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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)
Autoren: Lee Child
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Kellergeschoss Zellen lagen. Der Weg zur Aufnahmetheke verlief ohne besondere Vorkommnisse. Er machte keine Schwierigkeiten. Zwecklos, zu Fuß in einer Kleinstadt zu flüchten, deren Grenze in einer Richtung zwölf Meilen und in Gegenrichtung vielleicht noch weiter entfernt war. Der Patrolman hinter der Theke hätte der kleine Bruder des Cops sein können, der ihn verhaftet hatte. Gleiche Größe, gleicher Körperbau, gleiches Gesicht, gleiches Haar, nur etwas jünger. Reacher bekam die Handschellen abgenommen und lieferte den Inhalt seiner Taschen und seine Schnürsenkel ab. Gürtel trug er keinen. Er wurde eine Wendeltreppe hinuntergeführt und in eine zwei mal zweieinhalb Meter große Zelle gesperrt, deren uralte Eisengitter aus ungefähr fünfzig Farbschichten zu bestehen schien.
    »Anwalt?«, fragte er.
    »Kennen Sie einen?«, lautete die Gegenfrage des Cops, der ihn aufgenommen hatte.
    »Der Pflichtverteidiger genügt mir.«
    Der Patrolman nickte, schloss die Gittertür ab und verschwand. Reacher blieb sich selbst überlassen. Ansonsten war der Zellenblock leer. Drei Zellen in einer Reihe, ein schmaler Korridor, keine Fenster. In jeder Zelle gab es ein Bett, das von der Wand abgeklappt werden konnte, und eine Toilette aus rostfreiem Stahl, in deren Wassertank oben ein Ausguss eingebaut war. An den Decken brannten Schiffslampen unter schützenden Drahtgittern. Reacher drehte das kalte Wasser auf, hielt seine rechte Hand darunter und massierte seine Fingerknöchel. Sie waren empfindlich, aber nicht verletzt. Er streckte sich auf dem Klappbett aus und schloss die Augen.
    Willkommen in Verzweiflung, dachte er.

6
    Der Pflichtverteidiger ließ sich nie blicken. Reacher döste zwei Stunden lang, dann kam der Cop, der ihn verhaftet hatte, die Treppe herabgepoltert, sperrte die Zelle auf und bedeutete ihm, er solle aufstehen.
    »Der Richter erwartet Sie«, sagte er.
    Reacher gähnte. »Ich weiß immer noch nicht, was mir vorgeworfen wird. Mein Anwalt war noch nicht da.«
    »Beschweren Sie sich beim Gericht«, erklärte der Cop. »Nicht bei mir.«
    »Was für ein dämliches System habt ihr denn hier?«
    »Das gleiche seit jeher.«
    »Ich glaube, ich bleibe lieber hier unten.«
    »Ich könnte die restlichen drei Kumpel zu einem Besuch vorbeischicken.«
    »Sparen Sie Benzin, fahren Sie sie gleich ins Krankenhaus.«
    »Ich könnte Ihnen erst Handschellen anlegen. Sie ans Bett fesseln.«
    »Ganz allein?«
    »Ich könnte einen Elektroschocker mitbringen.«
    »Sie leben hier in der Stadt?«
    »Wieso?«
    »Vielleicht komme ich Sie mal besuchen.«
    »Das glaube ich eher nicht.«
    Der Cop stand wartend da. Reacher zuckte innerlich mit den Schultern und stellte seine Füße auf den Boden. Stemmte sich hoch und trat aus der Zelle. Ohne Schnürsenkel konnte er nur unbeholfen gehen. Er schlurfte an der Aufnahmetheke vorbei und folgte dem Cop in den ersten Stock hinauf. Diese Treppe war fast luxuriös breit. Oben endete sie vor einer geschlossenen zweiflügligen Tür, neben der ein Schild auf einem niedrigen Ständer mit schwerem Fuß stand. Genau wie in dem Restaurant, nur hieß es hier: Städtisches Gericht . Der Cop öffnete den linken Türflügel und trat zur Seite. Reacher betrat den Gerichtssaal. Hier gab es einen Mittelgang und vier Bankreihen für Zuhörer. Dann eine niedrige Balustrade und zwei Tische für Staatsanwalt und Verteidiger, beide mit je drei Armstühlen auf Rollen. Zeugenstand, Geschworenenbank und Richtertisch vervollständigten die Einrichtung. Alle Möbel bestanden aus dunkel lackiertem Kiefernholz, das Alter und Politur noch dunkler gemacht hatten. Die Wände waren bis zu drei Vierteln ihrer Höhe mit dem gleichen Zeug getäfelt; alles darüber war cremeweiß gestrichen. Auf dem Podium hinter dem Richtertisch standen zwei Fahnen – die Stars and Stripes und eine weitere, die Reacher für die Staatsflagge von Colorado hielt.
    Der Saal war leer. Er hallte und roch nach Staub. Der Cop ging voraus und öffnete die Tür in der Balustrade. Bedeutete Reacher, er solle am Angeklagtentisch Platz nehmen. Er selbst setzte sich an den Anklägertisch. Sie warteten. Dann öffnete sich eine unauffällige Tür in der Saalrückwand, und ein Mann in einem dunklen Anzug kam herein. Der Cop sprang auf und rief: »Alle aufstehen!« Reacher blieb sitzen.
    Der Mann in dem Anzug polterte drei Stufen hinauf und nahm am Richtertisch Platz. Er war füllig und irgendwo über sechzig und hatte volles weißes Haar. Sein Anzug sah billig
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