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Paloma

Paloma

Titel: Paloma
Autoren: Alexandra Dannenmann
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damit, dass sie sich demnächst alle fein machen und sich ins Nachtleben von Monforte stürzen würden. Nachtleben klang gut. Dabei hatte Monforte nicht mehr als ein paar Discotheken zu bieten.
    „Macht das ruhig. Und ich bleib zu Hause und spiele Babysitter, okay, Vicky?“, sagte Philipp.
    Vicky nickte, aber Bobby trat Philipp mit ihrem nackten sandigen Fuß gegen sein Schienbein. „Hör auf mit dem Quatsch. Du willst dich bloß drücken. Meine Kinder sind längst zu groß für einen Babysitter.“
    „Philipp, halt dich bitte mit dem Trinken ein bisschen zurück“, sagte Karen.
    „Ach was, ich trink doch nichts. Wenn mich nicht alles täuscht, ist das mein erstes Glas.“
    Natürlich stimmte das nicht. Philipp war den Frauen bereits um einiges voraus, mittlerweile stand bereits die zweite, so gut wie leere Flasche Wein auf dem Tisch. Trotzdem sah Philipp keinen Grund sich zurückzuhalten. Er genoss es, da zu sitzen und zu trinken und zu sehen, wie die untergehende Sonne dem Wasser und dem Sand und ihren Gesichtern einen rotgoldenen Schimmer übermalte. Und den Sand auf dem Bretterboden unter den Füßen zu spüren, der noch warm war nach dem langen Sonnentag. Aber hauptsächlich fühlte er sich deswegen gut, weil er endlich einen Entschluss gefasst hatte. Morgen, ja morgen würde er das tagelang Aufgeschobene nachholen und nach Porto Saler hinüberfahren. Und Porto Saler bedeutete Paloma. Nur brauchte er allein bei dem Gedanken gleich noch einen weiteren Schluck vom Vino Rosado, den er vor sich stehen hatte.
    Bobby erkundigte sich, ob Philipp von Desiree sonst noch irgendetwas erfahren hatte, und er berichtete vom geplanten Luxushotel mit Golfplatz in der Gegend von Es Trenc.
    „Das darf doch nicht wahr sein“, sagte sie daraufhin.
    „Völlig richtig“, antwortete Philipp.
    „Wenn Frank das hört. Er fährt oft schon vor Sonnenaufgang rüber nach Es Trenc, um die Vögel dort mit dem Fernglas zu beobachten. Während der Brutzeit muss es dort geradezu von Vögeln wimmeln. Was für ein Schwachsinn, auch noch Es Trenc zu zerstören.“
    Philipp stach der Hafer und als Pepe, der mit seiner Frau Maria zusammen den Strandkiosk betrieb, die Teller abräumte, wollte er auch von ihm hören, was er vom Bau eines Luxushotels auf Es Trenc hielt.
    „Meinetwegen können sie gleich morgen damit anfangen“, meinte Pepe.
    „Ach ja?“
    „Claro. Dann kommen endlich andere Touristen her, nicht solche wie jetzt. „Turistas de los cubos“ sagen wir immer.“ Pepe stieß verächtlich Luft aus.
    Cubo bedeutete Eimer. Keiner am Tisch verstand, was Pepe mit „Eimer-Touristen“ meinte. Pepe erklärte es ihnen.
    „Sie kaufen sich im Supermarkt Plastikeimer und Bierdosen und am Strand kommt Wasser in die Eimer und darin kühlen sie ihr Bier. Und wir schauen in die Röhre, versteht ihr? Mein Umsatz geht deshalb seit Jahren zurück, obwohl wir jedes Jahr rauf gehen mit den Preisen.“
    Philipp lachte. „Bestimmt geht er deshalb zurück.“
    „Was soll ich machen? Die Gemeinde verlangt jedes Jahr mehr für die Strandbewirtschaftung. Und von irgendwas müssen wir leben.“
    „Was trinkst du, Pepe? Bring eine Flasche und lass uns auf die „ Turistas de los cubos“ trinken“, sagte Philipp.
    Das ließ sich Pepe nicht zweimal sagen, er stellte eine Flasche Hierbas, Kräuterlikör, auf den Tisch. Und auch Maria setzte sich dazu und sie sprachen über Es Trenc und das geplante Luxushotel. Bobby übersetzte für Karen, was sie für wichtig hielt.
    Philipp verlor jedoch ziemlich schnell das Interesse daran. So sehr Pepe auch Recht haben mochte mit seinen Klagen – seinen Wunderglauben an Luxushotels dagegen fand Philipp fast unglaublich naiv. Er verstand nicht, wie Pepe glauben konnte, dass all die Leute mit Geld, auf die er seine Hoffnung setzte, sich für Nichts und wieder Nichts Geld aus der Tasche ziehen ließen. Er jedenfalls sah die Reichen aus dem Golfhotel nicht unbedingt an Pepes Bude sitzen. Dazu bot er weiß Gott zu wenig. Das alte Problem hier auf der Insel oder überhaupt im Tourismus, nichts bieten, aber mit dem Nichts Kohle machen wollen.
     
    Philipp beobachtete ein junges Pärchen unten am Strand, das anscheinend nicht nach Hause fand. Der junge Mann war vermutlich ein Einheimischer, sie dagegen Ausländerin. Engländerin vielleicht oder eine Deutsche. Er musste daran denken, dass es bei ihnen gerade umgekehrt gewesen war, bei ihm und Paloma. Und er fragte sich, wie es wohl enden würde bei den beiden. Ein
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