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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Handy. Sie mussten zeitgleich zuschlagen, damit niemand die Gelegenheit hatte, die anderen zu warnen.
    Sie hatten sich ein Fahrzeug der DHL ausgeliehen. Zwölf Spezialkräfte hatten das Grundstück umstellt und waren bereits in den Garten vorgedrungen. Wer immer dadrin war, hatte keine Chance mehr zu fliehen.
    Dann klingelte der Paketservice. Anne Kohl öffnete arglos die Tür. Sie wurde zur Seite gedrückt, und an der Sprechstundenhilfe vorbei stürmten sechs vermummte, schwerbewaffnete Schwarze Ritter.
    Für Frau Gaiser war das Ganze zu viel. Sie wurde ohnmächtig, als sie, im Salon auf dem Sofa sitzend, unten im Garten
plötzlich die vermummten Männer sah. Sie glaubte, nun auch geholt zu werden.
    Das Haus wurde bis in den letzten Winkel durchsucht, doch von Lennart Gaiser gab es keine Spur.
    Anne Kohl verliebte sich sofort in einen jungen Mann vom Sondereinsatzkommando, als sie den erschöpften Männern, die ihre kugelsicheren Panzerungen abgelegt hatten, in der Küche einen Ostfriesentee servierte.
    Nachdem Frau Gaiser das Bewusstsein wiedererlangt hatte, forderte Huberkran sie auf, ihm den Aufenthaltsort ihres Sohnes zu nennen und die Ermittlungen zu unterstützen. Aber sie schaltete auf stur. Sie gab ihm nicht einmal die Handynummer ihres Sohnes. Sie erklärte Huberkran für schwer therapiebedürftig, weil er glaubte, dass ihr Sohn ihren Mann entführt hätte.
    Auch in den Wohnungen der Vorstandsmitglieder fand sich kein Hinweis auf Lennart Gaiser.
     
    Gegen den Willen von Huberkran und auch gegen den ausdrücklichen Wunsch von Ubbo Heide, nahm Ann Kathrin an der Lagebesprechung der SOKO Maurer teil, denn immerhin behauptete sie, dazuzugehören. Sie saß mit ihren verbundenen Händen da und war nicht mal in der Lage, von den staubigen Keksen zu essen, die irgendjemand auf den Tisch gestellt hatte. Sie konnte auch ihr Mineralwasser nicht trinken. Weller überlegte, ob er ihr das Glas an die Lippen führen und sie mit einem Keks füttern sollte, aber irgendwie hatte er auch Angst, sie und sich dabei lächerlich zu machen. Gleichzeitig schämte er sich, weil er sich nicht traute, mehr für Ann Kathrin einzutreten und sie besser zu umsorgen.
    Sie hörte konzentriert zu. Die Kollegen schwankten zwischen Euphorie und Ratlosigkeit.
    Huberkran schloss: »Wir wissen also, wie der Täter heißt, und wir kennen die Opfer, die er noch in seiner Gewalt hat.
Aber wir wissen nicht, wo er sie gefangen hält. Die Fahndung nach seinem Fahrzeug läuft. Eine Handyortung ist derzeit nicht möglich.«
    Ann Kathrin meldete sich nicht zu Wort. Sie sprach einfach: »Er kann nicht weit von Leer weg sein. Er hat sich immer im Umkreis seines Elternhauses bewegt. Luzern, Bamberg … Er wird zu seiner Mutter zurückkommen, sofern wir ihr keine Gelegenheit geben, ihn vorher zu warnen.«
    Huberkran spürte ein Brennen in seinem Magen, als hätte er gerade einen scharfen Schnaps getrunken. Er stand auf und zog an einem Flipchart Kreise auf der Landkarte um seinen jeweiligen Wohnort und die Fundplätze der Leichen.
    Sie hatte recht.
    »Er hat einen Radius von gut hundert Kilometern. Da kann er überall sein. Von Leer bis zur Küste und runter bis Osnabrück. In Groningen oder Wilhelmshaven.«
    Ann Kathrin stand auf und ging ein paar Schritte. Weller musste grinsen. Er kannte den Verhörgang, für die anderen der SOKO Maurer war das neu. Niemand sonst lief im Raum herum. Alle saßen brav auf ihren Stühlen. Aber Ann Kathrin behauptete, besser denken zu können, wenn sie sich bewegte.
    »Wir müssen sämtliche leerstehenden Gebäude in dem Umkreis durchsuchen. Dazu alle Neubauten, Bauruinen, halt überall, wo jemand in Ruhe eine Mauer einziehen kann. Wir brauchen Unterstützung der Medien. Wir sollten sofort eine Pressekonferenz geben. Vielleicht ist jemandem etwas aufgefallen. Die Menschen sehen das, denken sich aber nichts dabei. Wir müssen eine breite Öffentlichkeit mobilisieren, um die Sache zu beenden.«
    Eigentlich bin ich doch der Leiter der SOKO Maurer, wollte Huberkran gerade einwenden, aber dann begnügte er sich damit, ihr zuzustimmen.
    Während bereits die Pressekonferenz einberufen wurde, zog
Huberkran Ann Kathrin zur Seite. »Ich glaube, es wäre nicht so gut, wenn Sie dort auftreten, Frau Klaasen. Immerhin sind Sie bis vor wenigen Stunden noch gesucht worden, und man hatte Sie zur öffentlichen Fahndung ausgeschrieben. Wenn Sie jetzt Statements für uns abgeben, dann wird das Ganze doch sehr Ann-Kathrin-Klaasen-lastig.«
    »Sie
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