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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)
Autoren: Lee Child
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und schlecht geschnitten aus. Er griff nach einem Kugelschreiber und richtete einen gelben Notizblock vor sich aus. Dann schaute er zu Reacher und fragte: »Name?«
    »Ich bin nicht über meine Rechte belehrt worden«, sagte Reacher.
    »Ihnen wird keine Straftat vorgeworfen«, erklärte der alte Kerl. »Dies ist keine Gerichtsverhandlung.«
    »Was also sonst?«
    »Eine Anhörung.«
    »In welcher Sache?«
    »Es geht um eine Verwaltungssache, das ist alles. Vielleicht nur um eine Formsache. Aber ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    Reacher sagte nichts.
    Der Kerl fragte: »Name?«
    »Die Polizei hat bestimmt meinen Pass fotokopiert und Ihnen ein Exemplar überlassen.«
    »Fürs Protokoll, wenn ich bitten darf.«
    Der Tonfall des Typs war neutral, seine Art einigermaßen höflich. Also zuckte Reacher mit den Schultern und sagte: »Jack Reacher. Kein abgekürzter zweiter Vorname.«
    Der Mann notierte sich das. Als Nächstes wollte er Reachers Geburtsdatum, seine Sozialversicherungsnummer und seine Nationalität wissen. Dann fragte er: »Adresse?«
    Reacher antwortete: »Ohne festen Wohnsitz.«
    Der Kerl schrieb das nieder. Fragte: »Beruf?«
    »Keiner.«
    »Zweck Ihres Besuchs in Despair?«
    »Tourismus.«
    »Wovon wollen Sie während Ihres Aufenthalts Ihren Lebensunterhalt bestreiten?«
    »Darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich habe eigentlich nicht mit Problemen gerechnet. Wir sind hier schließlich nicht in London, Paris oder New York.«
    »Beantworten Sie bitte meine Frage.«
    »Ich habe Geld auf der Bank«, sagte Reacher.
    Auch das notierte der Kerl sich. Dann schniefte er, fuhr mit dem Kugelschreiber über die schon ausgefüllten Zeilen nach oben und fragte: »Was war Ihre letzte Anschrift?«
    »Ein APO-Postfach.«
    »APO?«
    »Army Post Office.«
    »Sie sind ein Veteran?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Wie lange haben Sie gedient?«
    »Dreizehn Jahre.«
    »Bis?«
    »Ich bin vor zehn Jahren ausgemustert worden.«
    »Einheit?«
    »Militärpolizei.«
    »Letzter Dienstgrad?«
    »Major.«
    »Und Sie haben keinen festen Wohnsitz mehr gehabt, seit Sie aus der Army ausgeschieden sind?«
    »Nein, keinen.«
    Der Mann markierte eine seiner ausgefüllten Zeilen nachdrücklich. Reacher sah, wie sein Kugelschreiber zwei senkrechte und zwei waagrechte Striche machte. Dann fragte der Kerl: »Wie lange sind Sie schon arbeitslos?«
    »Zehn Jahre«, antwortete Reacher.
    »Sie haben seit Ihrem Ausscheiden aus der Army nicht mehr gearbeitet?«
    »Nicht richtig.«
    »Ein ehemaliger Major konnte keinen Job finden?«
    »Dieser ehemalige Major wollte keinen finden.«
    »Aber trotzdem haben Sie Geld auf der Bank?«
    »Ersparnisse«, meinte Reacher. »Und von Gelegenheitsarbeiten.«
    Der Kerl markierte auch diese Zeile. Zwei senkrechte, zwei waagrechte Striche. Dann fragte er: »Wo haben Sie vergangene Nacht geschlafen?«
    »In Hope«, erwiderte Reacher. »In einem Motel.«
    »Und Ihr Gepäck ist noch dort?«
    »Ich habe kein Gepäck.«
    Das notierte sich der Kerl mit einem weiteren Markierungszeichen.
    »Sie sind zu Fuß hergekommen?«, fragte er.
    »Ja«, sagte Reacher.
    »Warum?«
    »Kein Bus, und ich konnte keine Mitfahrgelegenheit finden.«
    »Nein, warum sind Sie hierhergekommen?«
    »Tourismus«, sagte Reacher nochmals.
    »Was hatten Sie über unsere kleine Stadt gehört?«
    »Gar nichts.«
    »Trotzdem haben Sie beschlossen, uns zu besuchen?«
    »Offensichtlich.«
    »Warum?«
    »Der Name hat mich fasziniert.«
    »Das ist kein sehr zwingender Grund.«
    »Ich muss schließlich irgendwo sein. Und vielen Dank für die herzliche Aufnahme.«
    Der Mann machte ein viertes Markierungszeichen. Zwei senkrechte, zwei waagrechte Striche. Dann fuhr er mit seinem Kugelschreiber langsam und methodisch von oben nach unten über seinen Fragebogen: vierzehn Antworten, von denen er vier am Rand markiert hatte. Er sagte: »Tut mir leid, aber Sie haben gegen eine Verordnung der Stadt Despair verstoßen. Sie müssen fort, fürchte ich.«
    »Fort?«
    »Die Stadt verlassen.«
    »Was betrifft die Verordnung?«
    »Landstreicherei«, sagte der Kerl.

7
    Reacher fragte: »Hier gibt’s eine städtische Verordnung gegen Landstreicherei?«
    Der Richter nickte, dann sagte er: »Wie in den meisten Kleinstädten im Westen.«
    »Ich bin noch nie mit einer konfrontiert worden.«
    »Dann haben Sie großes Glück gehabt.«
    »Ich bin kein Landstreicher.«
    »Seit zehn Jahren ohne festen Wohnsitz, seit zehn Jahren arbeitslos, Sie benutzen Busse oder
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