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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss
Autoren: Emilia Polo
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genauso individuell wie ein Gespräch. Nicht viele Leute konnten gut schweigen. Um wirklich zu schweigen musste man ungewöhnlich geduldig sein und noch dazu über eine unglaubliche Selbstsicherheit verfügen. Die dunkle Fee besaß beide Eigenschaften.
    Alles an ihr schrie geradezu nach Oberklasse. Sie wirkte wie eine Frau, die ihr Leben lang nie einen Finger für ihren Unterhalt hatte krumm machen müssen. Zweifellos war sie auf irgendeine der Eliteschulen geschickt worden und hatte dort im Fach Arroganz jedes Jahr nur Bestnoten ergattert.
    „Ich kann diesen Wisch niemals unterzeichnen. Er ist würdelos. Und außerdem gefährlich“ , sagte ich.
    Sie schwieg.
    Ihre feingliedrigen Hände lagen nebeneinander auf dem Schreibtisch und aus ihren grauen Blicken war nichts weiter als distanzierte Neugier und eben jede Menge Geduld herauszulesen.
    Ich überdachte meine Möglichkeiten.
    Die Beulenpest würde sich wie Geier auf mich stürzen, sollte sie je Wind von diesen Fotos bekommen.  Ich hätte nicht mit Gefängnis zu rechnen, aber man würde mich unehrenhaft aus dem Dienst entlassen. Ich kannte einige Ex-Kollegen, denen dies zugestoßen war. Ich wollte nicht enden wie die.
    „Wer garantiert mir, dass ich auch bekomme, was mir zusteht, sollte ich meinen Teil der Vereinbarung einhalten?“
    Die dunkle Fee trug keinen BH unter ihrer Rohseide – ihre Nippel stachen spitz gegen den dünnen Stoff ihrer roten Bluse.  Mir kam der gespenstische Gedanke, dass sie die Vorstellung hier erregend fand. Was zwar so einiges erklärte, aber nur deshalb bestimmt rein gar nichts irgendwie besser machte. 
    „Die andere unterzeichnende Partei garantiert Ihnen: Sie bekommen die Fotos, den Film und alle existierenden Kopien. Außerdem wird sie eine rechtsgültige Verpflichtung unterzeichnen, niemals ein einziges Wort über diese Affäre zu verlieren.“
    „Diese zweite Partei wird hier nicht einmal erwähnt“, fauchte ich sie an. „Wie soll ich ihr da vertrauen?“
    „Vertrauen Sie einfach mir “, antwortete die Fee. Ihre beiden steifen Nippel waren wie ein zweites Paar Augen, die mir von ihrer Seite des Tisches aus höhnisch ins Gesicht starrten.
    Ich fragte mich, ob sie und ihre Auftraggeber nicht wesentlich mehr über mich wussten, als ich mir das einzugestehen wagte. Abgesehen von meinem monatlichen Treffen mit Monsieur Mesrine hütete ich auch ein oder zwei weitere und sehr intime Geheimnisse, die ich nur sehr ungern mit Fremden teilen würde. Erst recht nicht, wenn die so krank waren, wie diese schwarze Fee auf der anderen Seite des Tisches.
    Ich ignorierte den harten Knoten in meinem Bauch und das kalte Prickeln im Nacken, griff nach ihrem Füllfederhalter und kritzelte meinen Namen unter die Vereinbarung.
    „Danke Mademoiselle“ , sage die dunkle Fee und verstaute die Vereinbarung samt der Fotosammlung in einer Schublade des Schreibtisches. 
    „Ich sehe mich verpflichtet Sie über zwei Punkte zu informieren, die Ihnen bisher vielleicht entgangen sein könnten.
    Ich, dieses Haus und alle die es frequentieren, sind Teil eines Netzwerkes, mit Niederlassungen in allen wichtigen Städten Frankreichs und Europas. Die Mitglieder dieses Netzwerks zeichnet aus, dass ihr Einfluss bis in die höchsten Kreise reicht. Das Motto, dem sie sich unterordnen, lautet Diskretion. Sie werden von meiner Seite also keinerlei Verrat zu befürchten haben, Mademoiselle. Falls Sie jedoch glauben, Ihrerseits Druck auf mich oder meine Freunde ausüben zu können, so unterliegen Sie einem Irrtum. Verstehen Sie dies bitte nicht als eine Drohung . Sehen Sie es als das, was es ist, einfach eine Information. „
    Ich versuchte immer noch von mir fernzuhalten, was ich eben unterzeichnet hatte , und in mir sträubte sich alles dagegen, auch nur dieselbe Luft atmen zu müssen, wie die dunkle Fee. Trotzdem war ich sicher, dass sie nicht bluffte. Ihr unerschütterliches Selbstbewusstsein und ihre gespenstische Geduld  bewiesen mir, dass sie es nicht nötig hatte zu lügen.  
    Zum ersten Mal lächelte die dunkle Fee.
    „Ich werde all meine Nachrichten an Sie als Persephone zeichnen.“
    Auf dem Weg zum Aufzug begleitete mich wieder die Blonde mit der Maske. Erst jetzt fiel mir auf, dass ihr Kleid und ihre Maske exakt auf die Farben der Fee abgestimmt waren.
    Sie sagte zum Abschied kein Wort, sondern schloss nur sacht die Tür.
    Was ich hinter der Tür zurückließ , waren die dunkle Fee, ihre Helferin mit der Maske und jenen eigenartigen Geruch, der mir
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