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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher
Autoren: Frank Demant
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tun?“
    „Wir verhaften die Sikora.“
    „Da wird aber ihr Anwalt noch ein Wörtchen mitreden wollen. Weiß sie schon, daß Jürgen tot ist?“
    „Von mir nicht, aber das werden wir ja gleich sehen. Aber ich glaube nicht, daß sie diese Nachricht umwirft, schließlich hat sie ihn unlängst selbst schon abzuknallen versucht. An Jürgens Tode dürfte sie folglich gewöhnt sein. Für Sabine die reinste Routine, sozusagen.“
    „Aber jetzt ist es wohl unwiderruflich.“
    „Der Tod ist immer endgültig.“
    „Nicht immer, für Extrem-Islamiten geht’s danach erst richtig los“, schulmeisterte Herr Schweitzer.
    „Das hast du schön gesagt.“
    „Ich kenne mich halt aus.“
    „Mit Jungfrauen?“
    „Nein, mit Extrem-Islamiten und ihren Keuschheitsgürteln.“
    „Du meinst wohl Sprengstoffgürtel.“
    „Stimmt. Gut, wenn wenigstens einer aufpaßt.“
    „Komm, laß es uns hinter uns bringen.“ Schmidt-Schmitt erhob sich.
    Wenn am Ende auch einige Fragen auf ewig ungelöst blieben, so klärte sich zumindest des toten Jürgens späte Schwulwerdung und seine Befreiung vom Ehejoch, als ihnen nämlich von Sabine die Wohnungstür geöffnet wurde. Ihnen – das waren Herr Schweitzer, Michael Schmidt-Schmitt und ihr beider Zechgenosse Frederik Funkal, den der Oberkommissar auf dem Weg zum Frühzecher zur Verstärkung abgefangen hatte. Jedenfalls sah Sabine Sikora in ihren rosafarbenen Leggings völlig daneben aus.
    Doch sei’s drum, seine existentiell-philosophischen Gedankenspiele wurden von Schmidt-Schmitts Stimme unterbrochen: „Sabine Sikora, Sie sind verhaftet. Sie werden des versuchten Mordes, des Versicherungsbetrugs und Drogenschmuggels verdächtigt.“
    „Des Drogenschmuggels?“ Die Juwelierin war echt erstaunt. Herr Schweitzer kaufte es ihr ab.
    „Aha“, sagte Schmidt-Schmitt mit einer Portion Süffisance, „die zwei anderen Tatbestände geben sie also zu.“
    Was macht der da, überlegte der Detektiv, der Mordversuch ist doch allgemein bekannt und dokumentiert. Und ihr Anwalt hat sie trotzdem freibekommen. Dagegen ist doch der Versicherungsbetrug, so es denn überhaupt einer ist, die reinste Kinderei.
    „Was geht hier vor?“ ertönte eine tiefe männliche Stimme aus dem Hintergrund. Der Sprecher hatte ein Handtuch um die Hüften geschwungen, war braungebrannt, trug ein Goldkettchen um den Hals und hatte triefende Brillantine ins Haar geschmiert.
    Aha, dachte Herr Schweitzer nun erstaunt, gibt es also doch ein Äquivalent zu Leggings. Wer hätte das gedacht? Schade, daß ich keinen Fotoapparat dabei habe. Falls sich Maria mal wieder über meine angeblich unmöglichen Klamotten beschwerte, so könnte ich ihr dann diesen Kerl hier zeigen. Der sieht ja schon nackt wie die Karikatur eines Mannes aus.
    „Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“ wollte der Oberkommissar wissen.
    „Das ist Stefan Kalter, Mischa“, beantwortete Herr Schweitzer die Frage. „Dem gehört die schwule Frau Rauscher und der Bungalow im Bischofsweg.“
    Erstaunt drehte er sich um. „Woher weißt du das?“
    „Weibliche Institution“, kam es recht überzeugt vom Detektiv. Er strahlte.
    Schmidt-Schmitt wußte nicht recht, ob er dem Glauben schenken sollte. „Stimmt das? Sind Sie Herr Kalter?“
    „Was geht Sie das an?“ erwiderte der Schönling arrogant und trocknete sich mit dem Handtuch das Gemächt. Selbstgefällig war sein Grinsen.
    Doch Schmidt-Schmitts Miene strahlte absoluten Hochgenuß aus. „Dann ziehen Sie sich jetzt schön mal an. Und die Rolex können Sie hierlassen. Den Platz brauchen wir für die Handschellen. Auch Sie sind verhaftet. Laut Waldemar Hanuchs Aussage sind Sie der Chef eines Drogenhändlerrings.“
    Selbst ungeübte Beobachter hätten erkennen können, daß Denken sein Schwachpunkt war. Die Gesichtsmuskeln Stefan Kalters machten, was sie wollten.
    Da wirklich unabsehbar war, was dabei herauskommen könnte, zogen sowohl Schmidt-Schmitt als auch Frederik Funkal fast gleichzeitig vorsichtshalber ihre Dienstwaffen. Man wollte auf alles vorbereitet sein. Herr Schweitzer trat einen Schritt zur Seite, mit nur einem Auge lugte er um den Türrahmen. Er wäre nicht der erste in der Feuerwaffengeschichte gewesen, den ein Querschläger erwischte. Sein Detektivherz beschleunigte den Rhythmus.
    Auf Sabine jedoch war niemand vorbereitet.
    Nach Schmidt-Schmitts „Ach übrigens, ihr Mann hat sich umgebracht“ benebelten die Mächte der Finsternis ihr Hirn. Sie senkte den Kopf und fing zu schreien an.
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