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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1
Autoren: V Bicker
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noch das Blut, das davon heruntertropfte, um das Horrorszenario komplett zu machen.
    Dann verschwand Andreas Schatten. »Da ist nichts, Odi! Und nun lass uns nach Hause gehen!« Wieder ein Platschen, das Klicken der Hundeleine am Halsband – und das Geräusch von sich entfernenden Schritten.
    Sie kehrten nicht zurück. Rica kauerte in der Felsspalte und wartete, sie wusste nicht wie lange, denn sie konnte die Arme nicht bewegen, um ihr Handy herauszuholen und nach der Uhrzeit zu sehen.
    Sie musste hier weg, musste die Polizei anrufen, zur Schule laufen und dafür sorgen, dass die Bennetts nicht entkommen konnten, doch es war ihr nicht möglich, auch nur einen Finger zu rühren. Sie saß einfach nur da, zitterte und spürte, wie ihr Tränen über die Wangen liefen, bis sie sich schließlich irgendwann später wieder einigermaßen gefasst hatte. Noch länger dauerte es, bis ihr Körper ihr wieder gehorchte. Quälend langsam schob sie sich voran, im ersten Moment glaubte sie, dass sie stecken bleiben würde, für immer gefangen in dieser Felsspalte, aber dann gelang es ihr doch, ihre Arme zu befreien. Umständlich quetschte sie sich zum Ausgang, zögerte und wagte sich zunächst nicht hinaus. Was, wenn es eine Falle war, und Andrea lauerte ihr draußen auf?
    Rica sammelte all ihren Mut, holte noch einmal tief Luft, krabbelte ins Freie und richtete sich auf.
    Mondlicht spielte über dem Wasser. Der Wald lag still und verlassen da. Andrea war verschwunden.
    Als Rica völlig durchnässt, mit schmerzenden Gliedmaßen und todmüde über die Hofmauer der Bennetts kletterte, standen auf dem Hof zwei Polizeiwagen mit ausgeschalteten Scheinwerfern. Aus der Einfahrt zur Scheune fiel helles Licht auf das Pflaster, und Rica konnte schlurfende Schritte von dort hören. Ansonsten war es erstaunlich ruhig, überhaupt nicht wie bei einem Polizeieinsatz im Fernsehen.
    Rica blieb stehen und überlegte, ob sie hineingehen und den Polizisten vielleicht irgendwelche Fragen beantworten sollte. Sie hatte sich gerade dagegen entschieden, als ein vierbeiniger Schatten um die Hausecke bog, kurz innehielt und dann mit freudigem Bellen auf Rica zusprang. Odi, mindestens ebenso nass wie Rica selbst, warf sich vor ihr auf den Bauch, wälzte sich dann auf den Rücken und streckte alle vier Beine in die Luft. Er stieß ein glückliches Winseln aus und erwartete offensichtlich, dass sie ihn kraulte.
    Rica wollte ihn wegscheuchen und sich verdrücken, doch in diesem Moment trat eine Gestalt aus der erleuchteten Scheune, sah sich nach dem bellenden Hund um und entdeckte Rica.
    »Rica!« Mit einem Aufschrei stürzte Eliza auf sie zu, fiel ihr um den Hals und drückte sie so fest, dass Rica fast die Luft wegblieb. Dabei ließ sie einen Wortschwall los, der Rica völlig überforderte. »Ich wusste nicht … Hab schon gedacht, du wärest … Auf der Suche … Polizei.« Rica stand einfach nur da und genoss es, im Arm gehalten zu werden, aber schon nach kurzer Zeit wurde es ihr zu viel. Vorsichtig, um nicht unfreundlich zu erscheinen, befreite sie sich aus Elizas Umklammerung.
    »Hat die Polizei … Sind sie noch rechtzeitig gekommen?« Sie merkte, dass sie Mühe hatte, ihre Gedanken und auch ihre Worte zu ordnen. Müdigkeit durchflutete sie und machte das Denken anstrengend.
    Eliza kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Jein«, sagte sie schließlich. »Lars ist hiergeblieben und redet gerade mit den Beamten, Andrea hat es allerdings irgendwie vom Schulgelände geschafft. Jedenfalls ist sie nicht mehr hier.« Eliza verzog das Gesicht. »Tut mir leid, Rica. Wenn es nur auf mich angekommen wäre, hätte ich es überhaupt nicht geschafft. Aber die Polizei war schon auf dem Weg.« Sie lächelte, ein bisschen verlegen und ein bisschen verschmitzt. »Robin hat sie wohl alarmiert.«
    »Robin?« Obwohl sie völlig durchnässt und erschöpft war und ihr ganzer Körper höllisch schmerzte, kehrte das warme Gefühl in Ricas Bauch zurück. »Wann?«
    »Als du von den Bennetts nicht zurückgekommen bist, hat er sich Sorgen gemacht. Er hat wohl die ganze Zeit auf dich gewartet.« Elizas Lächeln wurde breiter. »Robin ist in Ordnung«, fügte sie wie beiläufig hinzu.
    Rica erwiderte nichts. Die Wärme in ihrem Inneren schien sich immer weiter auszubreiten. Sie hatte Freunde. Eliza und Robin. Es war ein gutes Gefühl, aber sie wusste nicht, wie sie es Eliza gegenüber ausdrücken sollte. Glücklicherweise schien diese auch ihr Schweigen zu verstehen. Sie griff nach Ricas
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