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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition)
Autoren: Ella Danz
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bei
jedem Schritt zentimetertief ins Erdreich sanken. Sie kam nur langsam voran, während
Iris sie schweigend beobachtete.
    »Willst du nicht mit mir reden,
oder was ist los?«
    Margot blieb stehen und sah sich
nach Iris um. In ihrer Stimme lag eine unterschwellige Angriffslust.
    »Ich wüsste nicht, worüber ich mit
dir reden sollte.«
    In einem plötzlichen Anfall von
Wut riss Margot sich das behindernde Schuhwerk von den Füßen und schleuderte es
in Iris’ Richtung, allerdings ohne sie zu treffen. Iris war stehen geblieben und
sah zu, wie Margot genau auf einen Zaun zusteuerte, der das Feld von einer angrenzenden
Weide trennte. Anstatt das Hindernis zu umgehen, versuchte sie mit dem unverrückbaren
Willen der Besoffenen, es zu überwinden, während sie weiter ihre Ansichten über
Iris herausließ.
    »Ich will dir sagen, was dir deine
ganze Weisheit genutzt hat: Nischt.«
    Obwohl sie offensichtlich große
Mühe hatte, sich auf dem hin und herschwankenden Zaundraht zu halten, fuhr Margot
gestikulierend fort in ihren unfreundlichen, ja beleidigenden Äußerungen zu Iris’
Person.
    »Eine arme, alte Jungfer bist du
geworden! Arm, alt, unattraktiv, verbittert … Aua!«
    Plötzlich verlor sie das Gleichgewicht
und in einer unkontrollierten Vorwärtsrolle gelangte sie auf die andere Seite, wo
sie unsanft auf dem Rücken landete. Sie hielt sich eine Hand an den Kopf.
    »Au, mein Kopf! Ich glaube, ich
habe mich verletzt!«
    Ihre Stimme schwankte jetzt zwischen
Selbstmitleid und Wut.
    »Willst du mir nicht vielleicht
mal helfen kommen? Worauf wartest du?«, rief sie gereizt in Iris’ Richtung, die
sich nicht von der Stelle gerührt hatte. Langsam setzte sich Iris in Bewegung und
ging auf den Drahtzaun zu, bis sie die Stelle erreicht hatte, an der Margot auf
der anderen Seite lag. Margot drehte ihr das Gesicht zu.
    »Na endlich.«
    Margot begann zu kichern. Sie sah
Iris an und konnte das unkontrollierte Glucksen einfach nicht stoppen, Tränen liefen
ihr über das Gesicht. Iris blickte fragend von oben auf sie herab. Margots Heiterkeitsanfall
ließ etwas nach und sie konnte wieder Luft holen.
    »Immer behält sie die Contenance,
die vornehme Akademikerin! Ich wüsste ja etwas, das ich dir erzählen könnte, um
dich einmal aus der Reserve zu locken … Soll ich?«
    »Margot, behalte deine Flachheiten
lieber für dich. Du interessierst mich schon lange nicht mehr und deine Geschichten
genauso wenig.«
    Iris’ Stimme klang völlig emotionslos
und gerade das schien die angetrunkene Margot um so mehr zu reizen.
    »Was sitzen wir doch auf einem hohen
Ross, Frau Doktor! Und dabei waren wir einmal so verliebt … sooo verliebt …«, säuselte
Margot voller Hohn und wartete lauernd auf eine Reaktion. Iris sagte nichts und
richtete sich noch gerader auf als sonst. Aber ihr bis dahin eher desinteressierter
Blick war jetzt von einer unruhigen Wachsamkeit. Trotz ihres alkoholisierten Zustands
entging Margot nicht die Wirkung ihrer Worte. Sie lag auf dem lehmigen Acker und
feixte.
    »Gedichte hat sie ihm geschrieben,
uns’re liebe Iris, dem verehrten Gelehrten! Dabei hat der sich für was ganz anderes
interessiert …«
    Mit einer lasziven Bewegung strich
sie mit den Händen an ihrem Körper entlang. Als sie Iris’ ungläubigen Gesichtsausdruck
gewahr wurde, wurde sie erneut von einem Kichern geschüttelt. Es dauerte einen Moment,
bis sie weiterreden konnte:
    »Wir haben uns sehr über deine poetischen
Versuche amüsiert. Und wie du dich bemüht hast – du mit deiner Leidenschaft für
die Literatur und deinem Bienenfleiß!«
    Margot machte eine genießerische
Pause.
    »Dagegen war ich natürlich machtlos…aber
ich hatte auch meine Qualitäten und die waren dem geilen Herrn Professor so viel
wert, dass er mich immer in seiner Nähe wissen wollte … – Ach, Iris, jetzt erzähl
mir nicht, du hättest das nicht gewusst!«, tadelte Margot, als sich in Iris’ Gesicht
nur Fassungslosigkeit widerspiegelte.
    »Dass ich es nicht meiner wissenschaftlichen
Qualifikation zu verdanken hatte, dass ich den Assistentenjob damals kriegte, war
doch auch dir klar, oder?«
    Ein hilfloses Kopfschütteln war
die Antwort.
    »Also, du bist ja noch bescheuerter
als ich dachte!«
    Die Geringschätzung in Margots Stimme
war nicht zu überhören und sie kam nun so richtig in Fahrt: »Weißt du, Iris, ich
muss euch Dreien eigentlich sehr dankbar sein. Betty, Trude und du – ihr habt mir
einige der glücklichsten Momente meines Lebens beschert! Ihr drei
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