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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Autoren: Jana Voosen
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mehreren Pfannen und Töpfen vor sich hin werkelt, und gebe ihm einen Kuss. Dann wasche ich mir die Hände und beginne, den Rucola zu putzen, der in der Salatschleuder wartet.
    »Und, wie war es bei dem neuen Kunden?«, erkundigt sich Fabian.
    »Es ist gut gelaufen«, sage ich, »und ich glaube, das wird ein spannender Auftrag. DreamTeam ist ja ein riesiges Unternehmen. Die haben über fünf Millionen Kunden.«
    »Und wozu brauchen Sie dann dich?«
    »Weil Sie ein neues Produkt auf den Markt bringen und damit noch ein paar Millionen weiterer Kunden gewinnen möchten, darum.«
    »Ein neues Produkt?« Verständnislos sieht Fabian mich an. »Ich dachte, das ist ’ne Partnervermittlung.«
    »Stimmt. Aber sie wollen sich von den vielen anderen Online-Kontaktbörsen abheben. Das Konzept ist total neu und klingt auch irgendwie einleuchtend. Die besten Psychologen und Biologen haben es gemeinsam erarbeitet.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, DreamTeam geht davon aus, dass für eine lebenslange Bindung zwei Komponenten entscheidend sind. Zum einen die soziale und zum anderen die biologische. Den psychologischen Test gibt’s ja schon lange. Denn natürlich ist es wichtig, dass man gemeinsame Interessen und Werte hat. Aber noch wichtiger ist, dass man auch biologisch zueinander passt.«
    »Meinst du nicht sexuell?« Er grinst mich an und wirft mit Schwung eine Handvoll geschnittener Cocktailtomaten in die heiße Pfanne.
    »Schon, sexuell, ja. Eigentlich hat es was mit dem Immunsystem zu tun. Wir alle senden permanent Duftstoffe aus, mit denen wir das andere Geschlecht anlocken. Und zwar jeweils diejenigen Exemplare des anderen Geschlechts, deren Immunsystem sich von unserem eigenen am stärksten unterscheidet. Denn die Kinder aus einer solchen Verbindung bekommen das Beste aus beiden Immunsystemen und sind deshalb besonders überlebensfähig.« Ich klinge schon selbst wie eine Werbebroschüre.
    »Klingt irgendwie überzeugend«, sagt Fabian dann auch. »Eins musst du mir aber noch erklären: Wozu der Test, wenn man sich doch gegenseitig am Geruch erkennt?« Ich möchte jetzt nicht in Herrn Löffelstiels Hetzreden gegen Deodorants einstimmen und bin froh, dass mir ein besseres Argument einfällt. Bevor ich es ausspreche, klebe ich ein imaginäres Post-it auf meine imaginäre Ideenwand, um später bei der Ausarbeitung meiner Werbekampagne darauf zurückgreifen zu können.
    »DreamTeam gibt dir die Chance, an Tausenden von Frauen, denen du sonst nie begegnen würdest, zu riechen – im übertragenen Sinne, versteht sich. Und dir ja sowieso nicht«, füge ich, plötzlich besorgt, hinzu. »Sondern den Kunden. Man gibt eine DNA-Probe ab, der Computer erledigt den Rest und vergleicht deine DNA mit den anderen im System.«
    »Ich stelle es mir eigentlich ganz nett vor, an einer langen Reihe von Frauen zu schnuppern.«
    »Untersteh dich!«
    »Und was kostet der Spaß?«
    »Beide Tests zusammen kosten zweihundert Euro. Und die sogenannten Bestandskunden können sich für neunundsechzig Euro upgraden lassen.«
    »Wow. Ganz schön teuer, oder?«
    »Aber«, sage ich feierlich, »für uns ist es umsonst.«
    »Na, wie schön.« Er grinst ironisch. »Ich sage dir Bescheid, wenn ich ’ne neue Freundin suche.«
    »Mach keine Witze darüber. Das ist nicht komisch.«
    »Du hast doch damit angefangen.«
    Über einer riesigen Portion Tagliatelle mit Rinderfiletstreifen und Cocktailtomaten in Weißweinsauce erzähle ich Fabian von Herrn Löffelstiels Angebot. Oder vielleicht war es gar kein Angebot? Sondern ein Befehl? Wie auch immer, zum Glück erklärt sich Fabian sofort bereit mitzumachen.
    »Warum nicht? Klingt doch ganz lustig.«
    »Ist nur für meinen Auftraggeber. Den muss ich schließlich bei Laune halten und deshalb wollte ich nicht ablehnen. Wir wissen ja schon, dass wir ein Super-Team sind. Stimmt’s?«
    »Hmja«, bestätigt Fabian etwas undeutlich. Aber das liegt nur an der riesigen Gabel voll Nudeln, mit der er gerade kämpft.
    Und so sitzen wir nach dem Essen Seite an Seite, unsere Laptops auf dem Schoß, auf dem Sofa und füllen den umfangreichen Fragebogen aus.
    »Was sind das denn für merkwürdige Fragen?«, erkundigt sich Fabian, nachdem er einen Blick auf die erste Seite geworfen hat. Wenn du ein Tier wärst, welches wärst du dann? Wenn du dir aussuchen dürftest, welches Tier du bist, welches würdest du dann wählen?
    »Das ist alles tiefenpsychologisch fundiert«, erkläre ich, während mir das Wort »Kanarienvogel« in den Sinn
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