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Pakt der Sehnsucht

Pakt der Sehnsucht

Titel: Pakt der Sehnsucht
Autoren: Nalini Singh
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Raum ein.
    Konzentriere dich
, befahl sie sich, und versuchte, mit der digitalen Zange eine durchgeschmorte Röhre aus der Verankerung zu lösen ... doch instinktiv übernahm sie seinen Atemrhythmus, stand jeder Muskel unter Spannung.
    »Wie läuft es in diesem Bereich?«, fragte er in einer Tonlage, die sie als »vorsichtig« einstufte.
    Grace unterdrückte den selbstmörderischen Wunsch, Cooper etwas an den Kopf zu werfen. Ihre Stellung in der Hierarchie bestimmte nicht jede Facette ihrer Persönlichkeit. Wie alle anderen Ränge konnten auch Unterwürfige schüchtern oder extrovertiert, fröhlich oder traurig, sinnlich oder zurückhaltend sein. Grace war zwar im Vergleich zu den meisten ihrer Gefährten eher ruhig und schüchtern, doch laute Stimmen konnte sie gut verkraften — sie hatte sie reichlich bei zwei älteren dominanten Adoptivgeschwistern zu kosten bekommen, die das heftige Temperament ihres Vaters geerbt hatten.
    »Mit der Überholung sind wir halb durch«, sagte sie und wünschte, er würde ihre Stellung vergessen und sie einfach als begehrenswerte Frau sehen.
    Aber was würde sie dann tun?
    Wahrscheinlich so schnell wie möglich davonlaufen.
    Sie drückte die Zange zu fest zu und riss die Röhre fast entzwei. »Verdammt.« Mit brennenden Wangen streckte sie die Finger, holte tief Luft und zog sie vorsichtig heraus, während Cooper sie aufmerksam beobachtete. »Das war’s. Jetzt können wir das Zeug recyceln.«
    »Ohne einen einzigen Kratzer. Beeindruckend.« Er griff nach der durchgebrannten Röhre. »Hast du die bestellten Sachen bekommen?«
    Sie riss den Blick von seinen Händen los, ihre Wangen waren noch eine Spur heißer geworden, weil ungefragt Bilder in ihrem Kopf aufgetaucht waren von ebenjenen großen Händen, die köstlich rau auf ihrer Haut, auf ihren Brüsten lagen. Noch nie hatte sie so auf einen Mann reagiert. Warum nur gerade bei diesem einen, dessen schiere Anwesenheit ihrer Wölfin Unbehagen bereitete? Das Schicksal trieb grausame Scherze mit ihr.
    »Ja«, bekam sie gerade noch als Antwort heraus. »Habe ich. Sind genauso gut wie beschrieben.« Ein leises Klicken; Cooper hatte die Röhre auf den Boden gelegt. Auch Grace legte die Zange aus der Hand und wollte —
    »Grace.« Starke Finger hielten ihr Handgelenk fest.
    Ihr Puls raste, als sie auf die braun gebrannte Hand blickte, die sich so warm anfühlte und deren Schwielen so sinnlich kratzten. Grace wusste nicht, was sie sagen sollte, denn das Blut rauschte ihr so laut in den Ohren, dass alles andere unterging.
    »Grace.« Sanfter diesmal. Verführerisch. »Schau mich an.«
    Sie schluckte und riskierte einen Blick. Die Wölfin in ihr war in Habtachtstellung. Wenn es ein Befehl gewesen wäre, hätte sie sofort gehorcht, denn Ungehorsam setzte die Wölfin zu sehr unter Stress. Grace war zwar Gestaltwandlerin und konnte sich eher widersetzen als eine wilde Wölfin, doch um sich dazu aufzuraffen, musste ihr das von ihr Verlangte im Innersten widerstreben.
    Cooper hatte ihr nichts befohlen. Er hatte sie gebeten ... auf eine Weise, die sie innerlich zittern ließ. Nun sah sie in seine fast schwarzen Augen und blickte schnell wieder weg. Cooper tat nichts, wartete mit einer Geduld, die sie ihm nie zugetraut hätte. Sie hob die Lider wieder, und ihre Blicke trafen sich.
    Wie ein Blitz schlug es bei ihrer Wölfin ein. Dem Blick eines Offiziers standzuhalten war für jeden Wolf kühn, doch für eine unterwürfige Wölfin lag es weit jenseits allen auch nur Vorstellbaren. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte es sogar gefährlich sein können — dominante Rudelgefährten besaßen ebenso Instinkte. Wurde ein Blick als Herausforderung angesehen, konnte es böse enden. Die Tatsache, dass es meistens nur passierte, wenn beide Beteiligten in Wolfsgestalt waren, machte die Gefahr nicht geringer, unabsichtlich Aggressionen heraufzubeschwören.
    Denn der Unterwürfige konnte den Kampf nicht gewinnen.
    Coopers Daumen strich über ihren flatternden Puls. »So ist es gut.« Die leise Stimme war so zärtlich, dass sie sich ganz nackt fühlte und ungemein verletzlich.
    Zitternd holte sie Luft, senkte den Blick und zog den Arm etwas zurück. Als Cooper fester zugriff, geriet ihr Herz aus dem Takt. Doch er ließ sie los, bevor es seinen Rhythmus wiedergefunden hatte. Unsicher, was das alles zu bedeuten hätte, griff sie nach einem Werkzeug, um ... irgendwas zu tun. Doch ihre Gedanken irrten ab, immer noch spürte sie einen heißen Ring um ihr Handgelenk.
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