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Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)

Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)

Titel: Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)
Autoren: Harald Schneider
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Wir haben nicht mal 30 Grad. – He, lass
das Fenster zu.«
    Ich fügte
mich meinem Schicksal und schwitzte, bis Jutta in der Haßlocher Langgasse vor einem
älteren Einfamilienhaus parkte. Laut Türschild sollte hier ein Heribert Monshauser
wohnen.
    Kurz darauf
standen wir in einem altmodischen Arbeitszimmer dem Arzt gegenüber, der sich mit
Dr. Langweiler vorstellte. Er zeigte auf die Leiche: »Den roten Leichenflecken und
dem Mandelgeruch nach zu schließen, sieht es nach einer Blausäurevergiftung aus,
Herr Palzki. Ich habe die Leiche allerdings noch nicht untersucht.«
    Jutta hatte
an alles gedacht. Auch an Einweghandschuhe für mich und sie. Ich zog mir das Paar
über und hob die halb gefüllte Kaffeetasse hoch, die auf dem Tisch neben einem Aktenordner
mit der Aufschrift ›Testament‹ stand. »Riecht ebenfalls nach Mandel«, schlussfolgerte
ich.
    »Woher willst
du das wissen? Du weißt ja nicht einmal, wie Mandeln aussehen.« Sie nahm die Tasse
und roch ebenfalls daran. »Du hast recht, Reiner. Entschuldige.«
    »Wie immer«,
entgegnete ich trocken und schaute mich um. Die psychedelische Großmustertapete
harrte seit Jahrzehnten einer Erneuerung. Zusammen mit den dicken und schweren Vorhängen
wirkte der Raum äußerst ungemütlich. Nur wenig Tageslicht fiel durch das verschmutzte
Fenster. Der antik anmutende Deckenleuchter war eingeschaltet, eine Reinigung der
Fensterscheibe hätte lichttechnisch gesehen den gleichen Effekt gehabt. Der Schreibtisch
lag voll mit diversem Krimskrams. Darum würde sich später die Spurensicherung kümmern.
Seltsam, dachte ich, ein Arbeitszimmer ohne PC. Vorhin hatte ich bereits mit Verwunderung
die mechanische Schreibmaschine auf einem Nebentisch entdeckt und erfolglos nach
technischen, sprich elektrisch betriebenen Geräten gesucht.
    Heribert
Monshauser saß in seinem Bürostuhl vornüber auf die Tischplatte gebeugt. Meine untrüglichen
Adleraugen sahen es sofort: Zusammen mit Jutta richtete ich den Toten in seinem
Sitz auf und unser Blick fiel auf ein Blatt Papier, das durch den Oberkörper verdeckt
gewesen war.
    ›Liebe Eva‹,
stand in dem handgeschriebenen Brief. ›Lange genug musstest Du Dich mit mir und
meinem Geiz herumquälen. Ich weiß, dass ich ein Ekel war, darum kann ich Dich nur
um Verzeihung bitten. Keine Angst, Du wirst alles erben. Das Testament, in dem ich
das Tierheim als Haupterben eingesetzt hatte, habe ich letzte Woche vernichtet.
Ich trinke jetzt meinen letzten Kaffee, den ich mit Cyanwasserstoff versetzt habe.
Ich hoffe, dass die Wirkung nicht allzu lange auf sich warten lässt. Bevor ich …‹
    Hier endete
der Brief abrupt. Anscheinend trat der Tod schneller ein, als Monshauser gedacht
hatte.
    »Ist seine
Frau hier?«, fragte ich den Arzt.
    »Ja, sie
sitzt im Wohnzimmer. Das Ehepaar hat in diesem Haus allein gewohnt. Ihre erwachsene
Tochter, die in Crailsheim lebt, kommt sobald wie möglich hierher.«
    Jutta verließ
das Zimmer und kam kurz darauf mit Eva Monshauser zurück.
    »Ich habe
ihr angeboten, sie im Wohnzimmer zu befragen, doch sie wollte mit ins Arbeitszimmer
kommen«, erläuterte Jutta.
    Die Erbin
machte keinen allzu traurigen Eindruck. Die groß gewachsene Endfünfzigerin trug
den Tod ihres Mannes mit Fassung. Nachdem ich mich vorgestellt hatte, plauderte
sie los.
    »Wir haben
seit Jahren aneinander vorbeigelebt, Herr Palzki. Sein krankhafter Geiz und seine
Rechthaberei haben ihn einsam gemacht. Er hatte in den letzten Jahren keinerlei
soziale Kontakte. Heribert hat sich zu Tode gespart.«
    Harte Worte
aus dem Mund einer frischen Witwe. Während ich darüber nachdachte, nahm ich den
altmodischen Füllfederhalter, der neben dem Brief lag, schraubte neugierig die Kappe
ab und machte auf einem Notizzettel eine Schriftprobe. Ja, damit hat er seine letzten
Zeilen geschrieben, war ich mir sicher. Ich wandte mich wieder Eva Monshauser zu.
»Was hat es mit dem Testament auf sich?«
    Sie zeigte
auf den Ordner. »Das Testament werden Sie wahrscheinlich in diesem Ordner finden.
Seit Jahren ärgerte er mich, dass er seine Ersparnisse dem Tierheim vermachen und
ich nur dieses baufällige Haus bekommen werde. Wenigstens erhalte ich den Pflichtteil.«
    »Sie erben
sogar noch mehr«, sagte ich. »Er hat anscheinend ein neues Testament verfasst.«
    Frau Monshauser
bekam große Augen. »Davon hat er mir nichts verraten.«
    »Was genau
drin steht, weiß ich auch nicht. Noch etwas anderes: Wann haben Sie Ihren Mann das
letzte Mal gesehen? Lebend, meine
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