regierung beauftragt worden, ein Gutachten über Sex und Gewalt im Fernsehen zu erstellen. Gardhouse fand, ich sei genau der Richtige, als jener Akademiker zu sprechen, der seine Meinung zu einem Medium abgeben soll, in dem er als weltfremder Don völlig unbewandert ist. Ich machte daraus einen ältlichen Cambridge-Philologen von liebenswertem, mitunter jedoch gehässigem Wesen namens Donald Trefusis.
    Ich mochte Trefusis. Sein fortgeschrittenes Alter und seine noch weiter fortgeschrittene Exzentrik ließen gepfefferte Kommentare und ungehemmte Grobheiten zu, die nie und nimmer durchgegangen wären, wenn man sie mit der normalen Stimme eines aufstrebenden Komikers unter dreißig gesprochen hätte. Über die nächsten zwei oder dreiJahre lieferte ich weitere Folgen von Trefusis’ »Hörfunkstunden« für
Loose Ends
. Eine großzügige, für manchen vielleicht überreichliche (wieder diese schmalzig-falsche Bescheidenheit … obwohl du es
fausse humilité
nennen würdest, wetten?) Auswahl hat in diesem Band Aufnahme gefunden. Gelegentlich erlaubte ich mir dort auch Auftritte in der Gestalt einer Rosina, Lady Madding, eines verblühten Gesellschaftsschönchens, bis Arbeitsüberlastung mich zwang, einen so flatterhaften Zeitvertreib einzuschränken. (Bist du jetzt bald fertig?)
    Von allem anderen abgesehen, habe ich die wenigen Stunden, in denen ich nicht auf Bühnen oder in Fernsehstudios herumhüpfte, damit verbracht, eine wöchentliche Kolumne für die inzwischen verblichene Zeitschrift ›Listener‹ zu schreiben. Ihr vorletzter Herausgeber, der unvergleichliche Alan Coren (gut, »unvergleichlich« ist in Ordnung, nehm’ ich an … wenigstens hast du nicht gesagt, »der unübertrefflich famose Kerl, Alan Coren«), hatte mich aus den Literaturseiten weggelobt, wo ich ab und zu eine Kritik für die zuständige Redakteurin Lynne Truss verfaßt hatte. Ein paar dieser Buchkritiken und eine Auswahl der Kolumnen sind hier im Abschnitt »The Listener« versammelt. Zur Weihnachtsausgabe 1987 hatte ich eine Sherlock-Holmes-Geschichte beigesteuert, die ich mir ebenfalls hier aufzunehmen erlaubt habe (was soll das heißen, »die ich mir erlaubt habe«? Das ist dein verdammtes Buch, hab’ ich recht? Was brauchst du da irgendeine Erlaubnis? Nicht zu fassen!). Eine Anzahl Essays (du meinst »zwei«), die ich für die Zeitschrift ›Arena‹ geschrieben habe, bilden den Abschnitt »Rezensionen und Restposten«, zusammen mit einigen Stücken, die ich für den ›Tatler‹ unter der Herausgeberschaft jener inzwischen beklagenswerterweise heimgegangenen, herausragenden Persönlichkeit Mark Boxers abgefaßt habe. Außerdem habeich einige Texte aufgenommen, die ich als Fernsehkritiker der ›Literary Review‹ geschrieben habe.
    1989 wechselte der ›Listener‹ den Verlag, Alan Coren ging, und ich dann auch. Bald darauf wurde die Zeitschrift endgültig eingestellt. (Da sollen wir wohl einen Zusammenhang herstellen, oder?)
    Wenige Monate später schickte mir Max Hastings, der liebenswürdige und bescheidene Herausgeber des ›Daily Telegraph‹ (du magst einfach
jeden
, nicht wahr?), eines Nachmittags ein Billett zu Händen des Bühneneingangs vom Aldwych Theatre, wo ich in einem der bedeutendsten Flops der Spielzeit auftrat, einem Stück namens
Look Look
. Er fragte, ob ich mir vorstellen könne, für seine Zeitung eine Kolumne zu schreiben. Zufällig hatte ich ein paar Monate zuvor als Leser vom ›Independent‹ zum ›Telegraph‹ gewechselt. Obwohl ich kein Konservativer bin, fühlte und fühle ich mich auf den Seiten dieser Zeitung immer noch mehr zu Hause als bei jeder anderen, also stimmte ich bereitwillig und glücklich zu. (Ach,
ist
das aufregend!)
    Zwei Jahre lang schrieb ich eine Kolumne unter der Überschrift »Fry am Freitag« und gab den Posten erst Ende 1991 auf, als Film- und Schreibarbeit mir zuviel wurden. Jede Woche ein Thema zu finden, erforderte eine Disziplin, die mir ungeheuren Spaß machte, obwohl es Zeiten gab, zu denen ich wöchentlich zehnmal mehr schrieb, um die riesige Briefmenge zu beantworten, die von Lesern des ›Telegraph‹ über mich hinwegschwappte, als die Artikel selbst lang waren. Ich wage zu behaupten, daß die großen Kolumnisten unserer Tage, die Waterhouses, Levins und Waughs, meinen Postsack lachhaft schlapp gefunden hätten, aber für mich waren die herausfordernden, intelligenten, freundlichen und manchmal weniger
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