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Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Titel: Palast der Schatten - historischer Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Stuhlbeine und befestigte sie mit Zwingen. Seine Stimme schallte durch den Raum.

    Â»Lolita, Liebste mein, mein Herz ist so krank
    Ich will mein Lied dir siiingen, jetzt!
    Ich möchte dir erzählen mein Leid,
    Das du, Lolita, nur lindeeern kannst.
    Oh, komm, ich möchte dir viele Küsse geben
    und mit dir zu den Sternen schweben …
    Oh, komm, Loliiita
    Ich muss steeerben ohne dich
    Komm doch zu mir
    Loliiita, ich liebe dich.«

    Guste und Hans rauschten herein. Hans fiel in den Gesang ein.
    Â»Loliiita, ich muss steeerben ohne dich. Komm doch zu mir Loliiita, ich liebe dich.« Er umschlang Guste, tanzte mit ihr durch den Gang und küsste sie leidenschaftlich.
    Â»Lass das jetzt«, rief Guste lachend, »es stehen schon Kinder vor der Tür. Ich muss die Kasse aufmachen.«
    Theo hob den Arm.
    Â»Warte noch, die Jungs zum Kartenabreißen und Platzanweisen sind noch nicht da. Und Max und Paul fehlen auch noch.«
    Â»Immer kommen sie so spät.«
    Â»Was jammerst du? Bis jetzt haben wir immer pünktlich angefangen.«
    Guste verzog das Gesicht und zog sich in die Kassenbox zurück. Hans schritt auf Theo zu.
    Â»Hast du schon einen neuen Pianisten?«
    Â»Nein, aber Paul möchte lieber heute als morgen aufhören. Er spielt jetzt jede Nacht in der Tanzbar.«
    Â»Weiß Paul nicht jemanden?«
    Â»Zu teuer.«
    Hans verschwand hinter der Leinwand und legte die Instrumente bereit.
    Â»Es wird nicht leicht sein, einen guten Spieler zu finden. Weißt du noch, Peter, den wir vor Paul hatten? Er hat ständig dasselbe geklimpert. Bei Verfolgungsjagden: ›Zampa oder die Marmorbraut‹, bei rasenden Zügen das Gewitter aus: ›Wilhelm Tell‹. Na ja, das passte wenigstens noch zur Szene. Meistens lag er mit der Stimmung daneben. Verspielt hat er sich auch andauernd. Wenn ich nur an die Mozartstücke denke. Die reinste Katzenmusik.«
    Â»Ist ja gut, ich werd’ schon einen guten Pianisten finden.«
    Hans spähte aus seinem Geräuschereich hervor.
    Â»Weißt du, ich glaube, es wird sowieso nicht mehr lang gehen mit den Hintergrundgeräuschen und dem Klavier. In den großen Kinos spielen Orchester. Sie sparen den Geräuschemacher und sogar den Rezitator ein. Sie zeigen immer mehr lange Films mit Zwischentexten.«
    Â»Unser Publikum hat kein Geld für die feinen Kinos. Es sind doch fast nur Arbeiter. Und was sollen wir mit kilometerlangen Dauerfilms? Viele Zuschauer können schlecht lesen und haben bestimmt keine Geduld, die langen Streifen zu sehen. Wir machen mit den kürzeren Stücken weiter wie bisher.«
    Â»Wir müssen mitziehen, Theo. Die Eintrittspreise sinken. Es gibt Hunderte von Sitzplätzen in den neuen Theatern. Und sie werden immer größer. Du hast es doch auch gesehen. Die Säle sind wunderschön, mit Plüschsesseln und Lüstern an der Decke. Und vor der Leinwand hängen samtene Vorhänge. Wir müssen mithalten und die Ausstattung des Vorführraumes verbessern. Es gibt zu viele Kinos in unserer Nähe. Die Konkurrenz wird immer größer.«
    Â»Du weißt es genau. Mir fehlt das Geld seit dem Brand. Und außerdem, willst du uns mit den langen Films arbeitslos machen?«
    Â»Wir können auch die langen begleiten.«
    Theo wirbelte mit dem Zeigestock in der Luft umher.
    Â»Na gut, wenn du meinst. Wir versuchen es. Ich werde die Films gemeinsam mit dem ›Odeon‹ ausleihen und den Boten zum Spulentauschen schicken. Das ist billiger.«
    Â»Hallo!«, rief Max. Er humpelte sogleich in die Vorführkabine, um die Vorstellung vorzubereiten. Theo verdrehte die Augen.
    Â»Mensch, Max, heute bist du aber wirklich spät dran.«
    Â»Bin immer noch pünktlicher als Paul.«
    Â»Max, was hältst du von langen Films?«, rief Hans.
    Â»Kommt auf den Film an. Warum nicht? Solang der Projektor mitmacht.«
    Â»Wo bleibt Paul denn? Muss ich jetzt mit Tonbild und Grammophon anfangen?«
    Â»Sing doch selbst. Die Leute lieben deine Caruso-Einlagen.«
    Â»Nix Tonbild, nix Caruso. Ich hab den ›Lokführer‹ schon einspannt.«
    Â»Na endlich. Da kommt Paul.«
    Paul kam im Laufschritt durch den Gang geeilt. Sofort setzte er sich ans Klavier und klappte den Deckel auf. Er rang nach Luft.
    Â»Theo, finde jemanden. Ich schaff’s wirklich nicht mehr.«
    Der Türvorhang öffnete sich. Die Kinderstimmen wurden lauter. Der Saal füllte
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