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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Autoren: Jana Voosen
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kommt. Kanarienvogel? Ich denke eine Minute darüber nach und komme zu der Erkenntnis, dass das wohl gar nicht die falscheste Einschätzung meiner Persönlichkeit ist. Ich bin klein und blond, ein bisschen kugelig, gesellig, verträumt und meistens gut gelaunt. Und manchmal zwitschere ich ein wenig zu schnell und zu viel. Außerdem ist mein allergrößter Traum, fliegen zu können. Nicht in einem Flugzeug oder Helikopter, nicht mal mit so einem Drachensegel, Fallschirm oder magischen Umhang – nein, einfach so. Mich vom Boden abstoßen, zweimal mit den Flügeln beziehungsweise Armen rudern und davonflattern. Keine Sorge, ich bin mir dessen bewusst, dass ich auf diese Art sicher niemals werde fliegen können. Auch wenn die Wissenschaft mittlerweile so weit sein mag, uns den Weg zum perfekten Partner zu weisen – bis sie die Schwerkraft besiegen kann, ist es noch ein langer Weg. Länger als meine Lebensspanne. Obwohl ich vor acht Jahren mit dem Rauchen aufgehört habe.
    K A N A R I E N V O G E L tippe ich in die erste Zeile meines Tests. Fabians Blick klebt an meinem Bildschirm.
    »Hee, nicht abgucken!« Schützend lege ich meinen Arm davor und komme mir gleich darauf albern vor. Wie in der zweiten Klasse. Fabian scheint das Gleiche zu denken, denn er verdreht die Augen.
    »Du warst wohl so eine, die in der Schule nie jemanden hat abschreiben lassen, was?«
    »War ich nicht«, verteidige ich mich und nehme widerwillig die Hand weg. »Aber du wirst doch wohl zugeben, dass es in diesem Fall absolut kontraproduktiv wäre, von mir abzuschreiben.«
    »Ja, schon gut.« Schwer stützt er den Kopf in die Hand, während ich mich den nächsten Fragen zuwende: Wenn du dir aussuchen dürftest, welches Tier du bist, welches würdest du dann wählen? Hm. Fliegen muss es natürlich können. Also wieder ein Vogel. Ich weiß, ein Adler. Das ist es. Hoch im Himmel über allem zu schweben. Erhaben. Ein bisschen Furcht einflößend. Und sehr, sehr selbstsicher. Ich sehe Fabian an, der sich mittlerweile die Haare rauft und dabei unglaublich niedlich aussieht.
    »Woher soll denn ich wissen, was für ein Tier ich wäre?«, stöhnt er. »Oder gerne sein würde. Und ist das nicht überhaupt das Gleiche?«
    »Du musst das intuitiv machen. Aus dem Bauch heraus.«
    »Aber ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, welches Tier ich gerne wäre. Oder welche Blume. In welcher Epoche ich gerne leben würde und was meine liebste Märchenfigur ist«, beschwert sich mein Freund und sieht jetzt richtig übellaunig aus. »Können die nicht einfach fragen, wo ich gerne meinen Urlaub verbringe und wo ich politisch stehe, wie jede andere Kontaktbörse auch?«
    »Ach? Du hast Erfahrung mit Online-Dating?« Das wusste ich ja gar nicht.
    »Ist ewig her. Aber Lisa habe ich damals so kennengelernt. Bei VIPartners, wenn ich mich nicht irre.«
    »Wie schön für dich und Lisa!«
    »Hey, nichts gegen Lisa.« Er hebt gespielt drohend den Zeigefinger und beugt sich zu mir rüber. »Ohne sie wären wir uns nie begegnet.« Augenblicklich bin ich wieder versöhnt.
    »Da hast du natürlich recht«, murmele ich und schließe in Erwartung des Kusses, der gleich folgen wird, die Augen.
    »Kanarienvogel?« Enttäuscht hebe ich ein Augenlid und dann auch das andere. War wohl nichts mit Knutschen.
    »Nicht gucken!«
    »Kanarienvogel. Gar nicht so verkehrt!«
    »Vielen Dank.«
    Über eine Stunde lang beantworten wir Fragen über Fragen. Auch mir schwirrt mittlerweile ganz schön der Kopf, so intensiv habe ich schon lange nicht mehr über mich nachgedacht. Und mit den »Was wären Sie, wenn«- Fragen ist es längst nicht getan. Von Musikgeschmack über Ernährungsgewohnheiten bis hin zu sexuellen Vorlieben wird wirklich alles unter die Lupe genommen.
    Schließlich loggen wir uns mit unserem gemeinsamen Passwort auf der Webseite ein und mit einem Klick sind unsere Fragebögen auf dem Weg in Richtung Auswertung. Aber im Gegensatz zu regulärem Internet-Dating werden unsere Ergebnisse natürlich nur miteinander verglichen, anstatt mit all den anderen in der Datenbank vorhandenen. Auch wenn ich sowieso nicht glaube, dass es da draußen irgendeinen Mann gibt, der besser zu mir passen würde als Fabian.
    »So, das war der erste Teil. Jetzt noch der genetische Test.« Fabian hat sich mittlerweile mit geschlossenen Augen in unsere riesengroßen, flauschigen Sofakissen fallen lassen.
    »Können wir den nicht morgen machen?«, ächzt er und tastet nach der Fernbedienung. »Ich
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