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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
Autoren: Michael Kibler
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nicht auf Margots Gegenfrage ein: »Wissen Sie, wer das getan hat?«
    »Nein, daran arbeiten wir.«
    »Und ich bin sicher, Sie haben kaum eine Spur.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil alle Ihnen erzählt haben, wie perfekt Emil war. Wie zuckersüß sein Leben war, sodass sich niemand erklären kann, wer ihm Böses wollte.«
    »Aber Sie wissen das?«
    »Ja. Ich kenne ihn. Ich kannte ihn. Vielleicht besser als irgendjemand anderes.«
    »Also hatten Sie ein Verhältnis?«
    »Ja. Aber ein besonderes.«
    Horndeich schaltete sich ein: »Sie haben ihn über zwei Jahre lang gebeten, sich scheiden zu lassen, er hat immer gesagt, er würde seine Frau verlassen, aber er hat es nie getan – und da sind bei Ihnen irgendwann die Sicherungen durchgebrannt.«
    Marlene Ritter sah Horndeich an. Sie musterte ihn kalt, und Margot konnte in ihrem Blick vor allem eines erkennen: Verachtung.
    »Herr Horndeich, Sie können versichert sein, dass ich viel wollte, aber ganz sicher nicht mit seiner Frau tauschen. Die Ebene, auf der Emil und ich miteinander umgegangen sind, war eine andere.«
    »Welche?«, wollte Margot wissen.
    »Eine rein sexuelle.«
    Warum war Margot nicht überrascht? Das erklärte auch, dass die Dame das Tattoo erkannt hatte.
    »Wir haben – nun, sagen wir, gewisse Neigungen geteilt. Und ausgelebt. Das war es, was uns verbunden hat, und nur das. Ansonsten hat jeder von uns sein eigenes Leben gelebt.«
    »Wie oft haben Sie sich getroffen? Und wo?«
    »Das war unterschiedlich. Emil war viel unterwegs, hielt guten Kontakt zu anderen Universitäten, war immer wieder in München, wo er ja noch die Firma hatte. Er hat mich oft mitgenommen – oder mir einfach das Ticket bezahlt, und wir haben uns dann in der Stadt getroffen, in der er gerade war.«
    »Und wie oft war das der Fall?«
    »Einmal im Monat, zweimal, je nachdem.«
    »Sie meinten eben, Sie wüssten, wer Emil Sachers Feinde waren.«
    »So würde ich es nicht formulieren. Aber er hat mir viel erzählt.«
    »… während Sie Ihre Neigungen ausgelebt haben?«
    Wieder sandte Frau Ritter Horndeich einen vernichtenden Blick. »Nein. Wir haben auch miteinander geredet. Und dadurch, dass ich außerhalb unserer Treffen nicht in sein Leben involviert war, hat er mir viel erzählt.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel sagte er, dass seine Frau ein Alkoholproblem hat. Dass er sich kaum traut, sie zu irgendeinem offiziellen Anlass mitzunehmen – wobei das in seinen Kreisen oft wichtig sein kann. Aus beruflichen Gründen. Um weiterzukommen.«
    »Frau Sacher ist Alkoholikerin?«
    »Wenn mir Emil keinen Mist erzählt hat – und er hat keinen Grund dazu gehabt, ja, dann ist sie das wohl.«
    »Was hat er Ihnen über seine Kollegen und Mitarbeiter erzählt?« Einerlei, ob diese Zeugin Margot sympathisch war oder nicht – auf jeden Fall erweiterte sie ihre Perspektive auf den toten Emil Sacher.
    »Meinen Sie Weller, der ihn am liebsten aus der Uni gefegt hätte, weil Sacher die kommissarische Leitung bekommen hat? Oder meinen Sie Sven Taggt, seinen Teilhaber an der Firma in München, der davon überzeugt ist, dass ihm mindestens zwei Drittel von den Gewinnen zustehen würden?«
    Marlene Ritter sah Horndeichs Lächeln nicht, da sie nach wie vor nur mit Margot direkt sprach. Aber Margot konnte dieses Lächeln verstehen. Die Dame in Rot war keine zehn Minuten im Raum – und schon hatten sie drei Ansatzpunkte, mit denen sie weiterarbeiten konnten.
    »Und der Sohn war auch nicht gerade begeistert, als Emil ihm den Geldhahn zugedreht hat. Nachdem der junge Mann bereits dreimal unangenehm bei Ihren Kollegen aufgefallen ist.«
    Punkt Nummer vier. Auch wenn diese schöne junge Frau mit ihrer Arroganz nicht gerade gut bei Margot ankam – wenn es nach ihr ging, durfte Marlene Ritter den Raum gern noch ein wenig länger mit ihrer Attraktivität erhellen. Wenn sie dabei nur weiter aus dem Nähkästchen plauderte.
    »Frau Ritter – können Sie uns etwas über diese Tätowierung sagen?«
    Die Angesprochene nickte. Und zum ersten Mal bekam ihr unterkühltes Auftreten leichte Risse. Sie schlug den Blick nieder, und Margot hatte den Eindruck, dass sie kurz mit den Tränen kämpfte.
    »Ja, das kann ich. Wir haben sie uns beide am selben Tag stechen lassen.«
    »Gemeinsam?« Nun war Margot doch ein wenig irritiert. »Sie haben die gleiche?«
    »Ja. An der gleichen Stelle.«
    Margot war froh, dass sie mit Rainer seinerzeit nur Ringe getauscht hatte. Die konnte man abstreifen. Zumindest
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