Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss
Autoren: Emilia Polo
Vom Netzwerk:
Botschaft) bemerkt haben sollte.
    Wenn es schon den männlichen Kollegen entgangen war (was mich so sehr nicht wunderte), dann hätten es doch wenigstens die Sekretärinnen und die beiden uniformierten Kolleginnen bemerken müssen?
    Aber nichts.
    Keine langen, fragenden Blicke, keine diesbezüglichen Bemerkungen, nicht einmal irgendein bescheuerter Witz darüber, weshalb Sergeantin Marie Colbert von einem Tag auf den anderen in die Perversenliga gewechselt war.
    Okay, meinte ich schließlich, vielleicht hielten sie es ja für irgendein im Grunde bedeutungsloses Accessoire und waren daher gar nicht auf die Idee gekommen in das Halsband mehr hineinzuinterpretieren. (Und wenn ich darüber nachdachte war ja sogar ich mir auch gar nicht sicher, ob Nadine, die Kollegin von der Asservatenkammer, heute - wie üblich - ihre silberne Kette mit dem Kreuz getragen hatte oder nicht.)
    Manche Dinge übersah man einfa ch. Punkt.
    Trotzdem gab ich mich damit nicht zufrieden. Ich arbeitete schließlich nicht in einem Callcenter oder einer Fabrik, sondern auf einem Polizeirevier zwischen Polizisten . Leuten also, die darauf geeicht waren Unregelmäßigkeiten und selbst die geringsten Veränderungen zu registrieren und entsprechend einzuordnen.
    Ich bekam diesen nagenden Zweifel einfach nicht mehr aus meinem Kopf.    
    War ich etwa plötzlich unsichtbar geworden?
    War denn jeder im Revier wirklich so sehr an mich, meine Art und mein Aussehen gewöhnt, dass mir dort keiner einen zweiten Blick gönnte, nachdem er oder sie wie nebenbei registrierte, dass ich offensichtlich anwesend, gesund und bereit für meinen Dienst gewesen war? 
    Das war schon niederschmetternd genug.
    Aber womöglich war es ja gar nicht nur die Gewohnheit, die die Veränderung an mir unsichtbar für die Leute im Revier machten, sondern schlicht und ergreifend meine blasse Persönlichkeit ?
    Das war nicht nur niederschmetternd, das war demütigend .
    Ich trug das Halsband sechs Tage lang sobald ich das Haus verließ. Zurück in meiner Wohnung legte ich es ab und warf es in eine Schublade. Ich konnte es nicht ertragen, es offen sichtbar herumliegen zu lassen.
    Auch an diesen sechs Tagen schien kein Mensch mein Halsband zu bemerken.
    Und was meinen Versuch betraf, Persephones Unterlinge zu identifizieren, die ihr über mein Verhalten berichteten, der schlug komplett fehl.
    Es gab einfach zu viele Verdächtige. 
    Jeder im Revier hätte ihr berichten können, genauso wie irgendwer draußen auf der Straße. Angefangen bei dem Taxifahrer, der mich diese eine Nacht nach Hause fuhr nachdem mein Wagen nicht starten wollte, bis hin zu dem grantigen Nachbar, der sich ständig über die laute Musik der Kids auf dem Rasenstück vor dem Haus  beschwerte.
    Komplett fehl schlug auch mein Versuch Persephone selbst und ihre blonde Gespielin zu identifizieren.
    Ich kannte ja noch nicht einmal deren wirkliche Namen, wusste nicht womit sie ihr Geld verdienten, oder was sie außerhalb der Wände ihres mysteriösen Maison Athène trieben.
    Ich hatte sowohl den Karton als auch das Lederband nach Fingerabdrücken abgestaubt. Ich fand vier verschiedene Abdrücke – drei auf dem Karton, zwei auf dem Halsband selbst.
    Doch die einzigen Fingerabdrücke, die ich außer meinem eigenen und denen des Fahrradkuriers in der Datenbank wieder fand, waren die einer dreißigjährigen Grundschullehrerin aus Marseille, die einmal in einem Fall von Versicherungsbetrug verwickelt gewesen war und in diesem Zusammenhang ihre Fingerabdrücke aktenkundig machte.
    Ihr Foto, das ich aus der Datenbank fischte, entsprach weder  Persephone noch der Blonden.
    Es zeigte aber eine sehr attraktive Frau, und sie trug darauf ebenfalls ein Lederhalsband mit einer silbernen Öse daran.
    Es hatte keinen Zweck sie zu kontaktieren, meinte ich. Denn sollte sie dieses Teil freiwillig tragen, würde sie nach meinem Anruf bei ihr keine Zeit verlieren die dunkle Fee zu kontaktieren , um ihr brühwarm davon zu berichten, dass Sergeantin Marie Colbert ihr Näschen in den falschen Topf steckte.   
    Der letzte Abdruck auf dem Karton war nicht zu identifizieren.
    Falls er von Persephone oder der  Blonden stammte, bedeutete dies, dass keine der beiden je in Zusammenhang mit einer Straftat oder einer Ermittlung aktenkundig geworden war. 
    Ende einer heißen Spur.
     
     
    8.
    Sobald ich einsah, dass ich vorerst wenige bis gar keine Chancen hatte Persephone zu hintergehen, versuchte ich es damit , sie besser zu verstehen. Frei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher