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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige
Autoren: Ange Guéro
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zu sorgen, dass sie einen nicht töten wollten . Er musste sich also für einen der ihren ausgeben - eine Meriniden-Uniform stehlen und sie anziehen.

    Um das zu tun, musste Arekh näher an die Stadtmauer.
    Aber zunächst musste er von hier wegkommen, aus der Villa, bevor sie zusammenbrach …
    Die Kiefern im winterlichen Garten loderten plötzlich unter ihnen auf. Bald stand der gesamte von der Trockenzeit ausgedörrte Park in Flammen, und ganz so, als ob alles sich gegen sie verschwor, begannen in diesem Moment glühende Holzstücke vom Dach herabzuregnen. Einer der Jugendlichen verbrannte sich und schrie auf. Die Gruppe teilte sich; einige der Bewohner rannten ins Hausinnere zurück, vielleicht in der Hoffnung, die Treppe noch erreichen zu können, andere hängten sich an die Balustrade, um sich in den einzigen Teil der Gärten fallen zu lassen, der noch nicht brannte.
    Der Balkon. Das obere Stockwerk stand in Flammen, aber der Balkon war noch zugänglich. Arekh kletterte auf die Balustrade und griff unter dem erschrockenen Blick der Frau mit dem Kind im Arm, die sich wohl fragte, warum der fremde Söldner hinauf- und nicht hinunterstieg, nach dem Balkonrand. Er zog sich mit den Händen empor. Er sah, dass die Frau versuchte, es ihm nachzutun, und ihr älteres Kind hochhob, damit es ihm folgte, aber das Kind hatte nicht die nötige Kraft, und Arekh half ihm nicht. Das wäre nutzlos , dachte er, als er in das im dritten Stock gelegene Spielzimmer mit dem gefliesten Boden trat. Weder Frauen noch Kinder würden den heutigen Tag überleben. Nur Männer hatten eine Chance, wenn sie zu kämpfen verstanden und auf die gleiche Idee kamen wie er.
    Ein lautes Krachen ertönte hinter ihm, dann Geschrei. War die Terrasse zusammengebrochen? Arekh rannte einfach geradeaus durchs Zimmer auf den gegenüberliegenden Balkon zu, während Rauch durch die Fugen zwischen den
Marmorfliesen drang. Der Stein gab unter seinen Füßen nach: Die Balken, die unter ihm verbrannten, trugen ihn nicht mehr; er musste der Schwerkraft davonlaufen. Arekh beschleunigte seine Schritte, sah verlassene Musikinstrumente, Zeugen glücklicherer Tage … Sein Fuß stieß gegen irgendetwas, er stolperte beinahe und fing sich, indem er den Fuß kräftig auf eine Fliese setzte, die aber nachgab, bevor er das Gleichgewicht wiedererlangen konnte, und sein Bein drang in das darunterliegende Stockwerk; einen Moment lang dachte er, dass er in die Hölle stürzen würde, die auf ihn wartete - aber nein. Seine Hände packten eine weitere Fliese, die wie durch ein Wunder hielt, bis er wieder aufrecht stand. Er ignorierte die fürchterlichen Schmerzen in seinem Bein, durchquerte den Rest des Zimmers und erreichte endlich sein Ziel, den gegenüberliegenden Balkon.
    Dieser ging auf den Hof der Diener und Sklaven hinaus. Die Straße war nicht weit entfernt, was einer der Vorteile war. Der andere war aber entscheidend: Statt eines von Mosaiken umgebenen Brunnens, auf dem er sich den Hals gebrochen hätte, befand sich in der Mitte des Dienerhofs nur eine Kloake mit stinkendem Schlamm …
    Arekh sprang.
    Der Morast gab ein widerliches Geräusch von sich, als er landete. Das Licht des Brandes spiegelte sich in den Pfützen. Vor sich sah er das Becken, das als Waschzuber für die Wäsche der Bediensteten diente. Hinter ihm knarrten die Balken des Gebäudes in Todesqual.
    Wasser. Hinlaufen!
    Arekhs Bein schmerzte immer stärker, und er merkte, dass seine Hose brannte. Die Balken ächzten erneut - dann brach die große Villa mit lautem Krachen zusammen. Arekh rannte zwischen herabregnenden Trümmern hindurch;
die Luft wurde zu einer glühenden Kugel, die sich ausbreitete wie ein Kreis, wenn man einen Stein in einen Tümpel geworfen hatte; bald würde die Flammenwalze ihn erreichen, seine Haut würde verkohlen wie ein verbranntes Pergament. Nur noch ein Herzschlag … Arekh holte Luft und warf sich in das Becken.
    Die Kälte stach ihn wie mit tausend Nadeln. Während das schmutzige Wasser um ihn herumwirbelte, spürte er den Hof unter dem Aufprall erzittern. Am Grund des Beckens drehte er sich um, hielt weiter den Atem an, während er durch die Oberfläche die orangefarbene Luft und die Trümmer sah, die wie winzige, brennende Vögel herabstürzten. Er wartete mit brennender Lunge, bis die Luft wieder grau wurde, streifte dann sein durchnässtes Hemd ab, schlang es sich um den Kopf, um Gesicht und Haare zu schützen, stand auf und rannte, rannte auf die Straße zu, noch immer,
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