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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1
Autoren: V Bicker
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presste die Zähne aufeinander, damit sie nicht gegeneinander schlagen konnten.
    Odi sprang fröhlich bellend vor ihrem Unterschlupf herum, als sei das Ganze ein wunderbares Spiel. Andreas Schritte entfernten sich kurz von den Felsen, kehrten dann wieder zurück und blieben einen Moment lang stehen. Andrea schwieg. Offensichtlich wusste sie nicht mehr weiter.
    »Odi, hierher!«
    Der Hund peste durchs Wasser, dann hörte Rica, wie eine Leine in sein Halsband gehakt wurde. Ob Andrea aufgab? Rica vernahm ihre Stimme. »Ja? Hast du das andere Mädchen?« Andrea telefonierte offenbar mit Lars. »Idiot. Mach, dass du zurückkommst. Wenn sie die Polizei holt, dann müssen wir sehen, dass wir schnell abhauen.«
    Pause.
    »Nein, aber die erwische ich noch. Mach dir da keine Gedanken, das ist ja sowieso nicht deine Stärke.«
    Pause.
    »Tu gefälligst, was ich dir sage!«
    Ein Piepston sagte Rica, dass Andrea aufgelegt hatte. Doch im nächsten Moment begann sie schon wieder zu sprechen. Anscheinend hatte sie eine zweite Nummer angerufen.
    »Hier ist Andrea. Wir haben ein Problem, und ich muss wissen, ob du zu uns stehst.« Offensichtlich bemühte sie sich, forsch zu klingen, aber das gelang ihr nicht besonders gut. Ihre Stimme hörte sich eher unterwürfig an. »Zwei Mädchen. Sie haben es herausgefunden. Nein, ich weiß auch nicht, wie viel, aber sie wissen zumindest von Jo –«
    Rica hätte alles darum gegeben zu wissen, was der andere Gesprächspartner zu sagen hatte. Na ja, fast alles – alles hätte sie darum gegeben, endlich aus dieser engen Spalte hinauszukommen. Ihre Arme und Beine begannen, sich unangenehm zu verkrampfen, und das Blut von ihrer Stirn lief ihr in die Augen.
    »Ich habe das alles für dich getan. Jetzt kannst du mir mal helfen.«
    Danach folgte eine so lange Pause, dass Rica schon dachte, Andrea sei gegangen. Als sie schließlich wieder sprach, schwang eine Mischung aus Enttäuschung, Wut und Angst in ihrer Stimme mit. »Wenn ich daran denke, was ich alles für euch aufgegeben habe. Nur euretwegen bin ich hierhergekommen, und alles nur, weil ich daran geglaubt habe. An die gute Sache. An eure Sache. An das Institut. Aber wenn ich mir dich jetzt so anhöre, dann weiß ich, dass ich mich in dir getäuscht habe. Ich bin wohl doch auf mich allein gestellt.«
    Wieder das leise Piepen, dann ein kaum vernehmbares Rascheln von Stoff, als Andrea das Handy wieder zurück in ihre Tasche schob. Dann klingelte die Hundeleine leise, als Andrea sie vom Halsband löste.
    »Komm schon, Odi, wir sollten von hier verschwinden. Die werden uns einfach fallen lassen.«
    Odi winselte, stieß ein leises Bellen aus und sprang auf. Andreas Beine verschwanden aus Ricas Blickfeld, und an dem leisen Platschen und dem Knirschen von Kies unter ihren Schuhen erkannte sie, dass Hund und Frau sich entfernten.
    Erleichtert atmete sie auf, doch da verdunkelte plötzlich eine massige Gestalt auf vier Pfoten den Eingang, ein überwältigender Geruch nach nassem Hund breitete sich aus, und dann bellte Odi so laut und glücklich, dass Rica die Ohren dröhnten.
    »Was ist denn jetzt los, alter Junge?« Andreas Stimme kam vom Ufer aus hinüber. »Komm nach Hause! Hasen jagen kannst du auch später.«
    Odi winselte und warf sich auf den Bauch, um sich zu Rica in den schmalen Spalt zu quetschen. Sie versuchte, sich noch weiter zwischen die Felsen zurückzupressen, doch hinter ihr und um sie herum war nur harter, unnachgiebiger Stein. Wie eine kräftige Hand schloss er sich um ihren Brustkorb und drückte unerbittlich zu.
    »Odi, komm schon!« Zu Ricas Entsetzen näherten sich die Schritte wieder ihrem Versteck. Wasser spritzte und schwappte in kleinen Wellen in die schmale Öffnung, gleich darauf wurde Odi ein Stück vom Eingang weggeschoben.
    »Du dummer Hund! Wir haben keine Zeit. Was ist denn da?« Andrea bückte sich zu ihrem Hund hinunter und griff ihn am Halsband. Sie zog ihn vom Eingang weg und beugte sich dann runter, um selbst in die Spalte zu lugen.
    Rica erstarrte. Andreas Körper verdeckte auch das letzte bisschen Nachthimmel, sodass alles in tiefe Dunkelheit getaucht wurde. Nur ein schmaler Streifen in Andreas Hand war vom Mondlicht angestrahlt.
    Das Messer. Sie hatte es mitgebracht. Rica schloss für einen Augenblick die Augen. Jetzt war alles vorbei. Hoffentlich ging es wenigstens schnell.
    Andrea starrte ihr direkt ins Gesicht. Minutenlang, stundenlang, tagelang, so jedenfalls kam es Rica vor. Das Messer funkelte. Es fehlte nur
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