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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher
Autoren: Frank Demant
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dreißig oder fünfzig Liter?“
    Frederik Funkal: „Fünfzig.“
    Herr Schweitzer hatte es befürchtet. Er ließ sich das Handy geben. Zuerst rief er Maria an. „Ich erkläre es dir später. Bitte komm sofort in die schwule Frau Rauscher. Bring am besten Karin und Weizenwetter mit. Danke. Bis gleich.“
    Es folgten Anrufe in seinen Stammlokalen Zum Dautel, Weinfaß, Zum Eichkatzerl und Frühzecher.
    Als das erledigt war, befreite ihn Frederik Funkal von den Handschellen. „Na also, geht doch.“
    „Danke.“ Herr Schweitzer rieb sich die Druckstellen seines Handgelenks. „Du weißt, daß du dir damit jede Menge Ärger einhandelst.“
    „Nicht damit. Lola sitzt im Central Prison of Chiang Rai. Mit ihr ist die nächsten Jahre also nicht zu rechnen. Und der Pächter Stefan Kalter ist uns durch die Lappen gegangen. Ich glaube nicht, daß der so schnell wieder auftaucht. Wenn er schlau ist, spielt er Doktor Richard Kimble auf der Flucht.“
    „Aber warum ist das auch deine Abschiedsvorstellung?“
    „Ich kündige. Die Inhaftierung Sabines ist absolut rechtswidrig. Nun, da ihr Gatte tot und Lola in den Händen der thailändischen Justiz ist, bedarf es nicht einmal eines Rechtsanwalts Hubertus Mauer, um sie freizubekommen.“
    „Wie meinst du das?“
    „Ziemlich simpel. Die behaupten einfach, alles sei Jürgens Idee gewesen. Sie, Sabine, habe ihre Nebenrolle nur gespielt, weil sie ihrem Ehemann hörig war. Beihilfe zum versuchten Versicherungsbetrug, das reicht allenfalls für eine Bewährungsstrafe. Oder ein kleiner Geldbetrag an eine karitative Organisation zur Einstellung des Verfahrens.“
    „Aber warum hast du sie denn überhaupt eingesperrt, wenn du es doch besser weißt?“
    „Es war mir ein Bedürfnis, dieser blöden Kuh mal so richtig eins auszuwischen. Aber die Idee mit der Kündigung trage ich schon die ganze Zeit mit mir herum. Außerdem erspare ich mir auf diese Weise den Anschiß von der Sedlurak wegen unseres teuren Rückflugs und der abhandengekommenen Dienstwaffe. Und René vom Frühzecher hat mir angeboten, bei ihm als Bedienung zu arbeiten. Das paßt doch alles prima. Und falls ich tatsächlich mit dem Geld nicht auskomme, helfe ich dem Simon Schweitzer als Privatdetektiv. Ich an deiner Stelle würde das Angebot annehmen. Meine Kontakte reichen höher, als du ahnst.“
    Herr Schweitzer sagte: „Gute Idee“, war sich dessen aber gar nicht mal so sicher. Er fand, seine erste Vorstellung als alleinverantwortlicher Detektiv sei eher lausig ausgefallen. Das Observationsobjekt tot, die Auftraggeberin im Kittchen und ganz allgemein kurz vor der Klapsmühle – nichts, womit sich Werbung für ein Detektivbüro betreiben ließe. Und außerdem verspürte er dringenden Rekonvaleszenzbedarf. Obendrein mußte er das Erlebte erst einmal aufarbeiten, zu schnell waren die letzten Tage an ihm vorbeigerauscht. Er wurde das Gefühl nicht los, mehr Abenteurer denn Ermittler gewesen zu sein.
    Und alle, alle kamen sie. Maria als erste. Herr Schweitzer wurde mit tausend Küssen überschüttet. Bertha vom Weinfaß hatte ihren Laden kurzerhand komplett geschlossen und die Kundschaft der Einfachheit halber gleich mitgebracht. Sie hatte schon immer ein Näschen für geschichtsträchtige Orgien, bei denen die Wände wackelten.
    Auch der Nackte Jörg steckte seine Nase herein. Er, der sonst immer früh schlafen ging, sprang in dieser Nacht der Nächte über seinen Schatten, der mit dem Zipfelchen sehr männlich wirkte (der Schatten), und blieb bis Sendeschluß.
    Ein Knabe vom anderen Ufer, der von der vorübergehenden und nun endgültigen Schließung der schwulen Frau Rauscher nichts mitbekommen hatte und nur auf gut Glück vorbeikam, war ob des Freibiers hoch erfreut und telefonierte umgehend ein paar Kumpels von Hibbdebach herbei. Von denen erfuhr Herr Schweitzer späterhin auch Europas wichtigste Flüsse: Rhein Inn Main Po.
    Einige Male machten auch Sachsenhäuser Streifenwagenbesatzungen in der schwulen Frau Rauscher Station, um mit dem ein oder anderen alkoholischen Getränk das Betriebsklima aufzulockern.
    Als dann auch noch die Angestellten vom Dautel, Frühzecher und Eichkatzerl inklusive ihrer nimmermüden Stammkundschaft hereinschneiten, war die Kneipe gerammelt voll. Und voll gerammelt wurde auch. Von den Homos. Im Darkroom.
    Es war noch nicht einmal vier Uhr, als René zusammen mit Earthquake-Werner des Nachschubbedarfs wegen zum Frühzecher zurückging und kurz darauf zwei weitere Fässer
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