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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
Autoren: Michael Kibler
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Sachers Kollegen auf den Zahn fühlen.«
    Margot nickte. Am Fachbereich Fahrzeugtechnik war der Institutsleiter seit Monaten erkrankt – und Sacher hatte die Leitung kommissarisch übernommen. Das, obwohl sein Kollege Gerhard Weller bereits fünf Jahre länger am Institut arbeitete. Aber angeblich waren sie dennoch dickste Kumpel, wollte man der Aussage Wellers von vor gut zwei Wochen Glauben schenken.
    Es klopfte zaghaft an der Tür.
    »Herein«, sagte Horndeich, und sein Blick fiel auf die Gestalt, die im Türrahmen stand. Margot wollte auch dorthin schauen, aber sie konnte den Blick nicht gleich von Horndeich abwenden. Cartoon-Figuren bekamen in solchen Situationen immer Stielaugen. Dann sah sie zum Türrahmen. Okay. Alles klar. Die Frau war wohl Mitte zwanzig und bildhübsch. Margot erkannte auf den ersten Blick, dass sie kaum geschminkt und ihre Ausstrahlung daher authentisch war. Da es bereits jetzt, um zehn Uhr, fast dreißig Grad im Schatten hatte, war die Dame entsprechend luftig gekleidet. Das rote Kleid saß perfekt, die Sandaletten ebenfalls – und der dezente Schmuck fügte sich zusätzlich perfekt ins Bild. Seit Kurzem hörte Margot gern die Lieder der deutschen Sängerin Ina Müller – auch wenn die tollen Texte nicht von ihr, sondern von dem begnadeten Frank Ramond stammten. Der hatte für Ina unter anderem den Refrain gedichtet: Ich hab lieber Orangenhaut als gar kein Profil . Bis eben hatte Margot diese Zeile so gemocht, dabei an Rainers Rhonda gedacht und Ina und Frank vorbehaltlos zugestimmt. Und nun wusste sie, dass jedes Profil gegen diese Schönheit verblassen würde.
    »Bin ich hier richtig bei Frau Hesgart und Herrn Horndeich?« Die Venus sah beide an. Und hatte auch noch so eine verdammt engelhafte Stimme. Ekelhaft. »Die Dame von der Pforte hat mich zu Ihnen geschickt.«
    »Ja«, entgegnete Margot. »Was können wir für Sie tun?«
    »Ich komme wegen Emil Sacher. Dem Toten. Dem aus dem See.«
    Horndeich sah wieder zu Margot. Okay, so viel Professionalität war dann doch noch übrig. Dann schaute er wieder auf den strahlenden Morgenstern: »Woher wissen Sie, dass er tot ist? Das haben wir noch nicht an die Presse gegeben.«
    »Setzen Sie sich doch«, sagte Margot.
    Horndeich schob der jungen Frau einen Stuhl vom Rand des Büros heran. Dann setzte er sich wieder hinter seinen Schreibtisch.
    Die Dame ließ sich auf dem Stuhl nieder, und ihr Blick wanderte zwischen Margot und Horndeich hin und her, bis er schließlich auf Margots Gesicht verweilte. Wenigstens das. »Er ist tot, nicht wahr?«
    »Darf ich Sie nach Ihrem Namen fragen – und danach, in welchem Verhältnis Sie zu Herrn Sacher stehen?«
    »Ich heiße Marlene Ritter. Ich studiere in Frankfurt an der Fachhochschule Maschinenbau. Dort habe ich Emil – also Herrn Dr. Sacher – kennengelernt. Er ist ein Freund von mir.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass er der Tote aus dem See sein könnte?«, wollte Margot von der jungen Frau wissen.
    »Die Bilder im Netz.«
    »Nun, auf dem Bild auf der Webseite dieser Boulevardzeitung konnte man nicht viel erkennen.«
    »Nein, da nicht. Aber es gibt ja noch andere Bilder im Netz.« Marlene Ritter zog ihr Handy aus der kleinen Handtasche und fuhr mit den Fingern ein paarmal über den Bildschirm. Dann zeigte sie es Margot.
    Drei Fotos, alle aufgenommen, als der Tote noch im Wasser trieb. Einmal das Gesicht des Toten. Dann die Fesselung, als das Boot der Bereitschaftspolizei den Körper in Richtung Ufer bugsierte, ganz deutlich und gestochen scharf. Und dann ein Bild des Tattoos, als sich die Leiche auf dem Weg zum Ufer gedreht hatte. Die Zurückhaltung von Informationen war im Zeitalter des Internets ein klein wenig schwieriger geworden, dachte Margot.
    »Wie lange kannten Sie Emil Sacher?« Mit der Wahl der Tempusform des Verbs gab Margot nun zu, dass der Tote Emil Sacher war.
    Das registrierte auch Marlene Ritter. Ihr Blick wanderte nochmals kurz zu Horndeich, dann sah sie wieder Margot an. »Knapp drei Jahre.«
    Margot sagte nichts. Sollte die junge Frau erzählen.
    Die fuhr auch sogleich fort. »Ich war im ersten Semester, als Emil einen Vortrag über Fahrdynamik von Zweirädern gehalten hat. War an die fortgeschrittenen Semester gerichtet, aber da ich mich schon immer für Motorräder interessiert habe, ging ich hin. Saß zufällig ganz vorn. Und Emil hat mich dort gesehen. Nach der Vorlesung bin ich zu ihm hin – und wir sind zusammen essen gegangen.«
    »Nur das?«
    Marlene Ritter ging gar
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