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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Autoren: Jana Voosen
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zweihundert Euro verdient. In fünf Minuten. Zweihundert Euro. So viel kostet nämlich die Kombination aus Persönlichkeits- und Gentest für Neukunden von DreamTeam. Ein solch großzügiges Geschenk sollte man dankbar annehmen, oder, wie meine Omi Anni es ausdrücken würde: »Einem geschenkten Gaul haut man nicht aufs Maul.«
    Als ich aus den Geschäftsräumen von DreamTeam trete, scheint die Frühlingssonne auf mich herab. Trotz des emsigen Treibens um mich herum bleibe ich mitten auf dem Jungfernstieg stehen, schließe die Augen und genieße die wärmenden Strahlen der Aprilsonne. Endlich hat die kalte Jahreszeit ein Ende. Beschwingt beschließe ich, den Bus Bus sein zu lassen und zu Fuß nach Hause in das etwa zwanzig Minuten entfernte Grindelviertel zu gehen, wo ich seit zweieinhalb Jahren mit Fabian wohne. Während ich gemächlich in Richtung Heimat schlendere, bekomme ich nun doch ein bisschen Muffensausen. Vielleicht hätte ich, bevor ich Herrn Löffelstiel einfach so zusage, Fabian erst mal fragen sollen. Andererseits, was sollte er dagegen haben? Dass wir beide ein Dreamteam sind, das weiß schließlich jeder. Was den Test natürlich von vornherein vollkommen unnötig macht. Fabian und ich sind ein Traumpaar. Er ist der Topf für meinen Deckel oder umgekehrt. Ich bin einfach nur glücklich, dass ich ihn gefunden habe. Es war auf einer sogenannten Secondhand-Party meiner Freundin Lydia, wo jeder den ganzen Kram hinschleppen konnte, den er loswerden wollte: Bücher, DVDs, Klamotten und … Exfreunde oder solche, die es werden sollten. Dass es sich um eine Art Kontaktbörse handelte, wussten allerdings nur die weiblichen Besucher. Ich war damals, das ist jetzt fast drei Jahre her, alleine auf die Party gekommen, denn mein Exfreund hatte diese Bezeichnung erst vor wenigen Wochen erworben, und nicht etwa, weil ich ihm den Laufpass gegeben hatte, sondern weil er »seine Freiheit zurückwollte«. Und obwohl es »nicht an mir lag, sondern ganz allein an ihm«, er mich »immer noch wahnsinnig lieb« hatte, wir immer »die allerbesten Freunde bleiben« sollten und er mir »nur das Allerallerbeste für mein Leben« wünschte, konnte ich das umgekehrt nun überhaupt nicht behaupten. Deshalb wollte ich ihm keinesfalls die Gelegenheit geben, auf der Party vor meinen Augen die nächste Frau kennenzulernen, die ihn seiner Freiheit berauben würde. Allerdings, das konnte ich damals nicht wissen, wäre mir das sowieso ziemlich egal gewesen. Denn in dem Moment, als Fabian mit einer langbeinigen Blondine Lydias Küche betrat, war Peter, so hieß der Ex, über den ich mir seit Wochen jede Nacht die Augen aus dem Kopf geheult hatte, plötzlich nur noch eine schemenhafte Erinnerung. Ich verliebte mich augenblicklich in den Mann mit dem wuscheligen, blonden Lockenkopf, den sanften, braunen Augen und dem athletischen Körper. Bis heute bin ich der festen Überzeugung, dass für alle Anwesenden sichtbare Blitze zwischen uns hin- und herflogen, während Fabian sich halbherzig mit seiner blonden Begleitung unterhielt und ich mir alle Mühe gab, nicht vor lauter Begeisterung zu sabbern, während ich Lydia über die beiden Neuzugänge ausfragte.
    »Wer ist er? Wie heißt er? Was macht er? Wie alt ist er? Und am allerwichtigsten: Will die ihn wirklich loswerden?«
    Und Lydia antwortete zu meiner vollsten Zufriedenheit: »Das ist Fabian. Er heißt Fabian. Er macht irgendwas mit Informatik. Er ist Anfang dreißig. Und ja, Lisa hat sich vor ein paar Wochen von ihm getrennt.«
    »Ja, aber wieso denn bloß?« Es war mir wirklich völlig unbegreiflich, wie jemand einen solchen Traum von Mann verlassen konnte.
    »Das musst du sie schon selber fragen«, sagte Lydia und ergänzte: »Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall.«
    »Oder wie meine Omi wahrscheinlich sagen würde, was dem einen seine Eule, das trägt der andere nach Athen«, grinste ich. »Los, stell mich vor.«
    Der Rest ist Geschichte. Von Nahem gefiel mir Fabian noch besser als von Weitem, obwohl sich herausstellte, dass er gerade mal einen halben Zentimeter größer war als ich. Und dabei bin ich selbst mit eins fünfundsechzig auch nicht unbedingt ein Riese. Aber das machte mir nichts aus. Wir verstanden uns auf Anhieb so gut, dass Lydia und Lisa, Letztere mit einem erleichterten Seufzer, sich nach drei Minuten unauffällig zurückzogen. Wir redeten die ganze Nacht. Dabei erfuhr ich, dass seine Exfreundin sich anscheinend in ihren fünfundzwanzig Jahre älteren
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