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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1
Autoren: V Bicker
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Wahnsinn denken ließ.
    Wenn man sie nur irgendwie ablenken könnte …
    Und da wurde Eliza klar, was Rica zu tun beabsichtigt hatte. Sie hatte den Blick zu Lars zwar gesehen, aber nicht in den richtigen Zusammenhang gebracht. Stattdessen hatte sie sich gefragt, was Rica von Lars wohl erwartete. Niemand, der seinen Streit mit Andrea mitbekommen hatte, konnte daran zweifeln, dass er vollkommen unter der Fuchtel seiner Frau stand und ihnen nicht helfen würde.
    Aber der Streit – genau der war es, auf den es Rica abgesehen hatte. Ein Streit war die beste Ablenkung überhaupt. Und als Eliza das verstanden hatte, wusste sie auch, was sie zu tun hatte. Ricas Mitleidstour bei Lars mochte nicht gefruchtet haben – aber sie hatte auch nicht Elizas Trumpf im Ärmel.
    Sie konnte tatsächlich etwas tun. Zum ersten Mal, seit sie dieses unsägliche Wohnzimmer betreten hatte, schöpfte Eliza wieder Hoffnung. Sie hoffte nur, dass ihr noch genügend Zeit blieb und es schnell genug funktionierte, um Lars zu überzeugen.
    Eliza schloss die Augen, atmete tief und ruhig und versuchte, sich vollkommen auf Lars zu konzentrieren. Sie dachte daran, wie sie ihn erlebt hatte, als freundlichen, offenen Menschen, der immer bereit war, den Schülern zu helfen und ihnen zuzuhören. Sie rief sich die vielen positiven Momente in Erinnerung, die sie miteinander erlebt hatten, die Kletterkurse, die kleinen Erfolgserlebnisse, wenn sie wieder eine Route in einer guten Zeit geschafft hatte. Und ganz allmählich gelang es ihr, ein durch und durch positives Bild von Lars Bennett vor ihrem inneren Auge aufzubauen. Eine Welle von Zuneigung zu dem Mann durchflutete sie, und sie musste lächeln.
    Als sie die Augen aufschlug, kauerte Lars vor ihr und wickelte das Kletterseil ab.

Kapitel zwanzig
    Flucht
    Es ist alles vorbei. Ricas Mut verlor sich endgültig, als Lars völlig teilnahmslos ins Zimmer zurückkehrte, ohne zu zögern, auf das Sofa zusteuerte und sich vor ihnen hinkauerte. Er sah nicht ein einziges Mal zu ihr auf, aber vermutlich würde es nicht mehr lange dauern, bis er entdeckte, dass sie nicht mehr gefesselt war. Spätestens, wenn er Elizas Hände band.
    Wir werden sterben. Andreas Messerspitze streifte ganz leicht ihren Hals, fast wie ein Streicheln. Rica wagte es nicht, hinzusehen. Wenn sie das tat, würde sie endgültig in Panik verfallen.
    »Na, jetzt ist deine Klappe nicht mehr ganz so groß, nicht wahr?«, spottete Andrea.
    Rica antwortete nicht. Sie wandte den Kopf ab und blickte Eliza an, vielleicht, um wenigstens ein freundliches Gesicht zu sehen, bevor sie starb.
    Sie musste sich zusammenreißen, ihre Überraschung nicht zu zeigen. Eliza saß ganz ruhig da und blickte auf Lars hinab, der vor ihr kniete und das Kletterseil halb abgewickelt hatte. Aber er machte nicht weiter. Er saß einfach nur da und schaute zu Eliza auf. In seinem Gesicht spiegelten sich die widersprüchlichsten Emotionen wider, Angst, Mitleid, Verwirrung. Die Vielzahl von Gefühlen schien ihn zu lähmen und völlig handlungsunfähig zu machen.
    »Lars?« Jetzt schien auch Andrea zu merken, dass etwas im Busch war. Sie sah zwar Rica weiterhin misstrauisch an, doch ihre Augen huschten für einen kurzen Moment zu ihm hinüber.
    »Lars, nun mach schon! Wir haben nicht ewig Zeit. Irgendwann wird jemand die Mädchen vermissen, und wer weiß, wem sie gesagt haben, wohin sie gehen.«
    Ein Schauer durchlief Lars’ Körper, und mit einem plötzlichen Ruck erhob er sich. »Ich mach das nicht«, sagte er, viel entschlossener, als Rica es ihm zugetraut hätte. »Ich bringe keine unschuldigen Mädchen um. Sie haben uns nichts getan. Wir können sie auch auf eine andere Weise zum Schweigen verpflichten.«
    Andreas Kopf fuhr herum. Wenn sie nicht noch so viel Angst gehabt hätte, hätte Rica über den entgeisterten Gesichtsausdruck ihrer Kletterlehrerin sicher gelacht. »Bist du wahnsinnig? Nach allem, was sie hier gehört haben?« Sie schüttelte den Kopf, und zum ersten Mal entfernte sich die Messerklinge einen Moment von Ricas Hals. »Lass dein Gewissen gefälligst da raus und mach, was ich dir sage!« Ihr Tonfall war scharf und befehlsgewohnt, und sie schien sich sicher zu sein, dass Lars auch spurte, denn sie wandte sich gleich wieder Rica zu.
    Doch mit einem großen Schritt war Lars an ihrer Seite, griff nach ihrem Handgelenk und bog das Messer von Ricas Hals weg. Andrea schrie auf und versuchte, sich loszureißen, aber jetzt zahlte sich aus, dass Lars viel größer und
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