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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)
Autoren: Veronika Bicker
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traurig es mich gemacht hat.«
    »Traurig, was?« Rica schnaubte. »Da sind Leute gestorben, weil Sie Gott spielen wollten, und alles, was Sie sind, ist traurig ?«
    Robin drückte abermals ihre Hand. Rica presste die Lippen aufeinander. Es gab noch viel, was sie Herrn Kaltenbrunn zu sagen hatte, aber vielleicht war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Nicht, nachdem er sie gerade gerettet hatte.
    »Wenn ich eine Frage stellen dürfte?«, begann Robin, und als Oliver Kaltenbrunn nickte, fuhr er leise fort: »Was sollte das Ganze? Was war denn Ihr Ziel?«
    Herr Kaltenbrunn seufzte. »Ich wollte eine bessere Welt schaffen«, murmelte er.
    »Indem Sie …«, begann Rica, doch Robin schüttelte warnend den Kopf. Herr Kaltenbrunn hatte Rica entweder gar nicht gehört oder er hatte beschlossen, sie zu ignorieren.
    »Wenn ihr euch mal anseht, was alles schief läuft: Umweltverschmutzung, Übervölkerung, Krieg, Hunger, Fanatismus und so weiter. Und all das nur, weil meistens die falschen Leute am Hebel sitzen. Entweder sind sie zu schwach, dumm oder unentschlossen, etwas zu unternehmen. Oder sie sind machtgierig und wollen auf keinen Rat hören. Nicht gerade die Führungskräfte, die uns allen aus dieser Misere helfen werden. Vor Jahren hatte ich darüber ein langes Gespräch mit meinem Vater. Damals hatte er schon das Institut gegründet, und den ersten Menschen aus dem Reagenzglas geschaffen.« Er sah Rica kurz an. »Deinen Vater. Er hat auch an der Ausmerzung von Erbkrankheiten gearbeitet, nach einer Möglichkeit gesucht, Defekte in der DNA zu reparieren. Mein Vater war ein brillanter Mann, aber er hatte nicht die gleiche Vision wie ich. Er meinte damals, dass an der Welt, so wie sie ist, eben nichts zu ändern wäre, und dass wir uns darauf konzentrieren sollten, es für kinderlose Paare leichter zu machen.«
    Rica schnaubte abermals. »Wenn Sie mich fragen, keine so schlechte Einstellung.« Sie griff nach ihrer Kaffeetasse und nippte daran. Der winzige Schluck Bitterkeit sandte eine Welle aus Wärme und Wohlgefühl durch ihren Körper, die sie nicht erwartet hatte.
    »Du hast recht«, meinte Oliver Kaltenbrunn weiter. »Und mein Vater hatte auch recht, aber ich hatte eben diese Vision. Wir würden Menschen schaffen, die besser waren. Intelligent. Bedacht. Sozialkompetent. Charismatisch. Die perfekten Menschen für die Führungsränge. Keine Diktatoren, sondern verständige, kompetente Politiker und deren Berater. Menschen, die uns durch alle Krisen hindurchsteuern könnten.«
    »Bessere Menschen«, knurrte Rica. »Sie wissen schon, wie rassistisch das klingt, oder?«
    »Es war nicht so gemeint«, versicherte Oliver Kaltenbrunn, aber er sah ziemlich verlegen aus. »Es klang nach einer guten Idee, also haben wir uns daran gemacht, sie umzusetzen. Jahrelang haben wir mit den Kindern unserer Patienten immer größere Fortschritte gemacht. Jede Generation kam näher an das heran, was wir uns vorgestellt haben.«
    »Und wann haben Sie angefangen, ihnen übernatürliche Fähigkeiten zu verpassen?« Rica warf einen beunruhigten Seitenblick auf Robin. Es war ihr immer noch unheimlich, dass er plötzlich die gleichen Dinge anrichten konnte wie Eliza.
    »Das war nicht geplant«, murmelte Kaltenbrunn und drehte die Kaffeetasse in seinen Händen. »Zuerst nicht. Als diese Fähigkeit das erste Mal auftrat, haben wir alles daran gesetzt, sie zu unterdrücken. Wir entwickelten die Inhibitoren, die wir den Kindern gespritzt haben. Später wurden sie als Nahrungsergänzungsmittel zugeführt. Aber womit wir nicht gerechnet haben, ist, dass manche Kinder in der Pubertät die Fähigkeit entwickelten, die Inhibitoren abzubauen. Wie deine Freundin Eliza.«
    »Oder Jo«, murmelte Rica.
    »Oder Josephine«, bestätigte Kaltenbrunn. »Und es gab andere Nebenwirkungen. Aggressionen. Unkontrollierbare Gefühlsausbrüche. Unsere optimalen Kinder wurden unberechenbar. Wir haben dafür gesorgt, dass sie Stipendien für die Daniel-Nathans-Akademie oder ähnliche Schulen bekamen, wo wir sie im Auge behalten konnten, und dann schien erst einmal alles gut zu laufen. Es gab Ausfälle. Aber wir glaubten, dass diese Generation ein normales Leben führen könnte, während wir weiter an Verbesserungen arbeiteten. Wir kamen unserem Ziel immer näher.«
    »Jo war also ein Ausfall? Oder Jonas? Oder Simon?« Rica merkte, wie Robin neben ihr zusammenzuckte.
    Wieder lächelte Kaltenbrunn sein trauriges Lächeln. »Um ehrlich zu sein: Ich wusste nicht, wie schlimm
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