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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas
Autoren: Martin Scott
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gerade, dass Makri Rhizinius erdolcht hat. Er war schon lange mein Feind, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er die Stadt an die Orks verraten hat. Ganz zu schweigen von dem Mord an Calvinius. Vermutlich war er auch für den Tod von Calvinius’ Informant und für das Attentat auf Bewarius verantwortlich, womit er seine Fährte verwischen wollte. Aber ich bin trotzdem nicht zufrieden. Ich hätte ihm gern noch einige Takte erzählt. Makri hätte das wirklich noch abwarten können.
    Wir stehen nur wenige Meter neben Lisutaris, der Herrin des Himmels. Ich flüstere Makri etwas zu.
    »Sag nichts von dem, was gerade passiert ist.«
    »Lisutaris«, meint Makri, »ich habe gerade Rhizinius umgebracht, weil er die Stadt an die Orks verraten hat.«
    Die Zauberin wirkt überrascht. »Wie bitte?«
    »Thraxas kann dir mehr Einzelheiten mitteilen.«
    »Diese Einzelheiten müssen warten«, erwidert Lisutaris. »Ich werde am Osttor gebraucht.«
    Sie sieht nicht gerade erholt aus.
    »Du siehst nicht aus, als könntest du noch kämpfen«, gebe ich ihr zu bedenken.
    »Genauso fühle ich mich auch«, gibt Lisutaris zu. »Dieser letzte Zauberspruch hat mich wirklich ausgelaugt.«
    Tinitis Schlangenstrickerin taucht neben ihr auf. Sie sieht blendend aus und hält sich ein parfümiertes Spitzentaschentuch an die Nase, als wollte sie damit den Gestank des Todes von sich fernhalten.
    »Tinitis hilft mir«, sagt Lisutaris trocken. »Sie verfügt noch über all ihre Zaubersprüche, da sie es bedauerlicherweise nicht rechtzeitig zum Schlachtfeld geschafft hat.«
    »Ich sagte dir doch schon, dass mein Coiffeur nicht rechtzeitig fertig geworden ist«, verteidigt sich Tinitis.
    Sie gehen davon. Die Orks scheinen die Stadt im Moment nicht stürmen zu wollen, aber von irgendwo dringt Rauch in meine Nase.
    Makri zögert noch einen Moment. »Sag bitte niemandem, dass Prinz Amrag mein Bruder ist.«
    »Du hast mein Wort darauf.«
    Dann läuft sie hinter Lisutaris her.
    Ein Zenturion kommt auf mich zu und will wissen, warum ich hier vollkommen nutzlos mitten in den Lustgärten herumstehe. Ich sage ihm, dass meine Phalanx vor den Mauern vernichtet wurde.
    »Ach ja?«, schnauzt er mich an. »Und willst du hier den ganzen Tag lustwandeln? Marsch ans Südtor und melde dich auf den Zinnen.«
    Ich hülle meinen Mantel enger um mich und gehe los. Da keine Drachen über die Stadt hinwegfliegen und auch kein Schlachtlärm zu hören ist, scheinen die Orks nicht sofort einen Angriff gegen die Stadt führen zu wollen. Der Brandgeruch jedoch wird stärker, je weiter ich nach Süden komme. Obwohl die Drachen nicht versucht haben, die Stadt dem Erdboden gleichzumachen, scheinen sie bestimmte einzelne Ziele angegriffen zu haben. Aus den Weizensilos am Hafen lodern haushohe Flammen, und die Feuerbekämpfungskarren donnern an mir vorbei, während ich zum Tor gehe. Ich suche einen Offizier und melde mich bei ihm. Er schickt mich auf die Mauer, von der aus ich auf den eisigen Strand hinausschaue. Es ist dunkel, und es schneit, aber nichts deutet auf einen Angriff hin. Ich habe Hunger.
    »Immer noch auf den Beinen?«, fragt mich eine vertraute Stimme.
    Es ist Ghurd. Ich bin so erleichtert, ihn zu sehen, dass ich ihn am liebsten umarmen würde. Aber ich bin nicht gerade ein Kuschelbär, also nicke ich nur.
    »Immer noch. Der letzte Überlebende der Siebten Phalanx. «
    Ghurd schüttelt erschöpft den Kopf. »Meine Phalanx ist beim ersten Angriff vollständig aufgerieben worden. Ich habe keine Ahnung, wie ich das überlebt habe.«
    Ich schon. Er hat einfach jedem Ork, der ihm zu nahe kam, den Kopf abgehackt. Wir warten darauf, dass die Nacht zu Ende geht. Die Stimmung auf den kalten, ungeschützten Zinnen ist grimmig. Turais Armee ist vernichtet. Prinz Dös-Lackal ist gefallen, zusammen mit vielen Kommandeuren und zahllosen Soldaten. Vor den Toren steht eine orkische Armee, und es ist nicht damit zu rechnen, dass rechtzeitig Entsatz eintrifft. Man muss nicht so spitz wie ein Elfenohr sein, um zu begreifen, dass wir in ernsten Schwierigkeiten stecken.
    Als mir einfällt, dass ich heute meinen Fall gelöst habe, und dazu noch einen sehr verwirrenden Fall, hätte ich beinahe gelächelt. Wen interessiert jetzt noch, wer Präfekt Calvinius umgebracht hat? Niemanden. Wir alle werden ihm sehr bald Gesellschaft leisten.

22. KAPITEL
    Drei Tage später schiebe ich noch immer Wache auf der Mauer. Die Orks haben bisher zwar nicht angegriffen, aber sie haben sich auch nicht
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