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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)
Autoren: Lee Child
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Pick-ups.

73
    Vaughan alarmierte das gesamte Hope Police Department, um den Exodus aufzuhalten. Binnen einer halben Stunde standen ihre vier Deputys, ihr Kollege, ihr Wachleiter und der Mann vom Innendienst am Westrand von Despair bereit. Niemand wurde durchgelassen. Als Nächste kam die State Police. Innerhalb einer Stunde tauchten sie mit drei Wagen auf. In den folgenden vier Stunden kamen fünf weitere dazu, die einen ziemlichen Umweg fahren mussten. Jedermann wusste, dass im Werk Uran gelagert gewesen war. Die State Cops bestätigten, dass die MP s die nach Westen führende Straße fünf Meilen außerhalb der Stadt gesperrt hatten. Inzwischen, um kurz vor Tagesanbruch, waren sie schon dabei, ankommende Lastwagen zu stoppen.
    Dann wurde es Tag. Der Regen hörte endlich auf, der Himmel färbte sich blau, und die Luft war kristallklar. Wie Nerven, wenn der Schmerz nachlässt, hatte Reacher einmal in einem Gedicht gelesen. Obwohl die Rocky Mountains tausend Meilen weit entfernt zu sein schienen, konnte man alle Details deutlich erkennen: die Felsformationen, die Tannenwälder, die Baumgrenze, die Schneerinnen. Reacher lieh sich das Fernglas von Vaughans Wachleiter und stieg damit in den zweiten Stock des letzten Gebäudes im Westen von Despair hinauf. Er kämpfte mit einem klemmenden Fenster, öffnete es, stützte die Ellbogen aufs Fensterbrett und stellte das Glas scharf.
    Nicht viel zu sehen.
    Der weiße Metallzaun war verschwunden. Nur ein paar Stücke und Teile aus zerfetztem Blech lagen Hunderte von Metern weit in alle Richtungen verstreut. Das Werk selbst hatte sich größtenteils in eine rauchende Kraterlandschaft mit umgestürzten, verbogenen oder zertrümmerten Kränen und Portalkränen verwandelt. Schrottpressen waren von ihren Betonfundamenten gekippt. Alle kleineren Maschinen sahen so demoliert aus, dass man sie kaum mehr erkennen konnte. Die Bürocontainer und Thurmans Wohnanlage waren vom Erdboden getilgt. Von seinem Haus schien nur noch Kleinholz übrig zu sein. Die Steine der eingestürzten Natursteinmauer lagen nach Süden und Westen verteilt wie verschüttetes Salz auf einer Tischplatte. Von dem angelegten Park war außer niedrigen Baumstümpfen nichts mehr übrig. Auch der Hangar samt Piper war verschwunden.
    Ungeheure Schäden.
    Lieber hier als anderswo, dachte Reacher.
    Als er wieder nach unten kam, hatte die Situation sich geändert. Vertreter des FBI und weiterer Bundesbehörden waren eingetroffen. Die Gerüchteküche brodelte. Ein Luftwaffenradar in Colorado Springs hatte Metallsplitter in fünfzehntausend Fuß Höhe geortet. Drohnen waren gestartet worden, um den Fallout zu messen, und näherten sich in weiten Spiralen. Der Regen wurde als glücklicher Zufall betrachtet. Abgereichertes Uran in Staubform galt als stark hygroskopisch, also würde keine Radioaktivität mit dem Wind transportiert werden. Im Umkreis von hundert Meilen in Colorado, Nebraska und Kansas waren alle einschlägigen Firmen verständigt worden, weil ein fast neunzehn Meilen langer Maschendrahtzaun benötigt wurde. Die Werksanlagen mussten im Umkreis von drei Meilen für immer Sperrgebiet werden. Am Zaun würde alle zwei Meter ein Warnschild mit der Aufschrift Biogefährdung hängen. Über diese Schilder verfügten die Behörden schon, nur noch nicht über den Zaun.
    Die Einwohner von Despair lieferten keine brauchbaren Informationen. Allerdings stellten die Behörden auch keine bohrenden Fragen. Das Wort in aller Munde lautete Unfall . Ein Unfall im Werk . Das war ganz natürlich, gehörte zur Kultur der Wortkargheit. Ein Betriebsunfall, ein Grubenunglück. Mit früheren Fällen vergleichbar. Falls die Behörden Zweifel hegten, waren sie klug genug, darüber Schweigen zu bewahren. Und das Pentagon hatte schon zu mauern begonnen, bevor die letzten Metallsplitter abgekühlt waren.
    Behördenvertreter trafen mit Notfallplänen ein. Lebensmittel und Wasser würden mit Lastwagen von außen herangeschafft werden, kostenlose Busverbindungen die Jobsuche in benachbarten Kleinstädten erleichtern. Arbeitslose sollten sechs Monate lang aus einem Sonderfonds unterstützt werden. Dazu würden Übergangshilfen in jeder nur erdenklichen Form angeboten werden. Doch nach dem Auslaufen dieser Hilfsmaßnahmen würde jeder wieder selbst für sich sorgen müssen.
    Anfangs wurde nur Reacher, dann aber auch Vaughan durch die behördlichen Aktivitäten abgedrängt. Am Spätnachmittag saßen die beiden in Despair vor dem Haushaltswarengeschäft
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