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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)
Autoren: Lee Child
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Halbdunkel matt und klobig wirkte. Die Pistole hatte keine Sicherung. Nur einen Bügel vor dem Abzug, den der kräftige Zeigefinger des Cops bereits gespannt hielt.
    »Bitte«, sagte der Cop. »Geben Sie mir nur einen Grund.«
    Reacher trat drei Schritte vor. Sah den Mond am östlichen Horizont aufgehen. Sah auch, wo Despairs grober Rollsplit endete und Hopes glatter Asphalt begann. Und er sah die mit einer gummiartigen schwarzen Masse gefüllte Dehnungsfuge. Der Streifenwagen war so geparkt, dass seine Stoßstange genau mit dieser Linie abschnitt. Mit der Fuge. Der Grenze. Der Linie. Reacher zuckte mit den Schultern und stieg darüber hinweg. Ein langer Schritt, dann war er wieder in Hope.
    Der Cop rief ihm nach: »Belästigen Sie uns nicht wieder!«
    Reacher gab keine Antwort. Drehte sich nicht um. Blieb einfach stehen, sah nach Osten und hörte zu, wie der Wagen hinter ihm wendete und über den Rollsplit knirschend davonfuhr. Als die letzten Geräusche in der Ferne verklungen waren, zuckte er nochmals mit den Schultern und setzte sich in Bewegung.
    Er hatte noch keine zwanzig Schritte gemacht, als er eine Meile vor sich Autoscheinwerfer sah, die direkt aus Hope auf ihn zukamen. Die Scheinwerferstrahlen hatten großen Abstand, leuchteten mal in den Himmel, mal wieder zum Boden. Ein großer Wagen, der schnell fuhr. Er kam aus der Dämmerung auf ihn zu, und als er noch hundert Meter entfernt war, erkannte Reacher einen weiteren Streifenwagen. Noch einen Crown Vic in den Polizeifarben Weiß und Schwarz mit Stoßstangen, Blinkleuchten und Antennen. Das Fahrzeug hielt fünf Wagenlängen vor ihm. Der an der linken A-Säule montierte Suchscheinwerfer flammte auf, bewegte sich ruckartig und leuchtete ihn zweimal von oben bis unten ab, bevor er Reacher ins Gesicht schien und ihn blendete. Dann wurde er wieder ausgeschaltet, und der Streifenwagen kroch langsam auf dem glatten Asphalt vorwärts und hielt so, dass die Fahrertür sich genau neben Reacher befand. Auf die Tür war ein goldener Schild mit den Buchstaben HPD gemalt. Hope Police Department . Das Fenster wurde heruntergefahren, und eine Hand griff nach oben, um die Innenbeleuchtung einzuschalten. Reacher sah, dass am Steuer eine Polizeibeamtin saß, deren kurzes blondes Haar jetzt von der schwachen Glühbirne beleuchtet wurde.
    »Wollen Sie mitfahren?«, fragte sie.
    »Ich gehe lieber«, sagte Reacher.
    »Bis in die Stadt sind’s fünf Meilen.«
    »Ich bin zu Fuß hergekommen, ich kann zu Fuß zurückgehen.«
    »Fahren ist einfacher.«
    »Danke, ich komme schon zurecht.«
    Die Frau schwieg einen Augenblick. Reacher horchte auf den geduldig im Leerlauf tuckernden Motor des Streifenwagens. Keilriemen pfiffen leise, und ein Schalldämpfer knackte, während er abkühlte. Dann setzte Reacher sich erneut in Bewegung. Nach zwei, drei Schritten hörte er, wie der Rückwärtsgang eingelegt wurde, und dann rollte der Wagen im Gehtempo rückwärtsfahrend neben ihm her. Das Fahrerfenster stand weiter offen. Die Frau sagte: »Geben Sie sich selbst ’ne Chance, Zenon.«
    Reacher blieb stehen. »Sie wissen, wer Zenon war?«
    Der Wagen hielt.
    »Zenon von Kition«, antwortete die Frau. »Der Begründer des Stoizismus. Damit will ich Sie auffordern, nicht demonstrativ geduldig zu leiden.«
    »Stoiker müssen geduldig leiden. Der Stoizismus verlangt, dass jeder sein Los bedingungslos akzeptiert. Das hat Zenon selbst gesagt.«
    »Ihr Los ist es, nach Hope zurückzukehren. Zenon ist’s egal, ob Sie gehen oder fahren.«
    »Was sind Sie überhaupt – eine Philosophin, ein Cop oder eine Taxifahrerin?«
    »Die Kollegen in Despair rufen uns an, wenn sie jemanden an der Stadtgrenze absetzen. Aus Höflichkeit.«
    »Kommt das oft vor?«
    »Öfter, als Sie vielleicht denken.«
    »Und Sie fahren dann her und holen ihn ab?«
    »Wir sind da, um zu dienen. Das steht auf unserem Abzeichen.«
    Reacher warf einen Blick auf den goldenen Schild auf ihrer Tür. Er trug die Inschrift HPD , aber auf einem Spruchband darüber stand Wir schützen und auf einem darunter und dienen.
    »Ich verstehe«, sagte er.
    »Steigen Sie also ein.«
    »Wieso tun Sie das?«
    »Steigen Sie ein, dann erkläre ich’s Ihnen.«
    »Sie wollen mir verbieten, zu Fuß zu gehen?«
    »Nach Hope sind’s fünf Meilen. Sie sind schon jetzt missmutig, Sie wären echt sauer, wenn Sie die Stadt erreichen. Das können Sie mir glauben. Wir kennen solche Fälle. Deshalb ist’s für alle besser, wenn Sie fahren.«
    »Ich bin anders.
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