Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition)
Autoren: Ella Danz
Vom Netzwerk:
ist? Dann kann ich vielleicht auch besser verstehen …«
    »Du musst nicht alles verstehen,
Trude, auch wenn du in einer Welt lebst, in der alles so schön übersichtlich ist,
alles seinen Platz hat. Das ändert nichts. Margot hatte nichts anderes verdient
und so wie es gekommen ist, ist es gut.«
    »Bitte, Iris! Ich habe ein Recht
darauf! Schließlich habe ich auch einen mir sehr nahe stehenden Menschen verloren
und ich denke, das eine hängt mit dem anderen wohl zusammen …«
    »Das stimmt und es tut mir wirklich
sehr leid …«
    Iris machte ein paar Schritte in
den Raum hinein und Trude bemerkte, dass sie noch blasser war als sonst und tiefe
Ringe um ihre Augen lagen, die fiebrig glänzten.
    »Dreh dich bitte wieder um. Ich
möchte nicht, dass du mich dabei ansiehst. Ich erzähle es dir ja.«
    Trude verspürte den leisen Luftzug,
als Iris hinter ihren Schaukelstuhl trat. In ihrer klaren, anschaulichen Sprache
begann Iris mit der Schilderung der Dinge, die sich in der Nacht zum Ostersonntag
zugetragen hatten.
    »Betty war sofort nachdem wir das
Fest verlassen hatten, nach oben ins Schlafzimmer verschwunden. Ich benötige nicht
viel Schlaf und die Nacht ist meine bevorzugte Arbeitszeit. Mit Sicherheit hat mich
auch der ungewohnte Alkoholgenuss zusätzlich munter gemacht. Ich verspürte überhaupt
keine Müdigkeit und nachdem ich eine Weile gesessen und gelesen hatte, sehnte ich
mich nach frischer Luft, hatte das Bedürfnis, mich zu bewegen und verließ das Haus.
Draußen war es herrlich. Der Mond stand noch blass am Himmel, feiner, weißer Nebel
lag über den Wiesen, es herrschte ein fahles, unwirkliches Zwielicht …«
    Sie machte eine kleine Pause.
    »Bevor ich sie sehen konnte, hörte
ich sie.«
    Verstohlen drehte Trude den Kopf
nach hinten und erkannte an Iris’ Blick, der sich irgendwo in der Ferne verlor,
dass die Freundin sich nicht hier befand, sondern ganz im Banne ihrer Erinnerung

     
    »Wenn ihr glaubt, es macht mir irgendwas aus, ihr kleinen Wichser,
dann habt ihr euch geschnitten! – ihr könnt mich alle mal … Ich brauch euch sowieso
nicht mehr. – Ich hab meinen Spaß gehabt – obwohl: so doll war der auch nicht, darauf
braucht ihr euch überhaupt nichts einbilden, ihr kleinen Macker. – War halt nix
Besseres da in diesem abgefuckten Kaff!«
    In ihren hochhackigen roten Schuhen
stolperte Margot über das umgepflügte Feld, wütende Flüche ausstoßend, in die sich
immer wieder kleine Schluchzer mischten. Sie lief genau auf Iris zu.
    »Margot, kann ich dir irgendwie
helfen?«
    Abrupt unterbrach Margot ihre Tirade
und blieb stehen. Die blonden Locken hingen ihr wirr um den Kopf und sie schwankte
ein wenig. Irritiert hob sie den Blick.
    »Kann ich irgendetwas für dich tun?«,
fragte Iris, auf die sie einen verzweifelten, verwirrten Eindruck machte, noch einmal.
Erst jetzt schien Margot klar zu erkennen, wen sie vor sich hatte. Auf ihrem vom
verschmierten Make-up grotesk gezeichneten Gesicht breitete sich ein amüsiertes
Grinsen aus.
    »Ach nee! Was macht denn unsere
vergeistigte Frau Doktor mitten in der Nacht so ganz allein hier draußen? Etwa hinter
den Büschen ’ne kleine Nummer geschoben?«
    Margot ließ ein gekünsteltes Lachen
hören. Dann schüttelte sie den Kopf und brachte ihr Gesicht so dicht an Iris, dass
diese den alkoholisierten Atem deutlich roch.
    »Du nicht. Nein, du machst so was
nicht, was Iris? Kleines vertrocknetes Jüngferlein, du! Willst du mal hören, was
ich gerade so getrieben habe mit den zwei süßen Jungs? Der Stiefsohn unserer reizenden
Gastgeberin war auch dabei. Aber ich will dich ja nicht neidisch machen …«
    »Entschuldige Margot, es interessiert
mich nicht und außerdem bist du total betrunken. Lass uns schlafen gehen.«
    Iris versuchte, Margot am Arm zu
fassen und sanft in Richtung Ferienwohnung zu bugsieren.
    »Lass mich los, verdammt noch mal!
Ich brauche keine Hilfe, von dir schon gar nicht, du neunmalkluge Ziege! Meinst
du, ich würde nicht bemerken, wie abfällig du mich behandelst, Frau Doktor? Bin
wohl keine würdige Gesprächspartnerin für deinen strahlenden Intellekt?«
    Als kein Widerspruch kam, schlug
Margot endgültig die Hand weg, die Iris auf ihren Arm gelegt hatte, und setzte stolpernd
ihren Weg über den holperigen Acker fort.
    »Aber was hat dir die Weisheit genutzt,
die du mit Löffeln gefressen hast, meine kleine, graue Büchermaus? Sag es mir!«,
fragte Margot über die Schulter, während die hohen Absätze ihrer roten Pumps
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher