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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas
Autoren: Der Rache Engel
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Tisch rüber,
war dabei jedoch ganz ruhig, klopfte beschwingt und freundlich, als würde ich
ein paar alte Kumpels begrüßen, auf den Tisch und sagte beherrscht: »Ach, das
ist also deine Art von Nachdenken?«, drehte mich um und ging wieder. Das war
nach außen hin sicherlich ganz cool, aber innerlich war ich natürlich auf
Hochtouren, sodass ich mich anschließend zunächst einmal ganz konstruktiv
besoff. Der Alkohol allerdings mischte meine melancholisch-aggressive
Grundstimmung erst richtig auf.
    Das konnte nicht gut gehen.
    Später kam mir an der Bar irgendein Typ blöd. Keine
Ahnung, wie, aber wenn man so drauf war wie ich an jenem Abend, kommt einem
irgendwie immer einer mit etwas krumm. Der musste noch nicht mal komisch
schauen oder gar pöbeln, es reichte wirklich die bloße Anwesenheit eines
Ahnungslosen, um die Lunte zum Brennen zu bringen. Was ich an jenem Abend aber
gar nicht richtig einzuordnen wusste, denn außer meiner Kampfausbildung bei der
Bundeswehr hatte ich bis dahin keine einzige Schlägerei mitgemacht. Die
Prügel, die ich als jugendlicher Neonazi bezogen hatte, steckte ich schließlich
immer wehrlos ein.
    Wie auch immer, es gab an einem bestimmten Punkt des
Abends eine kleine Schubserei, so gockelhaft und schwul, wie ich es heute
sicher nicht mehr zulassen würde. Nichts Schlimmes, doch der Sicherheitsdienst
hatte offenbar die Anweisung erhalten, besonders scharf zu reagieren. Und ohne
dass ich genau mitbekam, was eigentlich passierte, wurde mir mit einem starken
Griff plötzlich der Kopf auf den Tisch geknallt. Meine Brille flog in Richtung
Tanzfläche, und aus meiner Nase schoss das Blut wie aus einem Wasserhahn.
    Dem Security-Mann, einem Baum von einem Menschen mit
imposanter Statur, schwarzer Uniform und schwarzem Barrett und drei Mann
Verstärkung hinter sich, war es jedoch noch nicht blutig genug. Als er mir
direkt noch eine betonieren wollte, hob ich aber sofort abwehrend meine Hände
und rief: »Stopp! Ich will keinen Stress. Ich geh ja schon. Ich brauchte nur
meine Brille.« Ich renkte mir bei der Gelegenheit schnell noch die gebrochene
Nase wieder ein und ließ meine Arme fallen. Der Security-Typ indes hatte sich
schlagartig wieder beruhigt, und noch während ich auf dem Boden nach meiner
Brille suchte, fragte er mich, ob ich am nächsten Tag wiederkommen wolle.
    Nach dieser überraschenden Wendung ging ich am folgenden
Abend direkt wieder hin. Mit dicker Fresse und blauem Auge. Der
Sicherheitsbulle war wieder da und im Gegensatz zum Vortag extrem entspannt.
    »Das war super, wie du reagierst hast«, sagte er lachend,
»dass du so ruhig warst und sofort deeskaliert hast und später auch nicht zur
Polizei gegangen bist. Respekt! Willst du nicht für mich arbeiten?«
    Ich stand vor meinem neuen Chef. Es war der Typ, der mich
windelweich geklopft hatte und mir nun eine Beschäftigung anbot. Er hieß
übrigens Klaus. Natürlich wollte ich diesen Job. Endlich wieder Arbeit. Und
auch noch eine, die mir gefiel - in einem Team mit klaren Hierarchien und einem
Sinn für Ordnung. Ich sagte ohne zu zögern Ja.
     
    2.
     
    Meinen neuen Job wollte ich gleich richtig aufziehen und
begann deshalb um die Jahreswende 1997/98 eine Ausbildung zur
Werkschutz-Fachkraft und zum Personenschützer. Fahrtraining, Kampfsport,
Schießen. Ich lernte alles rund um den Beruf des Bodyguards. Und das war mehr, als
man vermuten möchte. Es ging um Einsatzplanung, Koordinierung, Vorbereitung,
Analyse der Schwachstellen in der Sicherheit und die Sicherung von Häusern. Ein
Wissen, das mir in meiner heutigen Situation, die durchaus die Begleitung von
gut ausgebildeten Personenschützern vertragen könnte, noch immer zugutekommt.
Erfreulicherweise wurde mir meine Bundeswehrzeit angerechnet, sodass ich schon
nach einem Jahr mein Diplom bekam. Ich war fortan offiziell eine
»Werkschutzkraft/IHK«.
    Parallel zu meiner Ausbildung arbeitete ich für die
Sicherheitsfirma von Klaus. In der Zwischenzeit hatte mein Körper einen finalen
Wachstumsschub genommen, und aus dem kleinen Jungen von einst war mit der Zeit
ein stattlicher Kerl von rund 1,85 Meter Größe geworden. Einer, dem man ansehen
konnte, dass mit ihm nicht unbedingt zu spaßen war...
    Die Firma war in Leer stationiert und für ihr eher
rustikales Auftreten in der Szene bekannt. Wir trugen schwarze Uniformen,
hatten Schlagstöcke am Gürtel, CS-Gas in der Tasche und Bleistaub in den
Handschuhen. Es versteht sich von selbst, dass wir nicht gerade gerufen
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