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Pakt der Sehnsucht

Pakt der Sehnsucht

Titel: Pakt der Sehnsucht
Autoren: Nalini Singh
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uns entschieden, nicht hinunter zu dem Computer zu gehen«, sagte sie. »Sollte es Störungen geben und die Stromversorgung der Höhle beeinträchtigt werden, hätte es keine katastrophalen Auswirkungen — schließlich sind wir Wölfe. Wir würden schon klarkommen, und die Krankenstation könnte man auf jeden Fall provisorisch versorgen.«
    Grace hatte Elizabeth und Diego deutlich gemacht, dass es ihnen niemand danken würde, wenn sie sich unnötig in Gefahr brachten. »Falls wir hier oben Schwierigkeiten bekommen, können wir immer noch die Tür öffnen und uns mit dem Wind herumschlagen.«
    Sie versuchte, den Blick auf den nackten Cooper zu vermeiden, der ein Handtuch um seine Hüften wickelte und sich neben sie setzte. Immer noch stumm, zog er sie auf seinen Schoß. »Du hast nicht angerufen.«
    »Ich weiß. Tut mir leid.« Es war erschütternd, wie verletzlich er klang. Sie erzählte ihm, was passiert war, streichelte sein Gesicht und die Schultern, um Trost zu spenden. »Es geht mir gut. Alles in Ordnung.«
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis seine Haut wärmer wurde, bis die Anspannung in ihm nachließ. »Willst du es mir nicht erzählen?«, fragte sie und rieb ihre Wange an der seinen, als er endlich den festen Griff löste.
    Noch schwieg er, und sie bedrängte ihn auch nicht, es stand schlimm genug um ihn. Sie streichelte ihn nur, beruhigte ihn. »Ist schon in Ordnung«, murmelte sie. »Ich kann warten.« Sie küsste seine Stirn, die Wangen. »Soll ich dir einen Kaffee machen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein ... es hat schon lange genug gedauert.« Heiser, eine Stimme, die unter dem alten Schmerz brach. »Als ich sechzehn war, besuchten meine Eltern eine Hochzeit in einem anderen Staat. Sie sagten, ich solle nicht zu lange aufbleiben und mich nicht mit Pizza und Burgern vollstopfen. Dann verriet mir Mom, dass sie meine Lieblingspizzen gebacken und eingefroren habe, und dass Dad den Spielstand auf meiner Konsole verdoppelt habe, obwohl ich mir keine Extrapunkte verdient hätte.«
    Grace spürte aus den Worten Coopers die Liebe zu seinen Eltern heraus. »Glückspilz.«
    »Das war ich.« Leise und sehr ernst. »Normalerweise lud ich bei solchen Gelegenheiten immer Riaz ein, doch der hatte Hausarrest. Also aß ich allein am Samstag, spielte und sah mir Filme für Erwachsene an, nachdem ich mich in die Kindersicherung gehackt hatte. Dann schickte ich Riaz eine Nachricht, in der ich mit meinen genialen Kniffen angab, dabei hatte er doch gerade alle Privilegien verloren.« Ein schwaches Lächeln. »Am nächsten Vormittag jagte ich lange mit ihm und ein paar anderen Freunden und kam erst um vier nach Hause zurück, weil es da anfing zu regnen.«
    Grace wusste, dass etwas Schreckliches folgen würde, doch sie unterbrach Cooper nicht, er brauchte sie als Zuhörerin.
    »Die Hochzeit war am Samstagabend. Mom und Dad waren Samstagfrüh gefahren und wollten am Sonntagabend zurück sein.« Er schluckte. »Meine Mutter küsste mich zum Abschied, ich lag noch im Bett. Und mein Vater zauste mein Haar, wie Väter das so tun.«
    Sie sah ihn beinahe vor sich, den schlaksigen Jungen, der sich schlaftrunken von seinen Eltern verabschiedete.
    »Dann waren sie fort.« Es klang schrecklich endgültig. »Am Sonntagmorgen um zehn simste mir Mom, sie würden sich auf den Weg machen. Ich machte mir keine Sorgen, als sie um sieben noch nicht da waren. Sie konnten einen interessanten Umweg genommen haben. Das machten wir auch öfter, wenn wir als Wölfe jagten.« Cooper atmete zitternd ein. »Doch als sie um neun immer noch nicht da waren und sich auch nicht gemeldet hatten, rief ich sie an. Immer wieder. Kam mir blöd vor, mir Sorgen zu machen, doch der Stein in meinem Magen wurde immer schwerer. Dann habe ich den älteren Wölfen Bescheid gesagt. Die haben auch versucht, meine Eltern zu erreichen, und sogar die Polizei angerufen, um herauszufinden, ob der Wagen an den Mautstationen registriert worden war, aber ... nichts.«
    Graces Herz schmerzte, weil der Junge solche Ängste ausgestanden hatte.
    »Ich blieb die ganze Nacht auf, wartete als Wolf am Eingang der Höhle, während die Gefährten Freunde, Krankenhäuser und Gaststätten am Weg anriefen. Er regnete immer noch. Jedes Mal, wenn ein Fahrzeug auftauchte, rannte ich hin. Doch es waren nie meine Eltern.« Seine Stimme brach. »Bis zu einem Restaurant auf halber Strecke ließ sich ihr Heimweg zurückverfolgen, dann waren sie verschwunden. Achtzehn Stunden lang.« Raue Worte.
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