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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)
Autoren: Veronika Bicker
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griff wieder nach Ricas Hand. »Danke«, flüsterte er, während er sie weiterzog.
    »Wofür?«
    »Dass du bereit warst, mich zu retten.«
    »Blödmann, was hast du denn gedacht, dass ich dich allein lasse?« Rica drückte Robins Hand kurz, aber fest und war froh, als sie endlich ein Lächeln von ihm erntete.
    Robin führte sie die Treppe hinunter und durch mehrere, mit Teppich ausgelegte Gänge. Das Gebäude war still, es wirkte beinah tot. Rica schauderte. Herr Wolf hätte sie locker einfach aus dem Weg räumen können, ohne dass jemand es mitbekommen hätte. Im Grunde war es gut für sie, dass er sich für so eine komplizierte Methode entschieden hatte. Sonst wäre es mit ihr schon längst vorbei.
    Robin schob eine Zwischentür auf, und sie betraten einen Gang, der sanft mit gelbem Licht ausgeleuchtet war. Es wirkte fast mehr wie ein Wohntrakt als ein Büro. Robin legte den Finger an die Lippen und zog Rica bis kurz vor eine Tür. Sie stand einen schmalen Spalt offen, aber von drinnen drang kein Laut auf den Flur. Robin hob die Hand, um anzuklopfen, doch Rica schüttelte den Kopf und hielt ihn zurück.
    »Etwas stimmt nicht.« Die Worte waren so lautlos, dass sie sie fast nur mit den Lippen formte, doch Robin verstand sie offensichtlich trotzdem. Er sah die Tür vor sich mit einem Stirnrunzeln an, dann nickte er. Vorsichtig legte er die Hand auf das Holz und drückte leicht.
    Die Tür schwang lautlos auf. Rica hatte das Gefühl, in eine bekannte Szene hineinzutreten. Ein Büro. Ein Schreibtisch. Eine leblose Gestalt auf dem Boden davor.
    Nein, verbesserte sie sich in Gedanken, zwei Gestalten. Eine davon mit roten Haaren um sie herum ausgebreitet.
    »Eliza!« Sie vergaß, dass sie eigentlich hatte leise sein wollen, und stürmte ins Zimmer, ohne sich umzusehen. Neben Eliza ließ sie sich auf die Knie fallen. Den alten Mann, der nur ein Stück weiter weg lag, beachtete sie kaum. Ihre Finger flogen zu Elizas Handgelenk. Ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie das schwache Pochen spürte.
    »Und wer bist du?« Die Stimme, so sanft sie auch war, ließ Rica herumfahren. Hinter der Tür, die Robin so sorgsam aufgedrückt hatte, stand ein Junge. Er trug einen Schlafanzug, und sein blondes Haar war wirr, aber das verlieh ihm keineswegs ein harmloses Aussehen, auch wenn man das hätte meinen können. Irgendetwas an seinem Gesicht kam Rica bekannt vor.
    »Ich wüsste nicht, was dich das angeht«, fauchte sie. »Hol lieber Hilfe!«
    Der Junge runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, dass dir klar ist …« Doch in diesem Augenblick trat Robin ebenfalls ins Zimmer und sah sich nach dem Jungen um. Rica sah, wie alles Blut aus seinem Gesicht wich.
    »Felix«, flüsterte er. Er starrte den Jungen an, schüttelte den Kopf, als müsse er ihn klären, und wiederholte »Felix. Was machst du hier? Wie …«
    Der Junge war mindestens ebenso blass geworden wie Robin. »Du bist hier?«, wollte er wissen und nickte in Elizas Richtung. »Ich dachte, sie hätte gelogen. Alle hier lügen. Niemand will mir irgendwas sagen. Außer Herr Wolf. Herr Wolf braucht mich.« Er lächelte, und dieses Lächeln sah nicht gerade nach einem gesunden Verstand aus. Rica sah wieder auf ihre Freundin hinab. Deren Augenlider begannen gerade zu flattern. »Was hast du mit ihr gemacht, du Psycho?«, knurrte sie.
    Felix schüttelte nur verständnislos den Kopf, doch Robins Blick wurde hart. Er sah von Rica zu Felix und wieder zurück. Rica konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Schließlich drehte er sich zu Felix um. »Willst du ihr nicht antworten?«, sagte er leise.
    Felix’ Miene verdüsterte sich. »Du hältst auch nicht zu mir?«, fragte er. »Ich dachte, du bist mein Freund.«
    »Er ist auch mein Freund«, mischte sich Rica ein. Eliza schlug die Augen auf und murmelte etwas Unverständliches. Rica versuchte, ihr auf die Beine zu helfen, aber offensichtlich war sie dazu noch zu groggy.
    »Felix, ich bin immer auf deiner Seite gewesen«, meinte Robin. »Zumindest habe ich das geglaubt. Aber jetzt? Warum arbeitest du für diese Spinner?«
    Felix wischte sich mit einer Hand übers Gesicht, als müsse er böse Gedanken verscheuchen. Er sah müde aus, fiel Rica auf. Müde und nicht besonders gefährlich. Aber das sollte sie nicht täuschen. Simon hatte auch nie gefährlich ausgesehen. »Weil Herr Wolf dafür sorgen wird, dass es aufhört«, murmelte er.
    »Er hat gelogen«, sagte Robin schlicht. »Du hast doch selbst gesagt, dass niemand hier ehrlich
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