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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman
Autoren: Arne Dahl
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für die robusten Körper.

    Die drei schwedischen Polizeibeamten wurden zu einem Tisch am einen Ende der Maschine geführt. Zusammen mit Horst und Steve setzten sie sich auf die fünf Sitzplätze um den fest verankerten Tisch.

    »Wir können euch unmöglich weiter Horst und Steve nennen«, sagte Chavez. »Das klingt nach Pornoschauspielern.«

    Die beiden lachten, und Steve sagte:

    »Ich bin Roger Stone und dies ist Reinhart Vogel.« Der grüßte ein wenig halbironisch in die Runde. »Es klingt immer noch nach Pornoschauspielen«, sagte Chavez.

    Die Maschine hob ab, und als sie in der Luft waren, begann Stone zu sprechen:

    »Ich will nicht die ganze lange Geschichte amerikanischer Botschaften in Deutschland ausbreiten, sondern ein kleines, historisch signifikantes Stück herausgreifen. Der Pariser Platz in Berlin erstreckt sich vom Brandenburger Tor bis zum neu errichteten >Denkmal für die ermordeten Juden Europas<. Am südlichen Rand des Pariser Platzes lag, nur durch die Behrensstraße vom Denkmal getrennt, am Anfang des Jahrhunderts der Blücherpalast. Dieser Palast wurde im Jahre 1930 vom amerikanischen Staat gekauft, um dort eine Botschaft einzurichten. Leider kam es zu einem Brand, bevor der Umzug stattfand, und als das Gebäude endlich restauriert war, hatten die Zeiten sich geändert. Die Botschaft zog zwar 1939 noch ein, doch dann kam der Krieg und die Botschaft wurde geräumt. Während des Krieges wurde der Blücherpalast zerstört und im April 1957 vom ostdeutschen Regime kurzerhand abgerissen. Damals lag nämlich der gesamte Pariser Platz in dem großen Niemandsland, das das DDR-Regime zwischen den zwei Mauern, aus denen die Berliner Mauer eigentlich bestand, geschaffen hatte. Als die Mauer im November 1989 fiel, gab es zwei amerikanische Botschaften in Deutschland, eine in Bonn und eine in Ostberlin. Als Berlin offiziell zur Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands erklärt wurde, hatte man selbstverständlich vor, eine neue amerikanische Botschaft zu bauen. Man dachte natürlich an das Gebäude in amerikanischem Besitz, am südlichen Rand des Pariser Platzes, wo einst der Blücherpalast gestanden hatte, und 1992 gaben wir unsere Pläne bekannt, dort ein Botschaftsgebäude zu errichten. Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben, aus einer Abstimmung ging 1996 ein siegreicher Entwurf hervor. Nachdem 1999 die Bonner Regierung in die neue Hauptstadt umgezogen war und man die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen in die Pläne eingearbeitet hatte, wurde 2004 mit dem Bau begonnen. Die neue Botschaft ist also noch nicht fertiggestellt. Aber jetzt haben Sie einen Eindruck von der historischen Bedeutung dieser Örtlichkeit.«

    »Die dadurch nicht geringer wird, dass das Botschaftsgebäude direkt an das >Denkmal für die ermordeten Juden Europas< angrenzt«, fuhr Reinhart Vogel fort. »Und dessen Geschichte ist beinahe ebenso komplex. Es liegt auch in dem alten Niemandsland und tangiert sowohl den Bunker von Hitler wie auch den von Goebbels. Es liegt eine Pointe darin, dass Hitler sich zweihundert Meter von dem Gelände entfernt, wo jetzt das Denkmal steht, das Leben nahm. Das Denkmal erstreckt sich über eine Fläche von fast zwanzigtausend Quadratmetern und besteht aus zweitausendsiebenhundertelf Betonstelen, die alle knapp einen Meter breit und gut zwei Meter lang sind. Die Höhe der Stelen variiert. Die Höchste misst fast fünf Meter, die Niedrigste ist ganz flach, nur ein Rechteck am Boden. Dreihundertdrei von ihnen sind höher als vier Meter, dreihundertsiebenundsechzig niedriger als einen Meter. Der Rest verteilt sich dazwischen. Zusammen wiegen die Betonblöcke über einundzwanzigtausend Tonnen. Sie sind symmetrisch angeordnet, mit geraden asphaltierten Gängen dazwischen, auf denen die Besucher sich bewegen. Das Monument wurde nach langem Streit und vielen Diskussionen vor drei Monaten eingeweiht, am zehnten Mai, und am zwölften für die Allgemeinheit geöffnet. Es ist ein bewegendes Erlebnis, das Monument zu durchwandern. Man bekommt wirklich einen nachhaltigen Eindruck von der Dimension unseres historischen Verbrechens.«

    »Es handelt sich also um zwei symbolisch aufgeladene Orte«, sagte Roger Stone. »Und wenn Ata an den amerikanischen Außenminister herankommt und dazu noch die Botschaft und das Monument sprengt, dann muss das als ein wirklicher Volltreffer für den islamischen Fundamentalismus angesehen werden. Amerikaner und Juden auf einen Schlag.«

    »Und natürlich noch eine
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