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Ordnungszahl 120

Ordnungszahl 120

Titel: Ordnungszahl 120
Autoren: K. H. Scheer
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Wort­los grif­fen sie an die Schirm­müt­zen.
    »Der Chef er­war­tet sie, Sir«, teil­te mir ei­ner von ih­nen mit.
     
     

3.
     
    Vier Ta­ge spä­ter wuß­te ich mehr. In­ner­halb die­ser re­la­tiv kur­z­en Zeit­span­ne hat­ten wir al­les er­fah­ren, was über­haupt zu er­fah­ren war. Der Al­te hat­te rück­sichts­los die weit­rei­chen­den Macht­mit­tel der GWA ein­ge­setzt. Als Fol­ge sei­ner Maß­nah­men war vor drei Stun­den ei­nes der neu­en Mond­schif­fe auf den Ne­va­da-Fields ge­lan­det.
    Es hat­te Be­rich­te über­bracht, die so wich­tig wa­ren, daß man sie auf dem Funk­weg nicht hat­te durch­ge­ben kön­nen.
    Vor zehn Mi­nu­ten war in mei­nem Bü­ro die Bild­flä­che des Sichtsprech­ge­rä­tes auf­ge­flammt. Ei­ne jun­ge Da­me hat­te im Auf­trag des Al­ten mein so­for­ti­ges Er­schei­nen ge­for­dert.
    Der Weg in den rie­si­gen Turm­bau des Haupt­quar­tiers dau­er­te ei­ne hal­be Stun­de, weil ich un­ter­wegs die über­all in­stal­lier­ten Si­cher­heits­ein­rich­tun­gen pas­sie­ren muß­te. Wie­der ein­mal schritt ich durch en­ge Gän­ge, in de­ren Be­ton­wän­den der tau­send­fa­che Tod lau­er­te.
    Nir­gend­wo auf der Welt gab es ein Ge­bäu­de, das so stark ge­si­chert war wie der Vam­pir­turm der GWA.
    Ich pas­sier­te die letz­te Säu­re­schleu­se. Dann stand ich vor der kreis­för­mi­gen Pan­zer­pfor­te, die den di­rek­ten Ein­tritt zu den Amts­räu­men des Al­ten er­laub­te. Es war auch der ein­zi­ge Zu­gang in je­nen Sek­tor des Turms, in dem die Ro­bot­kar­tei der »Ge­hei­men-Wis­sen­schaft­li­chen-Ab­wehr« un­ter­ge­bracht war.
    In ihr wa­ren Ge­heim­nis­se ge­spei­chert, für die der GAS-Ge­heim­dienst Mil­li­ar­den ge­zahlt hät­te.
    Ich wur­de er­neut kon­trol­liert. An­schlie­ßend glitt das Pan­zer­schott vor mir auf. Mei­ne Be­glei­ter blie­ben zu­rück. Al­lein be­trat ich das ge­räu­mi­ge Vor­zim­mer, in dem Ge­ne­ral Re­lings Se­kre­tä­rin saß.
    Ich kann­te sie be­reits, doch sie ahn­te nicht, wer ich war. Für sie war ich Mr. Mil­ler.
    »Bit­te, neh­men Sie einen Au­gen­blick Platz, Sir«, lä­chel­te sie freund­lich. »Der Chef …«
    Sie wur­de von ei­ni­gen pol­tern­den Lau­ten un­ter­bro­chen, die aus dem Laut­spre­cher der Ruf an­lä­ge dröhn­ten. Der Al­te schi­en nicht in al­ler­bes­ter Lau­ne zu sein.
    »Kom­men Sie ’rein, Mann! Wie lan­ge wol­len Sie noch war­ten?«
    Ich warf der Da­me einen viel­sa­gen­den Blick zu und schau­te auf die au­to­ma­tisch auf­schwin­gen­den Tü­ren, die zum Al­ler­hei­ligs­ten des Al­ten führ­ten. Dort saß das Ge­hirn der GWA. Ich konn­te mir vor­stel­len, wel­che Ein­sät­ze in die­sem Raum schon be­foh­len wor­den wa­ren.
    Lang­sam ging ich durch die stäh­ler­nen Pfor­ten. Auch heu­te fiel mein Blick so­fort wie­der auf den rie­sen­haf­ten Schreib­tisch, der mit Schal­tern, klei­nen Bild­ge­rä­ten und Kon­trol­lam­pen so über­la­den war, daß ich mich er­neut frag­te, auf wel­chem frei­en Fleck­chen Ge­ne­ral Re­ling ei­gent­lich ar­bei­ten woll­te.
    Als sich die Tü­ren hin­ter mir ge­schlos­sen hat­ten, hat­te ich die ab­so­lu­te Ge­wiß­heit, daß wir voll­kom­men un­ge­stört wa­ren.
    Der Chef saß hin­ter dem Me­tall­schreib­tisch. Vor ihm la­gen zahl­rei­che Be­rich­te und stark ver­grö­ßer­te Bil­der.
    Ich sah in Au­gen, die mich förm­lich zu se­zie­ren schie­nen. Wort­los deu­te­te er auf einen Kunst­stoff­ses­sel vor sei­nem Ar­beits­platz und for­der­te mich durch ei­ne wei­te­re Hand­be­we­gung auf, Platz zu neh­men.
    Dicht über mir brann­te ei­ne künst­li­che Son­ne, die in dem fens­ter­lo­sen Raum Ta­ges­licht vor­täusch­te. Re­lings Ab­tei­lung lag tief in­mit­ten der Be­ton­mau­ern.
    Sei­ne kräf­ti­gen Hän­de nah­men ei­ni­ge Be­rich­te auf. Nur das lei­se Ra­scheln war zu ver­neh­men. Er stra­pa­zier­te mit sei­ner un­heim­li­chen Ru­he wie schon so oft mei­ne Ner­ven, zu­mal ich ge­nau wuß­te, daß sei­ne Er­klä­run­gen und Be­feh­le in we­ni­gen Au­gen­bli­cken ex­plo­si­ons­ar­tig kom­men muß­ten. Re­ling war ein Mann, dem grund­sätz­lich kei­ne Feh­ler un­ter­lie­fen. Sei­ne
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