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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Autoren: Jana Voosen
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Klapsmühle. Aber jetzt, nachdem ich quasi die Legitimation erhalten habe, heule ich mich mal so richtig schön aus. Das tut gut! Ich schniefe, wimmere und greine, bis ich komplett leergeweint bin. Eine angenehme Schwere ergreift Besitz von mir und nach der einstündigen Massage fühle ich mich wie ein Wackelpudding. Zufrieden richte ich mich auf der Massagebank auf und strahle Sonja an.
    »Tausend Dank. Das war himmlisch. Fandest du nicht auch, Nils?«
    »Ich hatte mir Partnermassage irgendwie anders vorgestellt.«
    »Aber es geht mir gut. Großartig.«
    »So siehst du nicht aus.«
    »Nein?«
    Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Termin, der Pediküre, und dort kann ich auch einen Blick in den Spiegel werfen. Auweia. Ich sehe tatsächlich amtlich scheiße aus. Total verquollen und mit roten Flecken im Gesicht. Das vom Frotteehandtuch auf meine Wange gemalte Muster hilft auch nicht unbedingt. Aber egal. Das wird schon wieder. Frohgemut plumpse ich auf den Stuhl neben Nils und tauche meine Füße in ein warmes Fußbad.
    »Was hast du denn?«, frage ich nach ein paar Minuten, weil mir die Stille zwischen uns plötzlich eher angespannt als angenehm vorkommt. Gleich darauf möchte ich mir am liebsten auf die Zunge beißen. Was wird er schon haben? Er fragt sich, was das für aufgestaute Gefühle sind, die sich da in den Muskeln seiner Freundin festgesetzt und sie so schlimm zum Weinen gebracht haben. Schuldgefühle, um es mal auf den Punkt zu bringen.
    »Nichts. Ich frage mich nur …« Es ist die Trennung von Fabian, nehme ich mir vor zu sagen, weil mir auf die Schnelle nichts Besseres einfällt. Ich habe das damals einfach nicht genug betrauert. Aber kein Grund zur Sorge, jetzt ist das ja alles vorbei und vergessen.
    »… wie viel Zeit wir noch bis zum Abendessen haben. Sollen wir die Maniküre vielleicht lieber weglassen?«
    »Nein! Ich hab mich so drauf gefreut.« Ich sehe auf meine Nägel hinunter, die in ihrem Leben noch nie eine professionelle Maniküre erhalten haben und denen man das leider auch ansieht. »Wieso denn?«
    »Ich dachte nur, damit wir genug Zeit haben, uns fürs Abendessen … zurechtzumachen. Es ist ein Galadinner und beginnt um sieben Uhr.« Ach Gott, aber doch bitte nicht wieder so ein Chi-Chi-Essen wie bei der Hochzeit meiner Schwester?
    »Hier sind wir um sechs fertig. Da haben wir ja noch eine ganze Stunde.«
    »Und das reicht dir?« Ach, daher weht der Wind. Jetzt bin ich doch etwas beleidigt.
    »Selbstverständlich reicht mir das!«
    »Na, dann ist es ja gut.«
    »Entschuldigen Sie«, wende ich mich an die Fußpflegerin, »haben Sie hier eventuell Kühlmasken für die Augen?«
    »Und? Nimmst du mich so mit?«, erkundige ich mich spitz, als ich sorgfältig geschminkt und angezogen aus dem Badezimmer komme. Nils liegt in seinem schicken, schwarzen Anzug auf dem Himmelbett, hat die Hände hinter dem Kopf verschränkt und sieht mir anerkennend entgegen.
    »Du siehst toll aus.«
    »Dankeschön.« Ich drehe mich einmal um die eigene Achse, damit er mich von allen Seiten bewundern kann. »Du übrigens auch.« Er setzt sich auf die Bettkante und zieht mich zu sich heran. Dann nickt er in Richtung des großen Spiegels mit dem Goldrahmen.
    »Schau mal. Sind wir nicht ein Traumpaar?«
    »Das sind wir.«
    »Ein Dream-Team.«
    Hand in Hand betreten wir den riesigen Rittersaal, in dem schwere Kronleuchter von der Decke und wertvolle Kunstwerke an den Wänden hängen. Im Hintergrund fiedelt ein Streichquartett eine leise Melodie. Ein Kellner begrüßt uns mit einer angedeuteten Verbeugung und bittet uns, ihm zu folgen. Ich bin ein bisschen enttäuscht, als er zielstrebig auf einen großen, runden Tisch zugeht, an dem, mit dem Rücken zu uns, bereits zwei andere Paare sitzen und sich angeregt unterhalten. Ich würde mir eigentlich ein bisschen traute Zweisamkeit wünschen. Was ist denn das für ein merkwürdiges Schlosshotel, in dem man wahllos mit anderen Gästen zusammengewürfelt wird wie in der Jugendherberge? In diesem Moment drehen sich besagte Gäste um und strahlen mich unisono an.
    »Überraschung«, sagt Nils neben mir und drückt meine Hand. »Und? Freust du dich?«
    »Du hast meine Familie eingeladen?«, frage ich überflüssigerweise, denn aus purem Zufall werden meine Eltern und meine Schwester samt ihrem Ehemann sicher nicht das Wochenende im gleichen Hotel verbringen wie wir.
    »War das nicht eine wunderbare Idee von ihm?« Huldvoll lässt meine Mutter sich von Nils
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