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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition)
Autoren: Ella Danz
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Trivialität einer so genannten Literatursendung gerecht werden kann, die ja
vor allem unterhalten soll. Und außerdem sollte man doch alten Freunden helfen,
wenn man kann …« Sie machte eine kurze Pause.
    »… und Diddi ist ein sehr guter,
alter Freund …«
    In diesem Augenblick wurde die Küchentür
geöffnet und Margots Ansicht über alte Freundschaften blieb unwidersprochen stehen.
    »Ach, der Besuch aus Berlin ist
schon da. Hi, ich bin Oliver!«
    Mit einem strahlenden Lächeln im
Gesicht trat er ein, drehte eine Runde um den Tisch und gab jeder der drei Damen
artig die Hand. In seinem blau-weiß gestreiften Sweatshirt, groß, blond, mit seinen
hellgrauen Augen entsprach Oliver perfekt dem Klischee des nordischen Helden. Er
klopfte Trude freundschaftlich auf die Schulter.
    »Na, seid ihr schon fertig mit dem
Schiff?«, fragte sie ihn.
    »Wir haben es fast geschafft. Papa
ist noch dabei und macht die ganzen Fallen und Schoten an, dann können wir morgen
schon mal einen Schlag segeln.«
    »Möchtest du einen Tee und etwas
essen?«
    »Ich muss jetzt erst mal telefonieren,
was heute Abend so läuft – ich nehm mir ein bisschen Kuchen mit auf mein Zimmer.
Zum Abendessen bin ich jedenfalls definitiv nicht da.«
    Oliver lud sich eine ansehnliche
Menge Scones und Orangentarte auf einen Teller, schob sich im Gehen bereits ein
Stück in den Mund, winkte der Runde kurz zu und verschwand.
    Amüsiert beobachtete Trude wie wieder
Leben in ihre Gäste zurückkehrte. Denn zumindest Iris und Betty waren, ohne sich
zu rühren, mit den Augen jeder Bewegung ihres äußerst attraktiven Stiefsohnes gefolgt,
hatten stumm seine Hand geschüttelt und ihn dabei hemmungslos angehimmelt. Der Disput
um Iris’ neuen Job war vergessen.
    »Das ist also dein Stiefsohn – ein
ausnehmend hübscher Junge! Die Mädels stehen doch bestimmt Schlange? Und rufen sicher
ständig bei euch an?«
    Betty, selbst Mutter einer halbwüchsigen
Tochter, kannte sich offensichtlich aus und Trude antwortete ihr nicht ohne Stolz:
»Na ja, Oliver hat schon Chancen. Aber er sieht nicht nur gut aus, er ist wirklich
ein lieber Junge und ziemlich gut in der Schule!«
    »Wie alt ist denn dieser brave Schuljunge?«,
fragte Margot, die auch aus ihrer gelangweilten Trägheit erwacht war, mit einem
provokanten Unterton.
    »Oliver ist im Januar zwanzig geworden
und macht in wenigen Wochen sein Abitur.«
    »Na, dann ist er ja alt genug …«
    Margot erhob sich mit einem Lächeln,
um sich erneut vor der Terrassentür eine Zigarette anzuzünden.
    »Zurzeit hat er auch wieder mal
eine feste Freundin. Anna, ein ausgesprochen nettes und hübsches Mädchen aus seiner
Klasse«, meinte Trude noch anfügen zu müssen.
    Doch Margots Interesse an dem Thema
schien sich schon wieder erledigt zu haben. Sie stand rauchend in der Tür und es
war nicht einmal klar, ob sie überhaupt noch zuhörte.
     
    »So Mädels, was haltet ihr von einem kleinen Spaziergang? Ich muss
mich ums Abendessen kümmern und ihr macht bestimmt Lollo eine große Freude, wenn
ihr ihn ein bisschen in den Wiesen laufen lasst.«
    Trude hasste nichts so wie Zaungäste
in der Küche, die im Weg standen, dumme Fragen stellten und nichts so erledigten,
wie man es ihnen auftrug, wenn man ihnen schon mal eine Hilfstätigkeit überließ.
Betty musste natürlich fragen: »Können wir dir nicht irgendwas helfen? Wir wollen
ja nicht, dass du wegen uns stundenlang in der Küche stehst.«
    »Mir kann niemand helfen! Quatsch
– so viel ist gar nicht mehr zu tun. Ihr kennt doch meine perfekte Zeit-Intervall-Planung
… Um acht Uhr ist Dinner-Time! Dann lernt ihr auch Elsbeth, die Erstschwiegermutter
von Franz kennen. Und Franz ist zum Essen natürlich auch da.«
    Damit komplimentierte Trude die
drei Frauen samt Lollo, der Freudensprünge vollführte, als er die Hundeleine sah,
aus der Küche. Endlich Ruhe und Zeit, sich beim Kochen seinen Gedanken zu überlassen.
Auch wenn Margots unerwartete Anwesenheit einen Misston in ihre Stimmung brachte,
Trude freute sich trotzdem, Iris und Betty wiederzusehen. Die kleine Betty – blass,
sommersprossig, mit einer roten Löwenmähne und hellen, wasserblauen Augen, ein Energiebündel
trotz ihres nicht unerheblichen Übergewichts und eine Seele von Mensch. Frisch gebackene
Institutssekretärin bei den Germanisten war sie, als sie sich kennenlernten und
angespornt durch ihre neuen Freundinnen, die alle drei studierten, hatte sie fleißig
und strebsam ihr Abitur nachgemacht, um sich den Traum
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