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Ordnungszahl 120

Ordnungszahl 120

Titel: Ordnungszahl 120
Autoren: K. H. Scheer
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über­las­sen, die letz­ten Kon­se­quen­zen zu zie­hen. Wahr­schein­lich hat­te er längst nicht mehr an sein Hol­wy­ni­um ge­dacht.
     
    Ma­ry Sa­mers war wirk­lich ei­ne be­mer­kens­wer­te Frau. Sie hat­te na­tür­lich schnell er­kannt, daß sie den falschen Mann er­schos­sen hat­te.
    Un­an­ge­foch­ten war sie bis zu der Luft­schleu­se ge­kom­men, die zu dem gi­gan­ti­schen Höh­len­la­by­rinth führ­te, in dem sich auch das Was­ser­re­ser­voir be­fand. Die­ser Hohl­raum lag fünf­zehn­hun­dert Me­ter tiefer. Wenn es ihr ge­lun­gen wä­re, in der kaum er­forsch­ten Un­ter­welt zu ver­schwin­den, wä­re sie we­nigs­tens vor uns in Si­cher­heit ge­we­sen.
    Sie hat­te zwei­fel­los die­se Ab­sicht ge­habt. Dar­auf deu­te­te der Raum­an­zug hin, den sie in flie­gen­der Ei­le an­ge­legt hat­te. Die Schleu­se wur­de na­tür­lich von Sol­da­ten des Si­cher­heits­diens­tes be­wacht. Das hat­te sie ge­wußt. Sie hat­te aber nicht ah­nen kön­nen, daß der drit­te Pos­ten ge­ra­de drau­ßen ge­we­sen war, um einen Kon­troll­gang durch die luft­lee­ren Hohl­räu­me durch­zu­füh­ren.
    Zwei Män­ner der Wa­che, die ver­ständ­li­cher­wei­se völ­lig ah­nungs­los ge­we­sen wa­ren, hat­te sie er­schie­ßen kön­nen. Als sie je­doch die Schleu­se öff­nen woll­te, hat­te sie dem drit­ten Mann ge­gen­über­ge­stan­den. Es war ihr Pech, daß die­ser Sol­dat die Schüs­se ge­hört hat­te.
    Er hat­te die Schleu­se ge­hal­ten, de­ren In­nen­to­re of­fen stan­den. Da­durch wa­ren die Au­ßen­to­re blo­ckiert. Auch von dem Schalt­bun­ker aus, in den sich Ma­ry Sa­mers ge­flüch­tet hat­te, konn­te sie sie nicht öff­nen.
    Als wir an­ka­men, war der Sol­dat noch im­mer in der Schleu­se.
    Sie emp­fing uns mit ei­nem Feu­er­werk aus ei­ner schwe­ren Hen­der­ley. Die Ex­plo­siv­ge­schos­se zisch­ten ge­gen die Fel­sen. Als ich sie laut auf­for­der­te, so­fort den Bun­ker zu ver­las­sen, ant­wor­te­te sie mit hys­te­ri­schem Ge­läch­ter.
    Im glei­chen Au­gen­blick kam die Mel­dung durch, daß sie ein trag­ba­res Funk­sprech­ge­rät von großer Reich­wei­te mit­ge­nom­men hat­te. Die­se Tat­sa­che zwang mich zu ei­nem Ent­schluß, den ich sonst nicht ge­faßt hät­te.
    Han­ni­bal mein­te kühl:
    »Okay, sie hat einen star­ken Sen­der. Wenn wir Pech ha­ben, warnt sie da­mit den Chef der Großasia­ti­schen Sta­ti­on, denn es ist durch­aus mög­lich, daß er in un­se­rer Nä­he einen Vor­pos­ten auf­ge­stellt hat, der vom Werk aus durch Funk er­reich­bar ist. Der Pos­ten könn­te die Mel­dung wei­ter­ge­ben.«
    Ich wuß­te ge­nau, was er sa­gen woll­te! Ent­we­der ich schon­te Ma­ry Sa­mers, oder ich muß­te da­mit rech­nen, daß mir die ge­fähr­lichs­ten Agen­ten des GAS-Ge­heim­diens­tes ent­ka­men. Ich for­der­te sie ein letz­tes Mal auf. Als sie wie­der höh­nisch auf­lach­te, be­gann mei­ne Hen­der­ley zu feu­ern.
    Die Ther­mo­ni­tal-Ge­schos­se schlu­gen ge­gen die stäh­ler­ne Tür des Schalt­bun­kers. Die Ex­plo­sio­nen ent­wi­ckel­ten zwölf tau­send Hit­ze­gra­de. Die­ser Wert reich­te aus, das schen­kel­star­ke Stahl­tor in zer­flie­ßen­de Ma­te­rie zu ver­wan­deln.
    Se­kun­den spä­ter war der Bun­ker ei­ne flam­men­de Höl­le. Wir la­gen drei­ßig Me­ter ent­fernt, doch wir spür­ten die Hit­ze­wel­le noch.
    Ur­bans Ge­sicht war grau­weiß. Er sag­te nichts.
    »Der Bun­ker war sehr klein, und der Gang ist eng«, mein­te Han­ni­bal. »Sie hat es nicht an­ders ge­wollt.«
     
    Wir ras­ten mit zwan­zig­fa­cher Schall­ge­schwin­dig­keit über die Mond­land­schaft hin­weg. Ich hielt die zwei­sit­zi­ge Ma­schi­ne so tief wie mög­lich, da­mit wir nicht vor­zei­tig ge­or­tet wer­den konn­ten.
    Auf dem Ro­bo­t­au­to­ma­ten war der Kurs ein­ge­stellt, auf dem wir ge­nau über dem klei­nen Kra­ter an­kom­men muß­ten, in dem der in­zwi­schen ver­haf­te­te Mitchum sei­ne Not­lan­dung ge­baut hat­te.
    Die Ma­schi­ne war als H-Bom­ben­trä­ger aus­ge­legt. Hin­ter mir saß Han­ni­bal. In der Auf­hän­ge­vor­rich­tung des Git­ter­rump­fes hing ei­ne Was­ser­stoff­bom­be mit ei­ner Ener­gie­ent­wick­lung von vier­zig
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