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Pamiu Liebling der Goetter

Pamiu Liebling der Goetter

Titel: Pamiu Liebling der Goetter
Autoren: Birgit Fiolka
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trat einen Schritt zurück. „Auch wenn du jetzt die Hautfarbe eines Bauern hast und den Schurz eines Lehrers trägst. Das Alter und die Sonne waren dir nicht wohlgesonnen. Wo hast du die letzten Jahre verbracht, Pamiu? Auf den Feldern?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, winkte er ihn durch das Tor. „Lasst ihn passieren, er ist tatsächlich der, für den er sich ausgibt. Wenn die Große Königliche Gemahlin ihn zu sehen wünschst, dann werde ich ihn zu ihr bringen.“
    Pamiu blickte sich im Palast um, während er dem Diener folgte. Er hatte sich kaum verändert, die Wandmalereien und Gänge waren die gleichen geblieben, nur die Gesichter waren andere. Pamiu erkannte keines von ihnen wieder, und auch die vorbeihuschenden Sklaven und Höflinge hielten nicht inne wie früher, als sie ihm verstohlen und bewundernd hinterherblickten. In den letzten Jahren war ihm sein Alter nicht aufgefallen, doch hier, in der Umgebung seines ehemaligen Lebens, in dem es so viel Prunk und so viel Schönheit gab, fühlte er sich mit einem Mal alt. Er war ein alter Mann geworden, und ihm kamen Osiris-Snofrus Worte wieder in den Sinn, der ihm einst gesagt hatte, wie sehr er ihn um seine Jugend beneide. Jetzt und hier umgaben ihn junge Menschen, die ihn nicht einmal zu bemerken schienen, und Pamiu erkannte den Kreislauf. Irgendwann würden sie vielleicht genau wie er durch diese Gänge laufen und neidvoll den jungen Menschen hinterherblicken, die sie umgaben.
    Der Diener ließ ihn eine Weile vor den Türen des großen Empfangssaales warten, länger als er früher jemals hatte warten müssen, wie ihm auffiel. Er fragte sich, ob es auch so gewesen wäre, wenn er nicht die letzten fünfundzwanzig Jahre als einfacher Bauer gelebt hätte, sondern noch immer der große Baumeister des Pharaos wäre. Dann endlich kam der Diener zurück und nickte ihm zu. „Du kannst eintreten. Die Prinzessin Hetepheres wird dich vorerst empfangen, denn die Große Königliche Gemahlin ist noch nicht vom Tempel zurückgekehrt.“
     
    „Du bist Pamiu, den mein Vater vor Jahren verbannte und der das Leben eines Bauern führen sollte?“
    Prinzessin Hetepheres ta sherit hatte es sich auf dem Thronsitz ihrer Mutter bequem gemacht und ließ sich mit einem Fächer aus Straußenfedern von zwei ihrer Sklavinnen Luft zuwedeln. Pamiu spürte, wie ihm der Schweiß den Nacken hinunterlief, denn er meinte ein Ebenbild Neferiabets vor sich zu sehen. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass Hetepheres auch seine Tochter war. Er fühlte sich noch unwohler als zuvor. Ihm fiel ein, dass er sich zu verbeugen hatte. Hetepheres erhob sich vom Thron und kam zu ihm herunter.
    „Deine Manieren scheinst du wenigstens nicht auf den Feldern im Süden verloren zu haben.“ Sie umkreiste ihn. Pamiu kam sich mit einem Mal vor wie ein Rind, das zum Opfertisch geführt wurde. „Man erzählt sich, dass du einst der schönste Mann bei Hofe gewesen seist. Wie schade, dass sich diese Schönheit mit der Zeit verloren hat. Ich sehe nur einen alten Mann vor mir.“ Sie seufzte. Pamiu spürte, dass sie mit ihm spielte.
    „Es tut mir Leid, Prinzessin, dass dich mein Anblick enttäuscht.“ Er bemühte sich, Festigkeit in seine Worte zu legen.
    Hetepheres winkte mit einer lasziven Geste eine ihrer Dienerinnen herbei. „Es scheint wohl, dass meine Mutter noch eine Weile im Tempel bleiben wird, um ihre Gebete für meinen Vater zu sprechen, der sich zu Tode getrunken hat. „Bring uns zwei Becher Wein, Meret, damit wir meines Vaters gebührend gedenken können. Pamiu ist bestimmt durstig nach der langen Reise.“ Hetepheres wandte sich wieder ihm zu. „Was hast du dort unten getan – im Süden?“
    Pamiu fühlte, wie Zorn in ihm hochstieg. „Was möchtest du, Prinzessin Hetepheres? Ich bin sicher, du weißt, was mir widerfahren ist. Ich kann mir nicht vorstellen, welches Interesse du an mir haben solltest.“
    Sie zog ihre Augenbrauen in gespielter Überraschung hoch. „Wenn die Mundöffnungszeremonie an meinem Vater vollzogen worden ist, werde ich Große Königliche Gemahlin an der Seite meines Bruders Djedefre sein.“
    „Dazu beglückwünsche ich dich.“
    „Aber eines möchte ich vorher noch wissen. Ist es wahr, dass du mein Vater bist?“
    Pamiu fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Er wandte sich ab, damit seine Augen ihn nicht verrieten. „Dein Vater war Osiris-Khufu, der Pharao. Warum stellst du mir eine derart unsinnige Frage?“
    Ihre Stimme hatte nun einen scharfen Ton. „Weil ich die
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