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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy
Autoren: Pete Dexter
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Faszination ausmachen.
    Ward traf den Footballspieler am nächsten Tag in einem Restaurant in der Nähe seines Hauses wieder, während Yardley Acheman das Umfeld bearbeitete, sich Notizen über die teuren Schuhe des Footballspielers, über sein Auto und über die Häuser in der Straße machte, in der de Ponces Eltern wohnten. Und über seinen teuren Haarschnitt.
    In dem veröffentlichten Artikel haben diese Details sowie Einzelheiten über das Aussehen der anderen Burschenschaftler und deren Hab und Gut – der Text beginnt mit einer Beschreibung des Parkplatzes, auf dem lauter Jeeps und Mustang-Kabrios stehen – ein derartiges Gewicht, dass sie bei näherer Betrachtung die Schilderung des Verbrechens selbst zu verdrängen scheinen. Der Artikel ist so geschrieben, als wollte Yardley Acheman beweisen, dass seine Sichtweise mindestens ebenso wichtig war wie die einzelnen Details des Falls.
    Das Auto des ermordeten Jungen wurde in diesem Artikel nicht erwähnt, auch nicht die Gegend, in der seine Eltern wohnten, oder irgendwelche Privilegien, die er genossen hatte. Davon wurde er reingewaschen. Er wurde so makellos präsentiert, wie es Zeitungslesern vertraut ist, die stets bereitwillig vergessen haben, was sie über die menschliche Natur wissen, und die immer schon glauben wollten, dass die Leute, über die in diesen Artikeln geschrieben wird, sich von denen unterscheiden, die sie aus ihrem eigenen Leben kennen.
    Dies schließt natürlich nicht die Leser ein, die selbst einmal Opfer gewesen sind. Niemand, der persönlich Vergleichbares durchlebt hat und dann sieht, wie Zeitungen darüber berichten, wird einer Zeitung jemals wieder Glauben schenken.
    Andererseits, denke ich, ist der ertrunkene Junge für all jene, die ihn geliebt haben, vielleicht wirklich rein und makellos gewesen.
    Wenn es mir überlassen bliebe, würde ich es diesen Menschen allein um der Genauigkeit willen nicht nehmen wollen, was immer es ihnen an Trost auch bedeuten mag. Es wurde zwar nie darüber geschrieben, aber sicherlich hätte derselbe Junge, wäre er nicht ertrunken, ein Jahr später selbst besoffen zugesehen, wie »Füchse« mit verbundenen Augen und gefesselten Händen in einen Whirlpool mit eiskaltem Wasser geworfen wurden.
    Und auch wenn es nicht geschrieben stand, gehört es doch zur Geschichte des toten Jungen, dass er einer von denen sein wollte, die ihn ertrinken ließen.
    ES WAR FRÜH AM MORGEN jenes Tages, an dem die Geschichte in der Zeitung erschien, als mein Bruder und Yardley Acheman beim Passieren der Grenze zum Territorium der Miccosukee-Indianer in der Alligator Alley mit hundertsechzig Stundenkilometern in die Radarfalle eines State Trooper gerieten.
    Aus Gründen, die Yardley Acheman nicht verstand, waren sie zur Absturzstelle des Flugzeugs unterwegs. Ward, der betrunken war, hatte nur verraten, dass er etwas überprüfen wollte.
    NACHDEM ER AM MORGEN gegen das Versprechen, vor dem Richter zu erscheinen, aus dem Gefängnis entlassen worden war und sich auf eine Bank vor dem Gericht in die Sonne gesetzt hatte, um auf Yardley Acheman zu warten – der getrocknete Schlamm bröselte von seinen Schuhen, und sein Gesicht brannte noch immer von der Gefängnisseife –, war mein Bruder noch nicht berühmt, aber auf dem besten Weg dorthin.
    Yardley Acheman kam mit seiner Freundin, einem Fotomodell, das seinen Wagen fuhr, da auch ihm der Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer entzogen worden war. »Das Telefon klingelt schon den ganzen Morgen wie verrückt«, sagte er und ignorierte den Umstand, dass mein Bruder die Nacht im Gefängnis verbracht hatte.
    Er saß auf dem Beifahrersitz neben seiner Freundin, mein Bruder auf der Rückbank. Sie warf einen raschen Blick in den Spiegel, als mache sie sich Sorgen, was ein gerade aus dem Gefängnis Entlassener hinter ihrem Rücken trieb.
    Yardley Acheman drehte sich um und kniete sich auf seinen Sitz. Seine Schuhe hinterließen Abdrücke auf dem Armaturenbrett.
    »He!« sagte sie.
    »Im Augenblick«, meinte er zu Ward, ohne sie zu beachten, »gibt es keinen Ort auf der Welt, der uns nicht offensteht. Vergiss das nicht. Wir können hin, wohin wir auch wollen.« Dann drehte er sich wieder um, rückte näher an das Mädchen heran und legte einen Arm um ihre Schultern. Eine oder zwei Sekunden später zwinkerte er Ward zu und ließ seine Hand auf ihre Brust gleiten.
Wohin wir wollen
.
    Sie sagte noch einmal »He!«, stieß seine Hand mit dem Ellbogen fort und schaute wieder in den
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